Song of Blood (German Edition)
Handtuch verborgen, da sich Far soeben die Haare trocken rubbelte.
Mathis’ Blick glitt über den leicht gebräunten, sehnigen und muskulösen Körper und den Sixpack-Bauch bis hin …
„Mon Dieu“, hauchte er hingerissen.
Songlian gab ihm unvermittelt einen warnenden Klaps auf den Hinterkopf.
„Starr mir nichts weg.“
„Hm?“ Far nahm das Handtuch herunter. Jetzt erst bemerkte er Mathis.
„Hältst du meinen Platz dort frei oder wolltest du etwa mitmachen?“, fragte er den Franzosen, der ihn ungeniert musterte, im provokanten Ton.
Mit einem weiteren „Mon Dieu“, wandte der sich an Songlian: „Er kennt keinerlei Scham, non?“
„Oh, er ist furchtbar schüchtern und zurückhaltend. Ich muss mich manchmal ganz schön bremsen, um ihn nicht zu überfordern“, antwortete Songlian ruhig und pustete in seinen Kaffee, um ihn abzukühlen. Im nächsten Moment warf sich Far auf ihn und begann ihn zu kitzeln.
„Schüchtern, he?“
Lachend wand sich Songlian unter Fars Händen.
Geistesgegenwärtig rettete Mathis die Tasse mit ihrem heißen Inhalt, obwohl die Hälfte trotz seiner Bemühungen überschwappte und die Laken befleckte. Dann schüttelte er belustigt den Kopf. Da lümmelte er in Songlians Bett und sein langjähriger Freund wälzte sich ungeniert mit einem anderen Vampir splitterfasernackt umher. Aber er lachte. Und wie er lachte. Ganz anders als in den letzten Monaten, in denen ihn allein die Erwähnung von Fars Namen in tiefe Melancholie gestürzt hatte. Mathis wurde es warm um sein Herz und während er den für Songlian gedachten Kaffee trank, schaute er sich die Neckereien der beiden amüsiert an.
Endlich kicherte Songlian völlig außer Atem: „Far, hör auf. Wir haben Besuch, falls dir das entfallen sein sollte.“
Far warf einen schrägen Blick auf Mathis, der es sich mit übereinandergeschlagenen Beinen gemütlich gemacht hatte und nun inzwischen Fars Kaffee trank.
„Macht ruhig weiter und lasst euch von mir bloß nicht stören.“ Er gab sich tolerant.
„Du hast mir gesagt, du hättest ihn nie im Bett gehabt.“ Gespielt anklagend deutete Far auf Mathis.
Songlian streckte ihm die Zunge raus und schlüpfte an Far vorbei, um das Bad aufzusuchen. Dabei spöttelte er im Gehen: „Vergiss den alten Mann dort einfach. An ihm ist ein kleiner Voyeur verloren gegangen.“
„Alter Mann!“ Mathis schnaubte empört und widerstand der Versuchung, Songlian die Tasse hinterherzuwerfen. „Nur weil ich ein paar Jahre älter bin als Florean.“
„Wie viel sind denn ein paar Jahre?“, erkundigte sich Far und nahm ihm die Tasse ab, um den letzten Schluck selbst zu trinken.
„Etwa dreihundertsiebzig.“ Mathis lächelte süß. Prompt verschluckte sich Far und musste fürchterlich husten. Hilfreich klopfte ihm Mathis auf den Rücken, bis der Anfall vorbei war. Far runzelte die Stirn und rechnete nach.
„Du bist siebenhundertzweiundachtzig Jahre alt?“, fragte er endlich entgeistert.
„Genauer gesagt siebenhundertneunundachtzig Jahre. Schockiert dich das etwa?“ Mathis lachte vergnügt, weil Far vor sich einen etwa zwanzigjährigen Mann sitzen hatte. Jedenfalls was das Äußere anging.
„Und seitdem lebst du in Paris?“, fragte Far fasziniert.
„Mais oui. Ich habe die Stadt wachsen sehen”, murmelte Mathis in Erinnerungen versunken. „Paris war immer fantastisch und voller Charme. Und was gab es nicht alles zu erleben! Ich habe Jeanne d’Arc kennengelernt, bin Kardinal Richelieu begegnet und habe die ersten Gehversuche Ludwigs XIV beobachtet. Damals habe ich eine ganze Weile im Palais Royal als Gehilfe des Finanzministers gearbeitet. Und einmal durfte ich sogar die Hand von Jeanne-Antoinette Poisson küssen. Sacrement, was für eine Frau.“
„Wer ist diese Poisson, dass du dich derartig an sie erinnerst?“
„Du hast sicher von der Marquise de Pompadour gehört“, antwortete Mathis leise lächelnd.
„War sie nicht die Mätresse des Sonnenkönigs?“
„Der Sonnenkönig?“ Mathis zog eine Augenbraue in die Höhe. Wie konnte jemand die liebenswerte Madame Poisson nicht kennen?
„Tut mir leid. Mit Geschichtsunterricht hatte ich es nicht so“, brummte Far.
„Sie war die Geliebte von Louis XV und eine soooo entzückende Person.“ Mathis wusste, dass er nun wirklich ins Schwärmen geriet, und bremste sich mühsam.
„Du hast sie gevögelt“, stellte Far trocken fest. Mathis grinste und steckte Far damit unwillkürlich an.
„Schweigen wir darüber, mon
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