Song of Blood (German Edition)
gespannt das Duell zwischen Mathis und Jonathan. Dabei integrierten sie ihn so geschickt in ihre Frühstücksrunde, dass er sich plötzlich inmitten einer fröhlichen Gemeinschaft fand. Ohne großes Aufsehen und gekünsteltem Ärger konnte er nicht mehr ausbrechen, um sich den vielen policiers zu entziehen. Seufzend blieb Mathis also am Schachbrett sitzen und beschloss, Songlians und Fars Freunden eine Chance zu geben. Gespannt wandte er seine Aufmerksamkeit erneut Jonathan zu, der die raffinierte Falle zu ahnen schien, die er ihm gestellt hatte. Geduldig wartete er auf den nächsten Zug des IT-Technikers. Mithilfe seiner Dame versuchte Jonathan die Falle zu umschiffen.
„Zut alors!“, entfuhr es Mathis, als er merkte, dass er aufgeflogen war.
„Du machst es mir nicht gerade einfach.“ Jonathan seufzte und trank den Kaffee mit wenigen Schlucken aus. Baptiste stand bereits hinter ihm, um die Tasse nachzufüllen.
„Das Kompliment kann ich nur zurückgeben. Du spielst gut.“ Plötzlich grinste Mathis fies. „Aber nicht gut genug.“
Er setzte und lehnte sich zufrieden zurück.
„Schachmatt in vier Zügen“, verkündete er. Joey brach in lautes Jubelgeschrei aus.
„Er hat gewonnen! Jon ist geschlagen! Endlich einmal ist Jon geschlagen worden. Es gibt tatsächlich Gerechtigkeit!“ Er umarmte Mathis so spontan, dass der sich dagegen gar nicht wehren konnte, und setzte dann seinen Freudentanz rund um den Tisch fort.
„Joey, krieg dich bloß ein!“ Cooper grinste. Jonathan starrte verblüfft auf das Spielbrett. Schließlich lachte er.
„Du hast recht. Die eine Falle habe ich erkannt und bin prompt in die andere gerannt. Gratuliere.“
Mathis sah ihn kopfschüttelnd an. „Das Spiel war unfair. Du bist müde. Dafür, dass du einen Flug hinter dir und dann die ganze Nacht konzentriert gespielt hast, warst du ein würdiger Gegner.“
Jonathan lächelte dankend. „Ich schlafe mich jetzt aus und du gibst mir die Möglichkeit zur Revanche, aye?“
„Mais oui. Indessen hilft mir Florean sicherlich mit einer dieser schrecklichen Konserven aus?“ Mathis warf seinem Freund einen fragenden Blick zu. Der wirkte mit einem Mal sichtlich erleichtert, als er das Friedensangebot registrierte.
„Komm mit in die Küche, alter Gauner. Und wenn Jonathan ausgeschlafen hat, heißt es für dich gute Nacht.“
Während Jonathan in sein wohlverdientes Bett kroch, setzten die übrigen ihr gemeinsames Frühstück fort. Songlian verschwand derweilen mit Mathis in der Küche.
„Bist du dir sicher?“, fragte Songlian und holte einen der dunkelroten Beutel aus einem zweiten Kühlschrank, der in einer Ecke der geräumigen Küche stand. Imane, die Speck und Eier für die Gäste briet, brachte ihnen ein bauchiges Glas.
„Benutzen Sie das hier, Monsieur, und saugen Sie nicht wieder wie ein Kleinkind an diesem Plastikbeutel herum. In Ihrem Alter erwartet man eigentlich ein gewisses Benehmen“, sagte sie streng zu Songlian, der sich gerne einmal ein Glas sparte. Der zwinkerte Mathis amüsiert zu und füllte den Inhalt der Konserve in das Glas, das er anschließend Mathis reichte.
„Woher der Umschwung auf Konserven?“, fragte er seinen Freund, der das synthetische Blut misstrauisch musterte.
„Ich kann ja kaum auf Beutefang gehen, wenn du das ganze Haus voller policiers hast“, erklärte Mathis und probierte. „Le diable, quelle horreur. – Beim Teufel, wie widerlich.“
Songlian unterdrückte ein Auflachen, als er sein leidvolles Gesicht sah. „Na los, mein Lieber. Du musst doch irgendwann einmal mit der Zeit gehen.“
„Oui, bien sûr, aber du magst eine frisch zubereitete Mahlzeit ja auch lieber, als ein Fertigessen aus der Tiefkühltruhe“, entgegnete Mathis und leerte mit Todesverachtung das Glas.
„Na siehst du. War es denn so schlimm? Und du brauchtest in keinen ungewaschenen Hals beißen und schon gar nicht erst deinem Essen hinterher rennen.“
Fassungslos starrte Mathis ihn an. „Mon Dieu, was hast du dir bloß für Opfer gesucht, Florean? Ungewaschene Hälse, pfui. Und seit wann muss einer von uns einem Opfer hinterherlaufen? So wie du aussiehst, müssten sie hinter dir her sein.“
„Das war Spaß, Mathis.“ Songlian nahm ihm das Glas ab, um es in der Spüle auszuwaschen. Seine resolute Haushälterin schnappte es ihm aus der Hand.
„Raus aus meiner Küche“, knurrte sie dabei. „Messieurs, Sie stören mich hier. Und ich habe hier einen Haufen Arbeit. Wenn Sie also nicht Kartoffeln
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