Song of Blood (German Edition)
Gäste hast, ist es für uns kein Problem in einem Hotel unterzukommen.“
„So ein Blödsinn.“ Songlian wehrte den Einwand kurzerhand ab. „Hier ist Platz genug, und Mathis kann sich zusammenreißen und meine Gastfreundschaft nicht beleidigen.“ Songlian warf seinem langjährigen Freund einen beschwörenden Blick zu, der leider nicht viel fruchtete.
„Wir haben nicht vor irgendjemanden zu erschießen“, erklärte Cooper, sichtlich um Frieden bemüht. „Und wir wollen mit niemandem streiten, nur weil er sich von Blutkonserven ernährt.“
Songlian verdrehte die Augen und warf das sprichwörtliche Handtuch. Wie befürchtet stieß Mathis ein wahrhaftig bösartiges Zischen aus. Mehr als einer zuckte erschrocken zusammen.
„In meinem ganzen Leben habe ich mich niemals von etwas so Widerwärtigem wie einer Blutkonserve ernährt. Bei kaltem Blut kommt mir die Galle hoch, policier!“
Songlian floh machtlos an Fars Seite, während Vampir und Officer munter weiterstritten.
„Das ist ja nicht auszuhalten“, murmelte er bedrückt und schaute in Fars fassungsloses Gesicht. Der ließ sich tröstend von ihm umarmen.
„Verlangen die etwa ernsthaft, dass wir uns zwischen ihnen entscheiden sollen?“, fragte Far erschrocken. Plötzlich ertönte ein lauter Knall. Schlagartig kehrte Stille ein.
„Vielleicht könnten wir uns einfach darauf einigen, dass wir hier einen Waffenstillstand zu Ehren unserer Gastgeber halten“, sagte Jayden in aller Ruhe. Er hatte mit der flachen vierfingrigen Hand heftig auf den Tisch geschlagen, strich sich nun kurz durch das dunkelblonde Haar und erhob sich aus seinem Korbsessel, um zwischen die Kontrahenten zu treten. In seinem ernsten Gesicht zeichnete sich die dicke Narbe auf seiner linken Wange deutlich ab. Vorwurfsvoll zeigte er dann auf Songlian und Far.
„Seht euch mal dieses betroffene Pärchen an! Daran ist euer dämlicher Streit schuld. Ihr müsst euch ja nicht um die Hälse fallen, aber es sollte doch machbar sein, dass weder jemand ausgesaugt noch ein anderer erschossen wird. Oder? Und da wir alle erwachsen sind, müsste ein Mindestmaß an Höflichkeit möglich sein. Ziemlich peinlich, dass ausgerechnet ein Nachtwolf euch das sagen muss.“ Er schaute in durchweg schuldbewusste Mienen.
„Excusez-moi, mes amis. Je m‘ai oublié le plus honteux. – Entschuldigt, meine Freunde. Ich habe mich auf das Schändlichste vergessen und werde mich jetzt lieber empfehlen.“ Mit einer kleinen, steifen Verbeugung, die deutlich zeigte, wie aufgebracht er war, verschwand Mathis in der Villa.
„Es tut mir schrecklich leid, So-lian“, sagte Cooper in die Stille hinein.
„So hatte ich mir unser Wiedersehen eigentlich nicht vorgestellt.“
„Ich auch, nicht, Coop. Ich auch nicht“, murmelte der und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass ihn Mathis’ Worte tief getroffen hatten. Im Stillen befürchtete er, dass Mathis’ Worte vielleicht der Wahrheit entsprechen könnten und es tatsächlich keine gemeinsame Zukunft für Menschen und Vampire gab.
***
Mathis saß im Mondschein auf der Terrasse und starrte auf die silbernen Wellen, die der leichte Wind im Pool verursachte. Angesichts der vielen Menschen in Songlians Villa sehnte er sich nach seinem eigenen Stadthaus zurück. Er blieb bloß, weil er seinem Freund ein Versprechen gegeben hatte. Außerdem musste er zugeben, dass sein Heim im Moment wirklich nicht der sicherste Ort in Paris war. Das Problem war bloß, dass er keine Ahnung hatte, wie er weiterhin mit diesen Menschen umgehen sollte. Eine Begegnung würde nicht ausbleiben, es sei denn, er verzog sich freiwillig in das Exil seines Zimmers. Allerdings sah es Mathis überhaupt nicht ein, seine Freiheit wegen irgendwelcher Menschen zu beschneiden. Es reichte bereits, dass er sich vor Ooghi und Skender Vale verstecken musste. Was für eine verdammte Zwickmühle!
Auf einmal erschien eine Gestalt in der Terrassentür. Mit seinen feinen Sinnen bemerkte Mathis den Menschen sofort. Trotzig verharrte er an Ort und Stelle und musste nun erleben, dass der Blonde tatsächlich die Frechheit hatte, sich ungeachtet des nachmittäglichen Streits in den nächsten Sessel zu setzen. Als er ein Schachspiel auf den Tisch stellte, sagte Mathis grob: „Geh schlafen, Mensch. Hier draußen ist es gefährlich.“
„Rede keinen Unsinn, Vampir. Wir sind beide Freunde von Far und Songlian. Damit haben wir etwas gemeinsam und von daher keinen Grund, einander an die Gurgel zu
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