Song of Blood (German Edition)
ständig bei dir tragen“, schlug Cooper vor.
„Und den Sender“, fügte Jonathan hinzu.
Erneut nickte Far und seine Gefährten waren froh, dass er sich so einsichtig zeigte. Nur Songlian warf allmählich misstrauische Blicke in seine Richtung. Im Moment würde Far jedoch einfach alles absegnen, was die Freunde vorschlugen, obgleich er felsenfest davon überzeugt war, dass Bhreac nichts unversucht ließe, um seiner erneut habhaft zu werden. Bhreac war jemand, der seinen Willen mit allen Mitteln durchsetzte. Allzu einfach wollte es ihm Far aber nicht machen. Inzwischen brodelte es in ihm vor Wut. Er wollte nichts anderes, als seine Zeit mit Songlian zusammen zu verbringen. Wieso konnte er nicht in aller Ruhe mit seinem Geliebten eine ruhige und schöne Beziehung führen und ganz nebenbei seinem Job nachgehen? Warum lief in seinem Leben immer alles anders, als er es sich wünschte? Sobald er sein Glück gefunden hatte, wurde es zerstört. Und wieso klammerte sich Bhreac derart hartnäckig an ihn? Schließlich hatte ihm Far mehr als deutlich zu verstehen gegeben, was er von ihm hielt.
„Far?“
Far schaute auf. Alle sahen ihn fragend an, allerdings war er so in seine düsteren Gedanken versunken gewesen, dass er die Frage nicht einmal gehört hatte.
„Mathis wollte wissen, ob du von Bhreac seit gestern Abend irgendetwas gespürt hast“, fragte Songlian erneut. Er schüttelte den Kopf.
„Das habe ich auch nicht erwartet“, sagte Mathis schnurrend und mit einem Aufblitzen seiner Fangzähne. Für einen kurzen Moment wirkte er ziemlich Furcht einflößend. Far starrte ihn unwillkürlich an. Mathis’ schmales, beinahe zerbrechlich wirkendes Äußeres verbarg die Bestie in seinem Inneren wie ein gut geschneidertes Kostüm. Die milchweiße Haut und die himmelblauen Augen täuschten darüber hinweg, dass Mathis weitaus kräftiger und gefährlicher war, als jeder andere in Songlians Villa. Allein wie mühelos er Bhreacs befehlenden Geist hinweggefegt hatte ... Dazu kam der rehbraune Haarschopf, der dauernd ausschaute, als wäre Mathis gerade vergnügt aus einem Bett gekrochen, und der ihm eine sehr jungenhafte Optik gab. Obwohl der Vampir weit älter als Songlian oder Far war, wirkte er viel jünger und verletzlicher.
Eine perfekte Tarnung, dachte Far. Wie eine Gespensterheuschrecke, die wie ein Blatt im Wind wirkt. Und hat man die Maskerade erst einmal durchschaut, ist es zu spät. Auf einmal musste Far daran denken, wie Mathis auf Nahrungssuche ging. Mit seinem Äußeren und dem anziehenden französischen Charme hatte er keine Probleme interessierte Frauen – oder Männer – abzuschleppen. Und dann? Wie ging Mathis dann vor? Von Songlian wusste Far, dass Mathis seinen Nahrungsquellen später die Erinnerung an ihre Opferrolle nahm und dafür sorgte, dass sie wohlbehalten zurückblieben. Das lag allerdings nicht etwa an einer fürsorglichen Ader des Vampirs oder einem etwaig bestehenden schlechtem Gewissen. Far bezweifelte mittlerweile, dass Mathis überhaupt über so etwas wie ein Gewissen verfügte. Vielmehr lag es daran, dass Mathis der Meinung war, wer einmal als Nahrungsquelle taugte, würde es irgendwann auch ein weiteres Mal tun.
„Ice, träumst du?“ Waren die Blicke vorhin noch amüsiert gewesen, weil Far gedanklich abwesend war, so schauten ihn seine Freunde nun eher besorgt an.
„Es geht hier um dich, Ice. Meinst du nicht, dass es angebracht wäre, wenn du zur Abwechslung mal zuhörst?“, tadelte Jayden streng.
„Ich kann mich wohl nicht richtig konzentrieren“, sagte Far entschuldigend. Wie auf Kommando marschierte Baptiste in die Küche und kehrte gleich darauf mit einem starken Kaffee zurück, den er vor Far platzierte.
„Manchmal wirkt ein Café noir Wunder, Monsieur“, sagte der Butler mit einem freundlichen Lächeln.
„Danke“, murmelte Far, als ihm der anregende Geruch des schwarzen Gebräus in die Nase stieg.
„Wir sprachen davon, den Waffendeal mit Ooghi sausen zu lassen. Songlians Bruder bringt diese Sache völlig zum Kippen. Dein Dämon wird nun wissen oder zumindest ahnen, dass wir hinter ihm her sind und er wird entweder gar nicht auftauchen oder sogar versuchen, dir eine Falle zu stellen“, sagte Jayden.
Auf den Gedanken war Far bereits selbst gekommen, aber im Moment beschäftigte ihn Bhreac einfach mehr. Auf eine Fortsetzung seiner Zeit in Moskau konnte Far getrost verzichten. Sie hatten ihn vergewaltigt, gebissen, geschlagen und seelisch unter Druck gesetzt und
Weitere Kostenlose Bücher