Song of Blood (German Edition)
hatte sich Far bereits aufgewärmt und lief eine Katta, um sich die Zeit zu vertreiben, bis Mathis ihm seine Aufmerksamkeit zuteilwerden ließ. Hingerissen blieb Songlian stehen, um seinen Liebsten bei den Karateübungen zu beobachten, das Spiel der geschmeidigen Muskeln und die schnellen, routinierten Bewegungen zu genießen. Mathis ließ sich ins Gras fallen und zog Songlian neben sich.
„Und nun wollen wir mal sehen, was dein Beau zum Thema Beherrschung mittlerweile alles gelernt hat. Küss mich, Florean.“
„Was?“
„Ich sagte, du sollst mich küssen.“ Mathis stieß ihn Aufmerksamkeit heischend in die Rippen. Erst in diesen Moment löste Songlian seinen Blick von Far und starrte Mathis verblüfft an.
„Ich soll dich küssen?“
Mathis seufzte. „Endlich hat er verstanden.“ Kurzerhand schlang er einen Arm um Songlian und presste die Lippen auf seinen Mund. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Fars Bewegungen holprig wurden. Trotzdem setzte der brav seine Übungen fort. Inzwischen versuchte sich Songlian von ihm zu lösen.
„Mathis, ich kann das so nicht“, knurrte er. „Außerdem wird Far einen von uns verprügeln, im schlimmsten Fall uns beide.“
„Genau darauf will ich hinaus. Er soll ja abgelenkt werden. Also stell dir vor, ich wäre er und küss mich endlich richtig. Wolltest du nicht immer mit mir ins Bett?“ Boshaft forderte Mathis ihn heraus. „Du bist doch ein Geschöpf der Sünde. Also tu endlich was.“
Die Herausforderung hatte ein Ergebnis zur Folge, mit dem Mathis nicht gerechnet hatte. Songlians Küsse, das Spiel seiner Zunge und die Wanderung seiner Hände, die zielsicher durch seine Kleidung fanden, verursachten eine Flut von Gefühlen in ihm, die ihn völlig überrumpelten. Als sich schließlich Songlians Knie zwischen seine Beine schob und sich der Freund mit einem leisen Aufstöhnen an ihn drängte, reichte es Mathis. Beinahe erschrocken schob er Songlian von sich.
„Ange de la Mort“, knurrte er und spürte, wie das Blut in seine Wangen schoss.
Songlian grinste ihn frech an. Plötzlich entdeckte Mathis Far, der mit einem Lächeln und verschränkten Armen neben ihnen stand.
„Eine neue Lektion, Mathis?“, fragte er spöttisch. „Willst du mich nicht nur im Kampf, sondern ebenfalls im Bett schulen? Dabei sieht es so aus, als wäre deine Provokation nach hinten losgegangen.“
„Oui, ich gebe zu, dass das eine törichte Idee war.“ Mathis sah Songlian grübelnd an.
„Du bist ja gefährlich, mon ami“, stellte er verblüfft fest.
Songlian zog ein unschuldiges Gesicht, während Far schallend lachte. Langsam fand auch Mathis zu seinem Humor zurück und strich sich das Haar aus den Augen.
„Lass uns jetzt richtig anfangen“, brummte er.
Far nickte und stellte sich ihm gegenüber auf, da Mathis sich in den letzten Tagen als Trainingspartner zur Verfügung gestellt hatte. Obwohl Mathis kein Kämpfer war und Auseinandersetzungen möglichst aus dem Weg ging, wusste er noch genau, wie man einen Zweikampf gewann. An diesem Abend winkte Mathis allerdings ab und deutete stattdessen auf Songlian.
„Du benötigst heute eine richtige Herausforderung, Baxter. Und Florean ist bei Weitem der bessere Kämpfer von uns.“
„Ich soll gegen Far antreten?“
Mathis nickte ernst.
„Und ich will dieses Mal einen richtigen Kampf, Florean. Kein unsinniges Geplänkel. Ich will, dass du deinem Beau seine Grenzen aufzeigst und ihm einmal richtig wehtust. Er darf seine Fähigkeiten nicht überschätzen, sondern muss endlich merken, wie es ist, gegen einen geschulten Vampir zu kämpfen.“
Zweifelnd sah Songlian zu Far hinüber, der ratlos mit den Achseln zuckte. Mathis tippte ihm mit einem Finger vor die Brust.
„Songlian ist ein guter Kämpfer. Pass gut auf, dann kannst du viel lernen.“
„Ich habe schon öfter gegen Song gekämpft.“
„Ach?“ Mit überraschter Miene drehte sich Mathis zu Songlian um.
„Nicht ernsthaft“, gab der zu.
„Nicht ernsthaft?“, fragte Far verblüfft. „Verdammt, Song, wenn das nicht ernsthaft war, was denn sonst?“
„Deinen Kampf gegen Elisud hat er nicht mitbekommen, oder?“, fragte Mathis. Dieses Mal schüttelte Songlian den Kopf.
„Lorcan hatte Far mit Crawlers vollgestopft. Ich glaube nicht, dass er Einzelheiten registriert hat.“
Far überlief es kalt. Er wusste, dass Songlian und Mathis über den Kampf sprachen, in dem es um sein Leben gegangen war. Damals hatte Songlian den Waffenmeister der Familie Walker
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