Song of Blood (German Edition)
geben kann?“
„In erster Linie ist er ein Vampir und der Officer kommt erst deutlich später. Und im Gegensatz zu Cailean konnte ich mich auf sein Wort verlassen.“ Erbost stellte Bhreac sein Glas mit einem lauten Klirren ab. Nur mit Mühe konnte er sich beherrschen und in seinem Sessel sitzen bleiben. Am liebsten wäre er seinem Bruder an die Gurgel gegangen.
„Was ihn nicht gehindert hat, bei der erstbesten Gelegenheit mit Songlian abzuhauen.“ Lorcan, der Bhreac nicht einen Moment aus den Augen ließ, stichelte weiter.
„Das geschah mit meinem Einverständnis. Er wäre sonst geblieben.“
Ein Zucken um Lorcans Mundwinkel verriet Bhreac, dass er zu weit gegangen war.
„Du hast die beiden also wirklich laufen lassen?“, zischte Lorcan. „Du hattest sie beide in deiner Gewalt und hast sie einfach gehen lassen?“ Drohend erhob er sich und versuchte seinen Bruder niederzustarren.
Dieser Versuch war an Bhreac allerdings verschwendet. Spöttisch erwiderte er Lorcans Blick.
„Was hätte ich denn deiner Meinung nach sonst tun sollen? Songlian auslöschen, so wie er unseren Vater ausgelöscht hat? Quasi als Racheakt? Falls ich mich recht erinnere, hast du selbst daran gedacht, Arawn zu vernichten, um das Oberhaupt unserer Sippe zu werden. Solltest du Songlian daher nicht eher dankbar sein, anstatt ihm ans Leder zu wollen? Immerhin klebt Vaters Blut damit an den Händen unseres kleinen Bruders und nicht an deinen. Wer weiß, wie der Ehrenkampf ausgegangen wäre, wenn du an So-lians Stelle gewesen wärst“, sagte Bhreac boshaft. „Jetzt darf sich So-lian einen Vatermörder schimpfen lassen und muss mit dieser Last auf seinem ach so ausgeprägten Gewissen leben.“
Langsam ließ sich Lorcan zurück in den Stuhl sinken. Bhreac spottete weiter: „Oder hast du etwa Angst vor unserem kleinen Bastard? Fürchtest du, dass er dich ebenfalls in eine Handvoll Asche verwandelt? Willst du ihn deshalb vernichtet wissen, Lorcan?“ Bhreac bemerkte, wie sich die Augen seines Bruders zu schmalen Schlitzen verengten.
„So-lian ist sehr vermögend, Lorcan, und diesen ganzen Reichtum hat er allein seinem Verstand zu verdanken. Zu welcher Größe hätte er wohl unsere Sippe führen können?“
„Sag mal, meuterst du etwa?“, fragte Lorcan. Ein Knirschen drang zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Kamst du hierher, um mir zu drohen?“, erkundigte sich Bhreac. Beide starrten sich wütend an.
„Ich will Far“, sagte Bhreac. „Und ich werde ihn mir holen.“
„Wenn ich dir das verbiete …“ Lorcan verstummte angesichts Bhreacs Blicks, denn der gab sich keinerlei Mühe mehr seinen Hass zu verbergen.
„Du willst mir etwas verbieten? Du?“ Das Licht um ihn herum schien zu verschwinden und mit einem trockenen Knacken zersprang das Whiskeyglas. Lorcan zuckte kaum merklich zusammen.
„Versuche niemals über mein Leben zu bestimmen, Lorcan, du würdest es bitter bereuen.“
„Ich bin das Oberhaupt der Sippe!“, schrie Lorcan ihn an, wurde aber sofort unterbrochen:
„Und wenn du das Oberhaupt bleiben willst, lass mich in Ruhe und rede mir nie – und ich wiederhole es für dich – nie, Lorcan, in meine Angelegenheiten hinein. Dann stehe ich der Sippe weiterhin loyal gegenüber.“
„Drohst du jetzt mir?“ Lorcan sprang erneut auf. Mit einem Satz war er um den Schreibtisch herum und packte Bhreac im nächsten Moment unbeherrscht am Kragen. Darauf hatte der gewartet. Mit einem wilden Knurren schlug er zu und Lorcan wurde von der Wucht des Angriffs quer durch den Raum geschleudert. Erschrocken blickte er zu Bhreac auf, der voller Hohn über ihm stand und auf ihn herabschaute.
„Du hast die Wahl, Lorcan. Bleib du das Oberhaupt und lass mich agieren, wie ich es für richtig halte. Hilf mir außerdem Far zurückzuholen. Oder ich lösche dich gleich hier und heute aus, schicke Cailean sofort hinterher und werde selbst Anführer unserer ehrwürdigen Familie. Wofür also magst du dich entscheiden, Lorcan Walker?“
„Du würdest mich wirklich umbringen?“, fragte Lorcan fassungslos.
„Mit einem Achselzucken und einem Lächeln und ohne eine einzige Träne“, antwortete Bhreac mit kalter Stimme. „Du bist entbehrlich.“
Sein Bruder starrte ihn eine Sekunde lang abschätzend an. Schließlich streckte er Bhreac die Hand entgegen.
„Hilf mir auf.“
Folgsam zog ihn Bhreac auf die Füße und Lorcan rückte seinen derangierten Anzug zurecht. Mit einem Knurren sah er in Bhreacs eisige
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