Song of Blood (German Edition)
einem ärgerlichen Ruck wandte sich Songlian Mathis zu.
„Siehst du? Und genau das ist der Grund, weshalb ich mich bislang zurückgehalten habe. Mit dieser Einstellung wird er unterliegen. Wenn sich ein Mann bereits einredet, einen Kampf zu verlieren, wird genau dies geschehen.“
Far musste trocken schlucken, als ihm aufging, dass Songlian ihn immer für schwach gehalten haben musste. Seine Eitelkeit erlitt einen mächtigen Knacks.
„Sobald man um die Gefahr weiß, ist sie halb so gefährlich“, sagte Mathis dagegen.
„Habe ich dich sehr verletzt, mo chroí?“, fragte Songlian.
In einem neuerlichen Temperamentsausbruch wischte Far Songlians Arme beiseite und sprang auf die Füße. Ein weiteres Mal wurde ihm schwarz vor Augen und er fand sich in der nächsten Sekunde auf den Knien wieder. Heftig kämpfte er gegen das Würgen an.
„Aye“, zischte er dann. „Aye, ich bin verletzt. In meinem Stolz und meinem Selbstwertgefühl. Der tolle Far Baxter! Was müsst ihr heimlich über mich gelacht haben, als ich glaubte, wie großartig meine vampirischen Kräfte bereits entwickelt sind. Dabei haltet ihr mich bloß für ein Baby.“
„Zumindest führst du dich im Moment wie eines auf“, sagte Mathis. Während Songlian nach dem Kampf sein normales Aussehen angenommen hatte, zeigten sich bei ihm noch die Fangzähne. Far bemerkte, dass sich die hellblauen Augen ständig auf die Blutkrusten auf seiner Haut richteten. Deutlicher Hunger lag in Mathis’ Blick, der auch Songlian nicht mehr entging.
„Du gehst besser auf die Jagd. Ich kümmere mich inzwischen um Far.“
Mathis nickte beinahe hastig und verschwand blitzartig.
„Kannst du aufstehen, Far? Ich habe Baptiste bereits gebeten, dir ein heißes Bad einzulassen.“ Songlian reichte ihm die Hand, die Far geflissentlich übersah. Er quälte er sich auf die Füße und schaute Songlian finster an.
„Es tut mir leid. Vielleicht hat Mathis ja recht und es war falsch, dass ich dir nicht alles beigebracht habe. Leider bin ich nicht unfehlbar.“ Songlian versuchte sich zu entschuldigen, nur war Far gerade nicht in der Stimmung sich derartig leicht beschwichtigen zu lassen.
„Manchmal könnte man wirklich glauben, du taugst ausschließlich fürs Bett“, sagte er, einzig aus dem Wunsch heraus, Songlian ebenfalls zu verletzen. Mit einem letzten Rest an Würde wankte er auf die Villa und die wartende Badewanne zu und ließ Songlian tief ins Mark getroffen im Park zurück.
***
„Oha, des différends dans le paradis. – Streit im Paradies.“
Die Sonne machte sich gerade mit einem zarten Schimmer am Horizont bemerkbar, als sich Mathis zu Songlian gesellte und neben ihm unter der Kastanie Platz nahm. Fragend sah er seinen bedrückt wirkenden Freund an.
„Er ist sauer“, erklärte Songlian leise.
„Das war vorherzusehen“, sagte Mathis leichthin. „Dein Beau ist nicht nachtragend. Wenn er genügend Zeit zum Denken hatte, wird er zur Vernunft kommen.“
„Er ist nicht bloß sauer, er ist stinksauer.“ Songlian knabberte an seinem Fingernagel herum.
„Oh!“ Mathis seufzte. „Weil ich wollte, dass du mich küsst?“
„Non, diese Absicht hat er sofort durchschaut“, murmelte Songlian nicht ohne einen gewissen Stolz.
„Mon Dieu, hätte ich vorher gewusst, wie du küsst, hätte ich mir ein anderes Ablenkungsmanöver einfallen lassen.“ Mathis gelang es erneut, rot zu werden.
Songlian wagte zu fragen: „Denkst du ebenfalls, dass ich lediglich fürs Bett tauge?“
„Merde, das hat er dir also vorgeworfen.“ Mathis fuhr sich durch den Schopf und sah ihn nachdenklich an. Schließlich berührte er ihn sanft an der Wange und Trost suchend schmiegte Songlian sein Gesicht in Mathis’ Hand.
„Ange de la Mort“, flüsterte Mathis liebevoll. „Der Schöpfer hat deinen Körper für die Liebe geschaffen und gleichzeitig die Saat des Bösen in dein Herz gepflanzt, was sich in deinen Reißzähnen und den geschlitzten Augen zeigt. Zusätzlich hat er dir die Fähigkeiten einer Hure geschenkt.“
„Du denkst also genau wie Far.“ Betroffen löste sich Songlian von ihm.
„Ich kenne dich seit Jahrhunderten, mon ami. Und ich weiß, dass du über weitaus mehr Talente verfügst, als man im Bett benötigt. Immerhin ist es dir gelungen, viele Jahre neben deiner furchtbaren Familie zu existieren. Du konntest ein Vermögen anhäufen und hast nebenbei mit einer ungehörigen Verbissenheit Dämonen gejagt. Du bist nicht die perfekteste Person auf
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