Song of Blood (German Edition)
Fenster seines Zimmers und schaute in den Regen hinaus. Songlian war geschäftlich unterwegs, und Mathis hatte eine amouröse Verabredung. Seit mehreren Wochen war Far das erste Mal wieder alleine. Songlian war nur zögernd aus dem Haus gegangen, mit dem mehrmaligen Versprechen nicht lange fort zu sein. Ihm war es durchaus klar, dass er nicht bis in alle Ewigkeit den Aufpasser für Far spielen konnte. Nach dem von Mathis und Songlian erhaltenen Training fühlte sich Far beim Gedanken an Bhreac mittlerweile auch ein wenig gewappneter. Im Falle eines Angriffs würde er dieses Mal ebenfalls austeilen können.
Bhreac hat mit mir genauso wenig über die Fähigkeiten eines Vampirs gesprochen wie Songlian, fiel es ihm da ein. Und wieso hätte er es tun sollen? Er wollte ohnehin bloß meinen Arsch.
Erneut überschwemmte ihn eine Woge aus Wut und Hass, als er daran denken musste, wie erniedrigt er sich in Bhreacs Händen gefühlt hatte. Und wenn er ehrlich war, empfand er noch immer einen Funken Furcht vor ihm. Bhreac war mächtig, und er hatte einen ausgeprägten Willen. Zudem scheute er sich nicht, diesen Willen um jeden Preis durchzusetzen.
Versuche ich gerade, mir selbst Angst einzujagen? Far schüttelte verwundert den Kopf und nippte an dem Wein.
Ich benehme mich wie ein kleines Kind, das ohne ein Licht im Dunkeln nicht einschlafen kann. Langsam wird es albern, Far Baxter.
Gezielt wandte sich Far angenehmeren Gedanken zu. Er begann sich auszumalen, wie es sein würde mit Songlian in ihre Wohnung in New York zurückzukehren. Als ihm bewusst wurde, dass dies allerdings eine Trennung von Mathis bedeuten würde, sank seine Stimmung. Er hatte sich nicht nur an Mathis gewöhnt, sondern ihn lieb gewonnen und wollte ihn nach der miteinander verbrachten Zeit nicht verlieren. Bestand wirklich keine Möglichkeit Mathis zu überreden, mit ihnen nach New York zu kommen? Far begann über eine Lösung dieses Problems nachzugrübeln. Kurz darauf wurde er allerdings abgelenkt, denn eine graue Limousine kam die regennasse Straße entlanggefahren. Vor Songlians Villa wurde das Fahrzeug deutlich langsamer. Aufmerksam beobachtete Far den Wagen und fühlte, wie er sich unbewusst anspannte. Die Limousine fuhr vorüber, ohne dass etwas geschah, und entschwand seinen wachsamen Augen. Durch die getönten Scheiben hatte er keinen Blick auf die Insassen werfen können, trotzdem war Far auf seltsame Weise erleichtert, als er den Wagen nicht mehr sehen konnte. Ihm fiel auf, dass er ungewollt den Atem angehalten hatte. Allmählich musste Far über sich selbst schmunzeln. Beinahe hatte er angenommen, dass Bhreac allein bei dem Gedanken an ihn tatsächlich wie ein Flaschengeist auftauchen würde. Dabei waren Limousinen in diesen Straßen nichts Ungewöhnliches. Schließlich befand er sich im Stadtteil Passy, dem Villenviertel von Paris. Vielleicht sollte er allmählich aufhören hinter jedem Schatten Songlians Bruder zu vermuten? Er nahm einen tiefen Schluck von dem hervorragenden Wein. Fast konnte er die Sonne schmecken, in der die Trauben gereift waren.
Ich müsste mich endlich mal um Ooghi kümmern, dachte sich Far. Solange der sich in Frankreich aufhält.
Wenn er ehrlich sein wollte, hatte er im Augenblick keine Ahnung, wie er an Ooghi herankommen sollte, ohne tagelang vor dem Kasino herumzulungern. Dazu kam, dass Far im Moment viel zu viel Vergnügen an der Gesellschaft seiner Freunde und an den Dingen empfand, die sie ihm beibrachten, um sich mit seinem Lieblingsdämon zu beschäftigen. Er hatte außerdem eine tiefe Zuneigung zu Imane entwickelt. Die herzensgute Imane, die wie eine liebevolle Mutter zu ihm war und ihm ab und an einen besonderen Leckerbissen zusteckte. Wäre Bhreac nicht ständig wie ein juckender Hautausschlag präsent, hätte er sich derartig wohlfühlen können, dass … ja, was? Dass er alle seine Sorgen vergessen könnte? Schön wär‘s. Far leerte sein Glas und spürte kurz darauf, dass Songlian in die Villa zurückkehrte. Seitdem sie ihr Blut miteinander teilten, war ihre Verbindung untereinander immer stärker geworden. Außerdem schien Songlians Lebenssaft seine eigenen Kräfte zu verstärken. Auf seine vollen vampirischen Kräfte konnte er jedoch verzichten. Er wollte einfach keine Menschen beißen, um das dazu benötigte frische Herzblut zu erhalten.
Freudig eilte Far aus seinem Zimmer und sauste die Treppe hinunter, um seinen Geliebten noch in der Eingangshalle in seine Arme zu reißen. Lachend verlor Songlian
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