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Songkran

Songkran

Titel: Songkran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Matti
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ihres Freundes auf eine harte Probe gestellt worden. Auf eine monetäre Entschädigung hoffte sie nicht. Die Aufregung des Neuen und die gewonnene Erfahrung schienen ihr eine ausreichende Entlohnung.
    Ihr Freund, der im Seafood-Palace als Kellner sein Brot verdiente, sah dies anders und nervte sie mit der wiederholten Leier, dass der Staat verpflichtet sei, Überstunden zu bezahlen. Meist konterte Noi mit der bissigen Bemerkung, dass der Manager des Seafood-Palace das Wort Überstundenbezahlung gar nicht schreiben könne. Dass das nicht fair war, wusste sie natürlich: Ihr Arbeitsverhältnis bei der Königlich-Thailändischen Polizei war sicher, während ihr Freund jederzeit ohne Angabe von Gründen gefeuert werden konnte.
    Nach der Dienstbesprechung am Nachmittag, hatte Gun sie nach Hause geschickt und ihr bis zwölf Uhr mittags frei gegeben. Umgehend telefonierte sie mit ihren besten Freundinnen Anne und Kruwei und verabredete sich für den Abend.
    Als Anne freudestrahlend auf Noi zurannte und sie umarmte, perlte die Anspannung der letzten Tage von ihr ab. Einmal im Monat besuchte Noi ihre beiden Busenfreundinnen. Die jungen Frauen im Alter von Mitte zwanzig kellnerten in Nois alter Arbeitsstätte in der Sukhumvit 22.
    Das skandinavische Restaurant gähnte an diesem Abend vor Leere. Die verregnete Nachsaison verlangte ihren Tribut, was aber die Laune des Trio Infernale nicht trübte. Je später der Abend wurde, desto mehr bekannte Gesichter schneiten im Restaurant herein und gesellten sich zu der Mädchengruppe. Der 30jährige Kellner des benachbarten thailändischen Restaurants schaute vorbei. Sein Ruf als notorischer Schwerenöter der Sukhumvit 22 eilte ihm voraus. In Begleitung seiner Mama-San gab der Besitzer der blowjob-bar ein kurzes Stelldichein. Aus akutem Kundenmangel hatte er seine Mädchen in den vorzeitigen Feierabend geschickt und sein Etablissement, das direkt an das skandinavische Restaurant grenzte, für die Nacht geschlossen. Aus der Stereoanlage ertönten melancholische Schlager des Isans. Noi, Anne und Kruwei sangen die bekannten Lieder aus ihrer Heimat mit. Die thailändische Frau des Restaurantbesitzers versorgte die muntere Gesellschaft mit scharfen Speisen. Witze des Isans machten die Runde. Weit nach zwei Uhr in der Nacht löste sich die Immigrantengruppe der im Nordosten Thailands gelegenen Region auf.
     
    Guns Faible für Tom Yum Gung brachte seine Frau nicht mehr an den Rand des Wahnsinns. In der ersten Hälfte ihrer zwanzig Ehejahre hatte sie sich stets erkundigt, ob er einen besonderen Wunsch für das Abendessen habe. Die Antwort hieß Tom Yum Gung. Von da an kochte sie das, was ihr Spaß machte. Auswahl und Zubereitung lag komplett in ihren Händen, und er monierte ihre Kochkunst nie. Die Ausrede, sein Sohn würde lieber etwas anderes essen, entfiel mit dessen Auszug ins Studentenwohnheim, sodass sie einmal in der Woche, meist am Wochenende, in den sauren Apfel biss und den einfach gestrickten Geschmacksnerven ihres Mannes nachgab.
    An diesem Feierabend hatte sie ein Herz. Mit seinem Leibgericht überraschte sie ihren Ehemann, der erschöpft vom Revier nach Hause trottete. Das Rezept stammte von ihrer verstorbenen Schwiegermutter, die, nach Guns Meinung, das beste Tom Yum Gung in Thailand gemacht hatte. Ausreichend Knoblauchzehen, Tomatenstückchen, Ingwer, Kokosmilch, ein wenig Zitronengras und sieben ausgewachsene Chilischoten kreierten den unverwechselbaren Geschmack. Guns Tom Yum Gung-Regel war einfach wie überzeugend: Scharf muss sie sein, sauer darf sie nicht sein. Eine Maxime, die seiner Meinung nach, die meisten Köche in Thailand verletzten.
    Seine Ehefrau saß ihm gegenüber und spürte die Sorgen, die auf seinen Schultern lasteten. Angespannt schaute er auf die Uhr. Wie gewöhnlich sprachen sie nicht über den Polizeialltag. Selten löcherte sie ihn, dann rückte er mit vagen Details heraus. Aber an diesem Abend schwiegen beide. Das plötzliche Klingeln des Telefons in der Diele zerriss die häusliche Stille und erlöste die Wartenden.
    „Bleib sitzen. Ich geh schon.“ Er eilte aus dem Esszimmer.
    Der Kollege am anderen Ende der Leitung klang desillussioniert. „Also keiner kennt diesen Muu. Ach so, es ist kaum noch jemand da“, wiederholte Gun und überlegte einen Moment. „Brechen Sie ab. Es ist unsinnig, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen, wenn kaum noch Studenten da sind. Wir sprechen uns morgen.“
    Die Hälfte seiner Leute durchforstete den Rangsit Campus,

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