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Songkran

Songkran

Titel: Songkran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Matti
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schweißte ihn mit dem Premierminister zusammen. Vorausgesetzt, die Terroristen werden rechtzeitig enttarnt und hochgenommen. Und die Öffentlichkeit bleibt außen vor. Bis jetzt war die Geheimhaltung  erfolgreich gewesen. Damit das auch so blieb, planten er und sein Protégé Sakkarin ein gefährliches Spiel. Das Telefon klingelte. Porphant atmete tief durch und nahm den Telefonhörer ab.
    „Endlich rufen Sie an, Khun Sakkarin. “
    „Mr. Wang hat sich gerade bei mir gemeldet. Wir haben zwei der Bombenleger einkassiert“, erwiderte Sakkarin , der nur mit Unterhose bekleidet auf dem Bett lag. Die Rötung an seinen Armen und Beinen war durch das Abreißen des Klebebandes verursacht. Kurz nach Kips Verabschiedung, hatte Wang ihn angerufen. Noch hatte Sakkarin Schwierigkeiten, klare Gedanken zu fassen.
    „Und wie geht es jetzt weiter?“, fragte Porphant.
    „Lassen Sie mich überlegen… Es wird wohl Zeit, Thanee ins Boot zu holen.“
    „Khun Sakkarin, ersparen Sie mir bitte das.“
    „Gut, dann mache ich das“, sagte er kaum hörbar.
    „Ausgezeichnet“, hechelte Porphant ins Telefon. Ein befreites Lächeln zeichnete sich auf seinen Mundwinkeln ab.

In der Mangel
     
    Weit nach Mitternacht
     
    Der Todesschrei des Köters hallte durch das verlassene Reiskontor. Die Revolverkugel war durch den Hals gedrungen und hatte die Hauptschlagader gestreift. Der schmutzige Körper des Tieres zuckte für eine Weile und tanzte auf dem Fleck. Dann röchelte es und starb.
    Gebannt starrten die Männer auf das Schauspiel. Ohne sichtbare Regung schraubte der Hagere den Schalldämpfer von der Smith & Wesson und verstaute beides in der Innentasche seines hellen Sakkos. Den zwei Gefangenen war spätestens jetzt klar geworden, dass sie in diesem zerfallenen Kontor sterben werden.
    Das Gebäude aus Backstein befand sich nicht weit vom weltberühmten Oriental-Hotel entfernt, in einer abgelegenen, dunklen Seitengasse, die direkt zum Fluss führte. Nur streunende Hunde und läufige Katzen verirrten sich in der Finsternis dort hin. Das Kontor und die anliegenden Schuppen waren seit Jahren unbenutzt und dem tropischen Zerfall preisgegeben. Die Vollmondnacht war hell und schien durch die zerbrochenen Glasscheiben der Fensteröffnungen und zwischen den verrosteten Gitterstäben hindurch, die vor den Türen angebracht waren. Ein schmaler, verwucherter Uferweg trennte die Halle vom Fluss Chao Praya, der seine braunen, schmutzigen Wassermassen in Richtung Meer trieb.
    Die beiden Chinesen hatten von Anfang an keinen Wert darauf gelegt, ihre Gesichter vor den Studenten zu verbergen. Warum hätten sie das tun sollen? Ihr Tötungsauftrag von Mr. Wang war eindeutig und erlaubte keine Interpretation.
    Kraftvoll schlug der Muskelmann mit einer verrosteten Eisenstange auf einen der Metallpfeiler, die die Deckenkonstruktion abstützten. Verzerrt schallte der Aufprall durch die halbdunkle Halle. Muu und Dam saßen nebeneinander auf wackeligen Klappstühlen. Ihre Handgelenke waren hinter der Lehne zusammen festgezurrt. Der Hagere nahm die Stange seinem Partner aus der Hand und stellte sich breitbeinig vor die Gefangenen, so dass seine enge Jeans im Schritt spannte.
    „Ihr wisst, was wir von euch wollen?“, flüsterte er gleich einem Wahnsinnigen, der kurz vor der Bluttat stand.
    Muus Blasenmuskulatur versagte und Urin floss das Bein herab und zeichnete sich an der Hose ab. Der durchnässte Stoff erregte die Aufmerksamkeit des Hageren.
    „Du Hosenpisser!“, schrie der Chinese und drückte die Spitze der Eisenstange in Muus rechte Gesichtshälfte.
    „Wo sind deine Komplizen, mein Junge?“, fragte die sonore Stimme des Muskulösen. Der Hagere drückte die Stange fester in die Wange und bog Muus Kopf zur Seite auf die Schulter.
    „Ich weiß es nicht, glauben Sie mir doch“, stammelte der Gepeinigte.
    „O.K. Fangen wir klein an. Die Namen deiner Freunde?“ Jetzt sprach der Hagere leise, kaum hörbar. Plötzlich schwang er die Eisenstange weit nach hinten wie ein Baseballspieler, als ob dieser einen Ball des pitchers erwarten würde. In der nächsten Sekunde zerbrach der rechte Schienbeinknochen von Dam in Stücke. Die Schreie des Studenten übertönten das Krachen.
    „Die Namen?“, flüsterte er in Muus Ohr. Vorwurfsvoll schaute er zu dem Schreienden, der sich auf dem Klappstuhl hin und her wand wie ein zappelnder Fisch im Netz. Der Muskelmann drückte seine Pranke auf die Schulter des Verletzten und verhinderte, dass der Stuhl umfiel.

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