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Songkran

Songkran

Titel: Songkran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Matti
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fixierte. Panische Angst überkam ihn. Noch konnte alles rückgängig gemacht werden. Er schwieg. Sie überklebte seinen Mund mit Paketklebeband. Jetzt war der point of no return erreicht. Es gab kein Zurück mehr. Das war ihre Abmachung gewesen. Das erwartete er von Kip; dafür bezahlte er sie.
    Der auf dem Bett liegende Körper glich einer frisch mumifizierten Leiche, Unterleib und Schädel von der Balsamierung ausgenommen. Kip nahm eine durchsichtige, handelsübliche Plastiktüte in die Hand und kniete sich neben Sakkarin aufs Bett. Langsam stülpte sie die Tüte über seinen Kopf, schnürte seine Atemluft ab. Hastig versuchte Sakkarin den knapper werdenden Sauerstoff einzuatmen. Kip ließ eine Öffnung am Hals frei. Er japste. Seine Körpermuskulatur kämpfte gegen die harte Fesselung an. Kips freie Hand wanderte zu seinem Penis. Sie massierte leicht, dann heftiger. Es setzte keine Versteifung ein. Kip schloss die Lücke am Hals. Sakkarins Atmung sog die Plastiktüte auf Nase und Mund. Todesstarre Augen blickten in ihr Gesicht, baten um Gnade. Sein Körper zitterte, dann explodierte er wie ein Vulkan. Kip riss die Tüte von Sakkarin Kopf. Der Geruch seines Spermas kämpfte gegen den zarten Lavendelduft von Kips Hautlotion an. Er atmete.
     
    Polizeichef Thanee stöhnte verhalten. Er ließ seinen nackten Körper in das heiße Wasser gleiten. Der Whirlpool erzeugte sprudelnde Turbulenzen. Thanee lehnte seinen Hinterkopf an die goldfarbene Umrandung des Beckens, so dass seine Augen zur Decke gerichtet waren. Ein ovaler Spiegel schaute auf ihn hinab. Der aufsteigende Wasserdampf trübte das Spiegelbild. Thanee bildete ein Hohlkreuz und drückte seinen Unterleib über die blubbernde Wasseroberfläche. Sein Penis hing schlaff zur Seite. Dann ließ er seinen Körper zurück in das brodelnde Nass plumpsen.
    Lange konnte er es in dieser Hitze nicht aushalten. Sein Kreislauf machte sich schnell bemerkbar. Er musste in Bezug auf die Wassertemperatur noch mal mit dem Clubbesitzer sprechen. Hätten sie Japaner unter ihren Clubmitgliedern, das überhitzte Wasser im Becken hätte diese an die heißen Onzen oder Sentos ihres Inselreiches erinnert. Aber die Satzung des Clubs legte Wert auf nationale Homogenität. Religion und Ethnizität waren dagegen ohne Belang. Gleichbedeutend zur Staatsbürgerschaft, die im Pass vermerkt sein musste, kam der Leumund des Mitglieds und natürlich Geld, viel Geld.
    Fünf Tage war er nicht im Club gewesen. Das letzte Mal in der Bombennacht. Als Chaiyon ihn wegen des Bombenfunds benachrichtigte, schwitzte er gerade in der finnischen Sauna. Seine Pläne für die Nacht revidierte er daraufhin. Dann saß ihm in den Folgetagen der stellvertretende Innenminister Porphant im Nacken. Dessen Macht und Einfluss war schwer einzuschätzen. Porphants telefonische Belästigungen endeten am Montagmorgen. So dankbar Thanee darüber war, so stark stellte er sich die Frage, warum dieses Arschloch ihn nicht mehr anrief. Hatte sich etwas ereignet, das er wissen müsste? Darüber wollte er sich am nächsten Tag Gedanken machen. Für diese Nacht war Entspannung angesagt. Er schüttelte die rechte Hand trocken. Vorsichtig griff er zu seiner Armbanduhr, die am Beckenrand lag. Punkt 20 Uhr 30. Die junge Masseuse müsste jede Sekunde kommen.
     
    Der Jingle der Nachrichtensendung des Fernsehsenders iTV lief aus. Der stellvertretende Innenminister Porphant ging zum Fernsehapparat und schaltete ab. Stille herrschte in den Büros der Chefetage. Seinen Mitarbeiterstab hatte er nach Hause geschickt. Er brauchte Ruhe in den folgenden Stunden. Kurzzeitig weckte der eintägige Arbeitsbesuch der amerikanischen Außenministerin in Bangkok sein Interesse. Ihr Weiterflug nach Washington war für Mitte der Nacht terminiert. Was der Premier mit ihr beredet hatte, entzog sich seiner Kenntnis. Für die Öffentlichkeit wurde der Tenor verkündet, dass Thailand Hand in Hand gehe mit den USA im Krieg gegen den Terror .
    Porphant setzte sich in seinen Bürosessel, schenkte etwas Gin in ein Glas mit Tonic Water und trank es leer. Er stellte das Glas ab und nahm den Kalender vom Bürotisch. Mit dem Zeigefinger tippte er auf die verbleibenden Tage bis Freitag. Zwei Tage blieben noch, um die Vorgabe des Premiers zu erfüllen. Zwei Tage noch, bis das Ultimatum der Terroristen ablief. Zwei Tage, in denen er die Weichen für seine Karriere stellen wollte und musste. Der Schlüssel war die Bombe in Nana Plaza. Diese halbe Tonne Sprengstoff

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