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Songkran

Songkran

Titel: Songkran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Matti
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Handy am Ohr sich seinen Weg durch den Menschentrubel der Yaowarat bahnte. Überall boten Restaurants und Nudelküchen ihre Köstlichkeiten an. Der Andrang war überbordend auf die vielen Tische und Bänke, die auf Fahrbahn sowie Bürgersteig standen. Autos und Busse quälten sich im Schritttempo an den Gästen vorbei, die der abgasverpesteten Luft trotzten. Der Verkehrspolizist, der in der Mitte der Yaowarat den Verkehr regelte, schützte seine Lunge mit einer weißen Atemmaske aus Stoff.
    „Sie meinen, damit er auf andere Gedanken kommt?“, fragte Thanee nach.
    „Genau das, Herr Polizeichef.“ Obwohl Wang Gefallen an Guns Schnüffelei fand, konnte Sakkarin dessen riskantem Plan wenig abgewinnen.
    „Khun Sakkarin, halten Sie mich aus Ihren schmutzigen Geschäften raus! Ich will damit nichts zu tun haben, verstanden? Wir haben eine Abmachung! Und Ihrer Aussage nach müsste der Fall längst erledigt sein. Und jetzt erzählen Sie mir, dass Gun Ihnen in die Quere kommt“, sagte Thanee in harschem Tonfall.
    „Herr Polizeichef, ich melde mich bei Ihnen, wenn es etwas Neues gibt“, beendete Sakkarin unbeeindruckt. Abmachung hin oder her, wahrscheinlich war es sowieso besser, wenn dieses arrogante Arschloch außen vor blieb, wenigstens im Moment.
    Der überfüllte Bürgersteig und die schlechte Luft bewogen Sakkarin, in eine Seitengasse einzutauchen. Schlagartig wurde es leiser und die Lichter der grellen, chinesischen Reklametafeln verloren ihre aufdringliche Wirkung, bis sie ganz erloschen.
    Sakkarin wählte die Nummer seines Chauffeurs, der in der Nähe des Chinatown Gate geparkt hatte. „Holen Sie mich in der Charoen Krung ab!“, befahl er kurz angebunden, während er den wenig beleuchteten Weg entlang schlenderte.
    Gemüsehändlerinnen kehrten den Unrat des Tages vor ihren kleinen Läden zusammen, während schwitzende Ehemänner Kisten und Kartons auf Handkarren verstauten. Das ausgelassene Herumtollen einer Kinderschar, die im Halbdunkeln fangen spielte, lenkte für einen kurzen Moment Sakkarins Gedanken in eine friedliche Richtung. Dann erreichte er die Charoen Krung, stellte sich an den Rand des Bürgersteigs und hielt Ausschau nach seinem Fahrer. Ungeduld kam in ihm auf. Unwillkürlich musste er an Thanees Worte denken. Hatte der Polizeichef ihm gedroht oder nur auf ihre Abmachung gepocht? Er musste Thanee im Auge behalten und vielleicht noch zusätzlichen Schmutz über ihn ausgraben.
     
    Im Bademantel eingehüllt streckte Thanee seine Gliedmaßen auf einem Liegestuhl und dachte über Guns Alleingang nach. Dessen Herumschnüffelei gefiel ihm ganz und gar nicht, aber er konnte und wollte sich nicht weiter in die Pläne dieses verfluchten Jaophos verstricken lassen. Er bereute schon, es überhaupt getan zu haben.
    Thanee legte sein Handy auf dem breiten Rand der Marmorbadewanne ab, von wo aus ihn zwei lachende Buddhastatuen angrinsten, aber nicht aufheitern konnten.
    Er schaute zu Suphot hinüber, der mit einem Handtuch um die Hüften geschwungen aus dem Saunaraum kam und durch das Séparée ging. Mit der rechten Hand hielt der Polizeipräsident die Ecken seines Frotteehandtuchs zusammen, das ihm sonst von seinem Speckgürtel heruntergerutscht wäre.
    „Ich muss dringend mit dir reden, mein Bester“, begann Suphot und setzte sich auf einen wuchtigen Sessel. Thanee vernahm ein genussvolles Ausatmen, als Suphots dicker Körper im weichen Leder einsank.
    Zweimal in der Woche stand das Séparée den beiden Männern zur Verfügung; sie nutzten es für strategische Gespräche, die ihren Machteinfluss festigen bzw. erweitern sollten; selten genossen sie dort Sex mit den Hostessen des Clubs.
    Das Zentrum des Raumes bestand aus einer Veranda aus Teakholzdielen, die über eine Wendeltreppe erreicht werden konnte, deren Holzgeländer mit kunstvollen Schnitzereien verziert war. Links und rechts der Treppe blühten weiße Orchideen, gepflanzt in Töpfen mit Hydrokultur. Die Gemälde an den Wänden zeigten japanische Motive – von Kampfszenen heldenhafter Samurais bis zu Shinto-Schreinen in Kyoto und Nara. Suphots Bewunderung für die japanische Kultur und Geschichte tobte sich hier aus.
    „Suphot, was hast du auf dem Herzen?“, fragte Thanee gönnerhaft. Sakkarins Anruf erwähnte er nicht, da er seinen Freund mit Guns Detektivspielerei nicht belasten wollte.
    „Der Premier hat mich vorhin angerufen. Es geht das Gerücht um, dass in der morgigen Parlamentssitzung die Opposition einen Film über ein Bangkok-Kasino

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