Songkran
Frau zu sich. Dann nahm er die enge Uniformjacke ab, hängte sie über die Lehne seines Nappaledersessels und setzte sich.
„Was konnten Sie rausfinden?“, fragte er ungeduldig, als Noi das kleine Zimmer betrat.
„Entschuldigung Noi, setzen Sie sich bitte erst einmal“, fügte er in leisem Tonfall dazu.
Noi spürte die Anspannung ihres Chefs, traute sich aber nicht, ihn darauf anzusprechen. Sie nahm auf dem bequemen Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz.
„Das Studentensekretariat hat mich mit der Leiterin des Instituts für Chemie verbunden. Die Professorin...“, Noi zögerte, „...Entschuldigung Sir, ich glaube die Frau ist eine Professorin, jedenfalls kennt die Institutsleiterin diesen Ukrist. Aber dieser Chemiestudent ist seit letztem Jahr spurlos verschwunden.“
Gun nickte.
„Sir, da ist noch etwas.“
„Was?“
„Zwei Freunde von Ukrist sind im Oktober durch einen Autounfall ums Leben gekommen. Die drei sollten zusammen eine Seminararbeit schreiben. Kurz vor Abgabetermin ist Ukrist spurlos verschwunden und die beiden anderen verunglückt.“
„Und die Namen der beiden?“
„Muu und Dam.“
„Und wo war der Unfall?“
„Kurz vor Surat Thani. Anscheinend wollten die beiden nach Koh Samui. Mehr wusste die Professorin nicht.“
„Muu und Dam sind tot“ murmelte Gun leise vor sich hin.
„Sir, eigentlich waren es vier Studenten, die die Arbeit geschrieben haben. Die drei und eine Studentin mit dem Namen Wan. Die hat das Referat dann alleine gehalten. Mehr habe ich am Telefon nicht herausbekommen.“
„Und Wan ist auch verschwunden?“
„Nein, Sir“.
„Ihrem fragendem Gesichtsausdruck sehe ich an, dass Sie wissen wollen, warum das ganze“.
Noi nickte.
„Dieser Chemiestudent Ukrist war einer der Bombenleger vom Nana-Hotel. Er ist in Bang Yai vor drei Tagen erschossen worden.“
Gun lehnte sich nach vorne und stützte seine Ellenbogen auf der Tischplatte ab. Intuitiv beugte Noi ihren Oberkörper Gun entgegen.
„O.K. Sie schauen immer noch ratlos. Hier ist das, was ich bis jetzt herausgefunden habe.“ Seine Stimme wurde konspirativ leise. „Vier junge Leute, drei Männer und eine Frau, sind für die Bombe vom Oktober verantwortlich. Einen kennen wir ganz gut, es ist unser Chemiestudent Ukrist. Ein anderer ist Muu; der hat die Bombe auf den Parkplatz gefahren. Den kennen wir auch schon ein wenig. Der dritte Mann heißt Dam. Das Mädchen ist bis jetzt die große Unbekannte. Wir können wohl davon ausgehen, dass es nicht Wan ist.“
„Dann wäre sie auch tot, wie die anderen drei, meinen Sie?“
„Richtig! Wir sprechen hier über drei tote Studenten.“
„Alle drei ermordet?“
„Ich befürchte ja, aber ich weiß es nicht, Noi. Vielleicht war das wirklich nur ein Autounfall.“ Gun klang verzweifelt.
„Sir, ich rufe einfach die Kollegen in Surath an“, sagte Noi mit einer Überzeugung in der Stimme, die Gun fehlte.
„Tun Sie das und kriegen Sie Wans Telefonnummer heraus. Im Studentensekretariat wird man die Nummer wissen. Dann rufen Sie Wan an und verabreden sich mit ihr. Am besten für morgen Vormittag.“
„Und wenn Wan doch das Mädchen ist?“
„Dann werden wir sehen, was passiert.“
„Sir, sind Sie wieder offiziell auf den Fall angesetzt?“ Eine rhetorische Frage, da Noi die verneinende Antwort wusste und befürchtete.
„Nein!“ Gun schüttelte den Kopf und wandte den Blick von ihr ab.
„Ich würde Ihnen gerne helfen, Sir“, sagte sie gerade heraus, und erleichterte ihren Chef von seinen Gewissensbissen.
„Sie wissen, auf was Sie sich da einlassen? Wenn das Polizeichef Thanee mitbekommt, zieht er mir das Fell bei lebendigem Leibe ab. Und Ihnen vielleicht auch.“
Noi nickte.
„Gut! Gehen Sie morgen in die Thammasat und treffen Sie Wan... „ Er überlegte und zupfte an seiner Unterlippe. „…vielleicht ist Wan doch die Frau, die wir suchen?“ Mit einer ausladenden Handbewegung verwarf er jedoch diesen Gedanken sofort wieder.
„Und mein Dienst?“
„Was machen wir mit Ihrem Dienst? Gut! Melden Sie sich krank. Ich bin den ganzen Tag hier im Büro. Also immer für Sie erreichbar. Hier sind die Fotos der Vier.“
Er nahm seinen Schlüsselbund und schloss die Schublade des Schreibtischs auf. Er nahm die vier Farbdrucke heraus und legte sie in einen Aktenordner aus Pappe, den er Noi über seinen Schreibtisch hinweg reichte.
„Viel Glück für morgen, Sie schaffen das.“
„Ja, Sir“, antwortete Noi voller Stolz.
The Blue
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