Sonne, Meer und Bea (German Edition)
und das alles extrem religiös ist und denke mir, wie man so blöd sein kann, sich auf so etwas überhaupt einzulassen. Ich schaue zu Silvie. Sie lächelt mich an.
»Wie konnte ich nur so blöd sein und mich darauf einlassen?«
Tja, denke ich mir und meine nur: »Die Einen möchten Affen etwas voressen, die Anderen nur Gutes tun. Beides geht meistens nach hinten los.«
Als ich dies ausgesprochen habe, verspüre ich schon einen Tritt von meiner Nachbarin. Silvie versteht mich nicht und muss mangels Aufklärung weiter im Dunkeln tappen.
»Hast Du den Vertrag schon unterschrieben?«, möchte Maja wissen.
»Ja, in Stockholm.«
»Das ist schlecht«, stellt Maja fest und genießt sichtlich ihren Lassi.
»Hast Du keine Probezeit?«, möchte ich wissen.
Sie schüttelt den Kopf. »2000 Kronen müsste ich bezahlen, um den Vertrag aufzulösen.«
Ich verkneife mir jeglichen abwertenden Kommentar und versuche aufbauend zu wirken: »Dann ist es ja gut, dass wir heute Abend keinen Champagner zu trinken bekommen haben.«
Maja
Warum können wir nicht mal einen Typen aufgabeln? Einen richtig gut aussehenden Kerl. Stattdessen sitzen wir jetzt mit diesem aufreizenden Go-go-Girl in einem Boot. Warum hat Silvie sich hier eigentlich nur kurze Klamotten gekauft? Aber Paul hatte Silvie darin ja noch bestärkt.
Guck mal, Silvie, wär das nicht ein schöner Rock für dich? Für mich war das nichts weiter als ein kleiner bunter Stofffetzen. Und hier, das ist doch ein tolles Top? Für mich sah das eher aus wie ein gehäkelter Topflappen.
Zielsicher hat Paul Silvie beim Shoppen sexy Sachen rausgesucht. Dabei hat er mich in Berlin noch über indische Moralvorstellungen belehrt.
Nee, die nächsten Mitreisenden, mit denen wir Unternehmungen machen, werden Männer sein! Am liebsten würde ich die schöne freie Urlaubszeit allerdings ganz intim mit Paul alleine verbringen. Ich mag keine Kletten! Wir wollten Silvie doch schon gestern loswerden. Und jetzt verbringen wir wieder den ganzen Tag mit ihr. Ich könnte kotzen!
Das Bötchen schaukelt auf dem Ganges und die Ghats ziehen gemächlich an uns vorbei. Wir passieren Wäscher, die mit geschickten Bewegungen lange bunte Tücher durchs Wasser ziehen, sehen Tempeln und Pilgergruppen hinterher und schauen uns die Badenden an, die sich ehrfürchtig rituell waschen.
»Vielleicht brauche ich auch eine rituelle Reinigung im Ganges«, scherzt Silvie. »Damit mein Karma und ich endlich wieder im Einklang sind.«
Sie ist seit gestern Abend sehr nachdenklich. Die unglückliche Ankunft in Varanasi und die Zustände in der Hilfsorganisation machen ihr sichtlich zu schaffen. Sie hadert mit ihren Entscheidungen und überlegt, ob sie dort wirklich anfangen soll. Ich bete darum, dass sie nicht auf die Idee kommt, durchs Land reisen zu wollen. Womöglich will sie sich uns dann morgen anschließen …
»Du wirst sehen, Silvie, alles wird gut! Du opferst deine Zeit einer guten Sache, du willst helfen. Da wird das Schicksal dir bestimmt nicht weiter übel mitspielen«, tröste ich sie.
»Du willst doch nicht im Ernst in diesen dreckigen Fluss?« Paul ist noch entsetzt von der Idee, im Ganges zu baden.
»Nee, war doch nur Spaß! Danke Maja, danke Paul. Ich bedanke mich für eure Unterstützung.« Silvie knetet bei ihren Worten Pauls Schulter.
Ich versuche mich zu entspannen, aber die Eifersucht nagt tief in mir und versetzt mir immer wieder Stiche. Dabei weiß ich doch, dass überhaupt kein Anlass dazu besteht. Paul widmet sich Silvie nicht übermäßig, nur ganz normal. Also eigentlich alles in Ordnung. Die negativen Gefühle kann ich trotzdem nicht ganz abschalten. Ich ärgere mich über mich selbst. Ich sollte den Moment genießen, nicht grübeln!
Am Lalita Ghat endet unsere Bootstour. Die Stunde ist um und unser Schiffer lässt uns bei den Stufen aussteigen. Wir laufen in Richtung Manikarnika Ghat. Am Verbrennungs-Ghat wollen wir uns heute endlich mal in Ruhe umsehen. Vorher essen wir zur Stärkung Dhal in einem kleinen Restaurant. Damit sind wir für die Verbrennung der Leichname hoffentlich gut gewappnet.
Als Erstes sehen wir die Rauschschwaden aufsteigen, dann riechen wir sie auch. Mir wird ganz anders. Der Anblick und der Geruch der brennenden Scheiterhaufen lassen mich erschaudern.
Silvie will mitten hinein in das Getümmel, doch Paul hält sie zurück.
»Bleiben wir lieber etwas auf Abstand. Wir wollen doch die trauernden Familien nicht stören.«
Das ist mir mehr als recht. Wir
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