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Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Christopher
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nippt nachdenklich an ihrem Tee.
    »Nimmst du mich eigentlich ernst?«
    »Ich gehe mal davon aus.«
    Sie schüttelt den Kopf und verschränkt ihre Arme vor der Brust.
    »Dann handle auch direkt, wenn ich dich um etwas bitte. Und tue nicht so, als würdest du alles für mich machen, aber eigentlich denkst, lass die Alte reden.«
    »Ich weiß nicht, wie du jetzt darauf kommst.«
    »Du weißt, dass ich Angst vor Spinnen habe?!«
    »Und, ich habe sie doch raus gejagt?«
    »Aber nur halbherzig! Sie war ja eben wieder da!«
Meine Güte, man kann auch übertreiben.
     
    Unser Zug nach Hyderabad fährt erst um Viertel nach zwölf und so haben wir nach dem Frühstück noch etwas Zeit. Dieses 24-Stunden-Check-out-System überzeugt. Wir können uns in aller Ruhe auf die Nachtzugfahrt vorbereiten und uns sogar wieder vertragen, inklusive Versöhnungssex. Danach müssen wir am Bahnhof erst einmal schauen, ob wir überhaupt Tickets für den Zug haben, denn wir sind lediglich auf der Warteliste gelandet.
    Vor dem Hotel werden wir bereits erwartet. Nachdem wir das Gelände verlassen haben und um die Ecke am Sikh-Tempel biegen, lauern dort schon die Kinder von gestern. »Hey Germany«, werden wir begrüßt und alle kommen auf uns zu gelaufen. Haben die Kinder keine Schule? Aufgeregt hüpfen sie um uns herum. Da ihnen die Fragen gestern schon ausgegangen sind, begnügen sie sich damit, uns zu begleiten. Irgendwie sind sie heute niedlicher, weil sie nicht ganz so aufdringlich sind. Die Eskorte führt uns die Straße hinunter. Die wenigen Erwachsenen am Wegesrand schütteln den Kopf. Andere fragen die Kinder lautstark, wer wir denn seien. Sie antworten ihnen: »Germany, Germany«, dann lachen alle und wir dürfen den Weg fortsetzen.
    An einem Tor, das aussieht wie ein Wagen der indischen Eisenbahn, biete ich den Kindern an, doch meinen Fotoapparat hervorzukramen. Sie drängeln sich um mich herum und versuchen ihre Nasen in meinen Rucksack zu stecken. Als sie verstehen, was ich vorhabe, stellen sie sich aufgeregt auf, wechseln die Positionen und machen sich fotografierbereit. Ich knipse einmal, zweimal, dann soll Maja sich dazustellen, dann ich und am Ende zeigen wir ihnen das Ergebnis auf dem kleinen Bildschirm. Alle versuchen einen Blick auf das Bild zu erhaschen. Als sie anfangen Einzelfotos zu fordern, muss ich sie leider enttäuschen. Wir müssen ja noch zum Bahnhof.
    Die Listen mit den Reisenden, die an der „Reservation Chart“ hängen, sind noch nicht angebracht. Ich versuche jemanden zu fragen, wann das geschieht. Er schaut sich unser Ticket an und führt uns zu einem Automaten. Er zeigt auf meinem Internetausdruck auf eine lange Nummer, die er sogleich eintippt. Dann bestätigt er: »Wir haben Plätze – Sleeper 9, Platz 3 und 38.« Ich bedanke mich für seine Hilfe, aber Maja schaut griesgrämig. Der Mann bemerkt ihr Unbehagen und versucht sie zu beruhigen: Wir können die Plätze im Zug sicherlich tauschen, damit wir zusammensitzen.
    Denke ich auch und verspreche Maja, mich diesmal direkt darum zu kümmern.

Deine perfekte Planung …!
Maja
    Heute geht es wieder weiter auf unserer Route. Die erste Nachtzugfahrt steht an: 19 Stunden werden wir unterwegs sein. Der Zug rattert vor sich hin und ich kann mich endlich entspannen. Mit mulmigem Gefühl haben wir den Zug betreten und nach unseren zwei Plätzen geschaut. Die beiden ersten Männer, die wir ansprachen, reisten mit Frau und Familie und konnten daher nicht mit uns tauschen. Aber beim dritten Versuch hatten wir Glück und ein netter allein reisender Herr half uns mit seinem Platz aus. Nun sitzen wir nebeneinander. Der Schaffner hat unseren Tausch abgesegnet und in seiner Liste vermerkt. Jetzt kann nichts mehr schief gehen!
    Leider haben wir keinen Fensterplatz zum Rausgucken. Wir befinden uns mitten in einem offenen Abteil, von denen etliche nebeneinander einen Wagen füllen. Gegenüber von uns hat ein älteres Ehepaar Platz genommen und am Fenster sitzt eine junge Familie mit Kind. Über den schmalen Gang hinweg komplettiert die Runde eine alte Dame und eine jüngere mit ihrer etwa fünf Jahre alten Tochter. Das kleine Mädchen wurde am Anfang der Fahrt von ihrer Mutter angespornt uns Mitreisenden die Hand zu geben und auf Englisch zu begrüßen, was ich da noch entzückend und niedlich fand. Nun singt sie allerdings seit einer halben Stunde ununterbrochen englische Kinderlieder. Zumindest nehme ich das an, denn ich erkenne nur dann und wann mal ein Wort sowie das

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