Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Christopher
Vom Netzwerk:
übersät. Die Toilette hingegen wartet mit Resten meiner Vorgänger auf, die von der leckenden Spülung nicht fortgeschwemmt wurden. Ich kremple meine Hosenbeine hoch und hocke mich hin. Wenigstens kann man die indischen Toiletten benutzen, ohne sie berühren zu müssen.
    Anschließend bürste ich mir die Haare und schaue in den kleinen Spiegel über dem Waschbecken. Leider ist dieses mit Essensresten verstopft und meine morgendliche Gesichtswäsche fällt daher aus. So creme ich mich direkt ein. Bürste und Cremedose verschwinden in meiner Tasche, ich lasse die Hosenbeine hinunter und kehre zu Paul zurück. Der hat es sich mit einer Zeitung und einem Pappbecher Kaffee gemütlich gemacht.
    »Schau mal Maja, der Zeitungsverkäufer hatte den Deccan Cronicle auf Englisch. Ein Teeverkäufer ist leider noch nicht vorbeigekommen, sonst hätte ich dir schon einen Chai besorgt.«
    Lieb, dass er an mich gedacht hat. Ich lasse mir einen Teil der Zeitung geben und warte auf meinen Tee. Innerhalb der nächsten Stunde kommen jedoch lediglich drei weitere Kaffeeverkäufer an uns vorbei.
    Der nächste Verkäufer kommt durch unseren Wagen. Als auch er zu lauten »Kapi, Kapi«-Rufen anhebt, blicke ich enttäuscht zu Paul: »Ach menno!« Eindringlich schaut mir Paul in die Augen. Er scheint zu überlegen. Dann wendet er sich abrupt dem Verkäufer zu, der gerade an uns vorbei läuft, und ordert zwei Kaffee. Ich setze schon an zu protestieren, möchte aber den netten Mann, der mir jetzt einen Becher in die Hand drückt, nicht verunsichern. Dann kommt Paul mir zuvor:
    »Probier den einfach mal. Ob Tee oder Kaffee, beides schmeckt eigentlich nur süß. Der indische Zugkaffee ist bestimmt der beste, um mit dem Kaffeetrinken anzufangen.«
    »Das habe ich aber gar nicht vor«, gebe ich pampig zurück. Dennoch greife ich zu.
    »Du hast recht, der schmeckt nur süß und mit der vielen Milch gar nicht so übel nach Kaffee.«
    »Kaffee schmeckt doch nicht übel! Wie sprichst du denn vom tollsten Getränk der Welt«, regt sich Paul theatralisch auf. Aber ich sehe, wie zufrieden er mit sich ist und sich freut, dass ich den Becher komplett leere.
    Jetzt brauchen wir nur noch Frühstück. Ein Verkäufer preist »Vegetable Cutlets« an. Das klingt doch gut, auf jeden Fall werden sie vegetarisch sein. Wir ordern eine Portion, die aus zwei Gemüsebratlingen mit vier labbrigen Toastscheiben und Ketchup besteht. Wir machen uns daraus je ein Sandwich. Vom Brot abgesehen ganz lecker. Die Cutlets bestehen hauptsächlich aus Kartoffeln und sind mit Kreuzkümmel und Chili gewürzt. Paul ist mit dem Mini-Frühstück, wie er es bezeichnet, noch nicht zufrieden und beäugt bereits neugierig das Essen des älteren Ehepaares.
    » What is it ? It looks good !«
    Die beiden strahlen und freuen sich über Pauls Interesse. Sie reichen uns ein rundes frittiertes Etwas mit einem Loch in der Mitte hinüber. Paul greift beherzt zu. Ich muss wohl skeptisch ausgesehen haben, denn die Frau wendet sich an mich: »Vada! Please try it «.
    Paul gibt mir eine Ecke und steckt sich selbst ein großes Stück in den Mund. Schmeckt! Wir sind einer Meinung und ordern uns bei der nächsten Gelegenheit ebenfalls eine Schale. Gesättigt lehne ich mich zurück. Wir müssten bald in Hyderabad sein.

Paul
    Jetzt ist es schon kurz vor neun und der Zug ist noch immer nicht in Hyderabad angekommen. Ich schaue aus den Gittern vor meinem Fenster und sehe die braune Landschaft vorbeiziehen. Die junge Familie hat uns ans Fenster gelassen und sich auf die oberste Pritsche zum Ruhen gelegt. Maja hatte eben ihren ersten Kaffee und ich bin in dieser Hinsicht mit der Welt versöhnt. Aber weswegen rattert der Wagen so langsam vor sich hin? Eben stand er noch eine halbe Ewigkeit in einem unbedeutenden kleinen Bahnhof.
    Ein älterer Mitreisender meint, bis Hyderabad sei es bestimmt noch knapp eine Stunde. Mein Hintern schmerzt und ich bin unruhig bis zappelig. So lange in einem Zug.
    Die Nacht habe ich nicht gut geschlafen, mir aber nichts anmerken lassen. Die Fahrt war unruhig. Am liebsten würde ich sofort nach der Ankunft ins Hotel und dort ins Bett. Aber in Hyderabad haben wir nur eine Nacht und fahren dann direkt mit dem nächsten Nachtzug weiter nach Bangalore. Das bedeutet für uns, dass wir die Zeit nutzen und so viel anschauen müssen wie nur möglich. Ich blicke zu Maja, die ebenfalls aus dem Fenster starrt.
    Langsam macht sich die Stadt breit, Hütten säumen die Gleise und der Zug fährt in

Weitere Kostenlose Bücher