Sonne, Meer und Bea (German Edition)
sich freut, als wir auftauchen, tut sie mir leid. Ganz alleine unterwegs, niemand mit dem sie ihre Erlebnisse teilen kann. Was macht sie, wenn in ihrem Zimmer Kakerlaken auftauchen? Oder eine Spinne, oder ein Gecko?
Bea ist geknickt, weil es so kompliziert mit den Andamanen ist. Bis jetzt ist sie kaum weiter gekommen. Ich hoffe sehr, sie schafft es noch, denn es war in den letzten Tagen nicht zu überhören, wie sehr sie sich darauf freut. Ich gebe meinen Widerstand auf, umarme sie zum ersten Mal von mir aus und rede ihr gut zu. Ein wenig dient das auch meiner eigenen Beruhigung. Ich möchte mir nicht vorstellen noch weitere Tage mit ihr zu verbringen. Dass ich eine tolle Freundin sei, überhöre ich lieber.
Paul
Heute heißt es Abschied nehmen: vom Meer, von Chennai, von Bea. Unser Zug wird uns über Nacht in die Berge bringen. Ich freue mich auf die Natur und die klare Luft, die mir in den indischen Städten so fehlt. Ich freue mich aufs Wandern und die Möglichkeit, klare Gedanken fassen zu können.
Wir klopfen bei Bea an die Tür. Sie hat sich bereit erklärt, unsere Rucksäcke in ihrem Zimmer aufzunehmen, da sie noch mindestens eine Nacht hier verbringen muss. Die Tür ist nicht abgeschlossen. Vorsichtig steckt Maja ihre Nase ins Zimmer, auf der Hut vor dem, was uns gestern hier erwartet hatte. Als sie Bea angezogen auf dem Bett sitzen sieht, geht sie erleichtert hinein und ich hinterher.
»Guten Morgen, Bea. Danke, dass wir unsere Sachen bei dir lassen können«, ergreift Maja als Erste das Wort.
»Ja, keine Ursache. Wartet einen Moment. Ich möchte noch kurz meinen letzten Tag in mein Buch aufschreiben, dann können wir uns begrüßen.«
Bea blickt kurz auf und schreibt weiter eifrig in ihr kleines Notizbuch. Ich setze meinen Rucksack ab und stelle ihn neben Majas vor den Schrank. Dann nehme ich auf einem weißen Plastikstuhl platz und schaue Bea zu, wie sie konzentriert ihre Zeilen aufschreibt. Maja setzt sich mit etwas Abstand zu ihr auf das Bett und blättert in Beas Reiseführer. Bea blickt sie mit Unbehagen an, als hätte sie kleine Geheimnisse dort gelagert. Schnell klappt sie ihr Notizbuch zu und schnappt sich Maja, um sie zu herzen. Leider befinde ich mich außerhalb ihrer Reichweite, so bedenkt sie mich lediglich mit einem netten Blick und einem bezaubernden Lächeln. Schade, ich werde ihre Umarmungen vermissen.
»Ich würde gerne mit Euch in die Berge fahren.« Bea schaut Maja mit einem tiefen Hundeblick an. »Ich bin mir nicht sicher, ob sich der Stress wegen der Andamanen lohnt. Da gehen bestimmt zwei Wochen drauf. Die könnten wir drei viel spaßiger nutzen.«
Maja schreckt auf und wehrt ab: »Ja, aber den Zug muss man leider Wochen im Voraus buchen, sonst bekommt man keine Tickets mehr.«
Ich blicke zu Maja, die von mir einen bestätigenden Kommentar einfordert. Je länger ich zögere, desto intensiver wird ihr Blick.
»Ja, wir haben gerade noch so Karten bekommen«, stimme ich ihr schließlich zu.
Zufrieden entspannen sich Majas Augen, die sich wieder Bea zuwenden: »Aber wir machen uns heute noch einen schönen Tag am Meer, komm Bea.«
»Trotzdem schade«, seufzt Bea und möchte mit ihrem Kopf in Majas Arme gleiten. Doch Maja steht auf und so fällt Bea ins Nichts auf die Decke.
»Ich wünsche mir, dass du dich nicht entmutigen lässt. Du schaffst das schon mit den Andamanen. Das wird dein Traumurlaub. Ich glaube das ganz fest«, spricht Maja ihr Mut zu.
Ich grinse vor mich hin und wundere mich darüber, dass Bea Majas Manöver nicht durchschaut. Um ihr nicht in den Rücken zu fallen, halte ich meinen Mund und reiche Bea meine Hand, um ihr sacht aus dem Bett zu helfen.
»Ich kann es ja morgen noch einmal versuchen.« Bea ist bemüht, Zuversicht zu zeigen. Maja ist zufrieden mit ihr.
Maja
Heute ist der ersehnte Tag. Der Abschied von Bea, nur noch wenige Stunden entfernt. Dann kann sich Paul endlich wieder voll und ganz mir widmen! Diese Aussicht versetzt mich in freudige Stimmung. Und doch, mir hallen ihre Worte noch nach: tolle Freundin. Oh je, das habe ich nicht verdient. Wenigstens unseren letzten gemeinsamen Tag werde ich noch versuchen, richtig nett zu ihr zu sein. Gemeinsam gehen wir an den Strand, Marina Beach. Die Sonne ist heiß und der Sand zieht sich eine Ewigkeit hin, bis wir endlich das Meer erreichen. Lange halten wir es am Wasser allerdings nicht aus, wir zerfließen in der prallen Sonne. Wir müssen zurück in den Schatten. Bea wirft heute ihre Prinzipien über
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