Sonne, Meer und Bea (German Edition)
Paul zu verführen. Oder gar uns beide. Nein, ich bin nicht sauer auf Bea, aber extrem genervt von ihrer Naivität und ihrem kindlichen Gemüt.
Ich drehe mich zu Paul um, der sich mit geschlossenen Augen aufs Bett gelegt hat. Zumindest hat er sich für eine angemessene Reaktion entschieden. Ich schaue auf seine Hose. Ob wohl Beas nackter Körper etwas in ihm ausgelöst haben könnte? Aber dort ist nichts Verdächtiges zu sehen, alles entspannt. Dagegen sieht Pauls Gesicht sehr angestrengt aus und ich würde nur zu gerne seine Gedanken lesen können.
Bea ist endlich wieder vollständig bekleidet. Nachdem ich ihr, und vor allem Paul, unsere Beziehungsverhältnisse noch einmal physisch deutlich gemacht habe, können wir endlich essen gehen. Das sollte beiden gezeigt haben, dass ich Paul nicht kampflos hergeben werde!
Bea lässt uns heute alleine zum Shoppen aufbrechen. Ich freue mich, dass sich die Buchung der Schifffahrt zu den Andamanen so umfangreich und zeitintensiv gestaltet. Beas Blick wird ganz starr und glasig, wenn sie von den Andamanen und der Fähre dorthin spricht. Sie scheint dann in Gedanken schon weg. Das gefällt mir.
Das Einkaufen gestaltet sich schwierig. Überall werden wir belagert und ich habe auch gar keine rechte Lust. Auf jeden Fall werde ich keine Klamotten mehr mit Paul anprobieren. Immerhin sind wir den Nachmittag über abgelenkt und nicht gezwungen, uns zu unterhalten. Ich weiß momentan gar nicht, was ich mit ihm reden sollte. Ich habe das Gefühl, als wäre er in Gedanken woanders. Lediglich die kleine Pause an einem Obststand bringt uns wieder näher zusammen. Wir entdecken auf einem Karren eine riesige stachelige Frucht. Der Verkäufer hat eine Ecke herausgeschlagen. Der Blick auf das gelbe Innere macht neugierig. Als wir näher treten, fragt der Mann: » You want jackfruit?« Aha, das ist also eine Jackfruit, interessant. Wir hatten sie ja schon als Eis. Der Verkäufer pult aus der großen Frucht kleinere Stücke heraus und schält sie. Was übrig bleibt, sieht ein wenig so aus wie gelbe Artischocken-Herzen. Wir teilen uns eine Portion. Der Geschmack ist mit nichts zu vergleichen. Kauend schauen wir uns das erste Mal seit Tagen in die Augen.
»Mhm, lecker, oder? Was sagst du Maja?«
»Absolut! Warte, ich kaufe uns noch eine Portion!«
Das soll jedoch der einzige vertraute Augenblick des Nachmittags bleiben. Nach der missglückten Besichtigung des Forts ist Paul gereizt und nölig. Wie kann eine solche Nichtigkeit ihn nur so runterziehen? In Indien klappt halt nicht alles, ist doch nichts Neues! Aber er meckert nur noch und das Essen zum Abend schmeckt ihm auch nicht. Dabei sind die Parotta lecker! Ich würde gerne das Essen genießen, aber mit einem solchen Miesepeter, hua, nein Miesepaul, an meiner Seite ist das kaum möglich.
Auch zurück im Hotel ist Paul weiter genervt. Mich regt sein Verhalten auf. Es verleitet mich zu Sticheleien wegen Bea. Wahrscheinlich vermisst er sie schon und ist deshalb so schlecht drauf. Kaum ein Nachmittag, den er sie mal nicht gesehen hat. Ich reibe ihm unter die Nase, dass Bea sicher etwas von ihm wolle, warum würde sie sich sonst vor seinen Augen entblößen? Ich will ihn herausfordern, um herauszufinden, wie er zu Bea wirklich steht. Denn eigentlich glaube ich nicht mehr, dass Bea was von Paul will, auch wenn sie ständig sagt, dass sie auch gerne so einen Freund hätte. Aber es wirkt eher so auf mich, als wäre sie gnadenlos einfältig. Und daher unschuldig. Mir passt ihre Anwesenheit dennoch nicht. Aber nicht mehr so sehr wegen ihr, sondern wegen Paul. Ich habe Angst um seine Gefühle.
Er leugnet jedoch alles und weist meine Anschuldigungen weit von sich. Wohl um seine Aussagen zu untermauern, versucht er es sogar mit einem Annäherungsversuch an mich. Völlig unpassend! Solange die Sache mit Bea zwischen uns nicht geklärt ist, wird gar nichts laufen!
Ich ziehe mich unbeeindruckt weiter aus, um unter die Dusche zu hüpfen. Heute ist mir Pauls Blick dabei mehr als unangenehm. Irre ich mich, oder taxiert er mich prüfend? Vergleicht er gerade meinen Körper mit Beas? Schnell verziehe ich mich ins Bad. Als ich unter dem tröpfelnden Strahl der Dusche stehe und mich gerade eingeseift habe, bemerke ich die schnellen Bewegungen. Winzig kleine Tierchen, kaum zu erkennen, wuseln im Bad umher. Ich stimme der Chemiekeule nur zu gerne zu. Uns bleibt jetzt nichts anderes übrig, als zu Bea zu gehen und die Wartezeit dort zu überbrücken.
So wie Bea
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