Sonne, Meer und Bea (German Edition)
Bord und kauft sich mit uns ein Eis von einem mobilen Händler.
»Aber ein Fruchteis!«, wie sie bei der Auswahl betont.
»Oh ja, ein Fruchteis ist sicher gesünder«, bemerke ich scherzhaft.
Bea ist kurz verwirrt. »Ach Maja, bin ich so schlimm mit meinem gesunden Essen?«
»Ein wenig«, entgegne ich. »Aber es ist gut, wenn man auch mal eine Ausnahme macht.«
»Ja Maja, du hast recht! Toll, dass du so ehrlich bist. Das gefällt mir.«
Bea hakt sich mit ihrem freien Arm bei mir unter und wir schlendern in Richtung Straße. Ich bin in gelöster Stimmung. Heute gefällt mir Beas lockere Art und wir haben viel zu lachen. Besonders bei einem Fotostudio unter freiem Himmel. Dort stehen lebensgroße Pappfiguren, mit denen man sich gemeinsam ablichten lassen kann.
»Das ist ja super!«, ruft Bea aus. »Kommt, Paul, Maja, wir lassen uns fotografiiiieren!«
Sie stürmt vorneweg und schaut sich die Aufsteller an. Ich kenne kaum jemanden von den Figuren. Nur ein paar Gesichter kommen mir bekannt vor. Es sind wohl größtenteils Schauspieler, aber ein Tiger ist auch dabei.
Bea hält vor einem Pappmann. »Guckt mal, der ist total ulkig. Der hat einen witzigen Schnurrbart.« Der Fotograf, der vor den Figuren an einem Tisch sitzt, erhebt sich. Bea gibt ihm zu verstehen, das sie mit dem ulkigen Mann ein Foto wünscht.
» It's an actor. Surya«, erklärt er ihr.
»Surya. Nice name. Okay, I want a photo with Surya«, bestätigt Bea und grinst in die Kamera.
Anschließend lassen Paul und ich uns mit dem Tiger fotografieren. Beide Fotos werden zweimal ausgedruckt. Je eins für uns, eins für Bea.
»Wie schön, jetzt haben wir voll die tolle Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit!« Bea strahlt begeistert.
Paul
Nach dem Ausflug an den Strand gehen wir zum Abschied noch mal in das Saravana Bhavan essen. Wie immer ist das Restaurant gut gefüllt, sowohl mit indischen als auch europäischen Gästen. Wir setzen uns an einen Tisch am Rand. Als wir auf unser Essen warten, beobachten wir ein paar europäische Gäste und machen uns über sie lustig. Nach drei Wochen Indien komme ich mir wie ein Experte vor und bedauere die anderen Wesen. In kaum einem Gesicht kann ich Glück erkennen. Ich schaue zu Bea. Ihre Augen erfassen kurz meinen Blick und wenden sich blitzartig von mir ab. Ich verharre seelenruhig, ich möchte den Moment noch ein wenig genießen. Ihre Pupillen wandern wieder kurz zu mir. Unsere Blicke treffen sich. Es kribbelt. Kurz, aber intensiv. Hastig dreht sie ihren Kopf zu Maja und spricht mit ihr. Ich höre nicht zu und schließe meine Augen. Ich träume vor mich hin. Erst als der Kellner mir meine Platte mit dem Seven Taste Uthappam vor die Nase stellt, öffne ich sie wieder.
Beim Essen reden wir kaum miteinander. Eine bedrückende Stimmung herrscht zwischen uns. Von der freudigen Unbeschwertheit Beas ist heute keine Spur mehr auszumachen.
Nach dem Essen nehmen wir unsere Rucksäcke aus ihrem Zimmer. Die Rezeption begutachtet uns skeptisch, da wir heute Morgen doch schon ausgecheckt haben. Nur mürrisch lässt uns der Mann unsere Lageridee durchgehen. Fast hätten wir noch eine Nacht zahlen müssen.
Die S-Bahn bringt uns eine Station bis in die Nähe vom Hauptbahnhof. Vor den Eingangstüren des Gebäudes stehen schwerbewaffnete Soldaten und Detektoren, die „was-weiß-ich-auch-immer“ aufspüren sollen. Während viele Reisende ihre Sachen zusätzlich auf ein Fließband legen müssen, um sie durchleuchten zu lassen, kommen wir einfach durch. An Privilegien kann ich mich gewöhnen.
Bea bringt uns noch auf den Bahnsteig, wo unser Zug bereitsteht. In den unreservierten Wagen sind schon fast alle Plätze belegt, obwohl der Zug erst in einer halben Stunde losfahren wird. Wir entscheiden uns, noch gemeinsam mit Bea zu warten und setzen uns auf eine Bank.
»Ich werde euch wirklich sehr vermissen«, sagt Bea traurig.
»Es war schön, dich getroffen zu haben«, versuche ich sie aufzuheitern, in der Furcht, jedes nette Wort, dass ich an Bea richte, später von Maja um die Ohren gehauen zu bekommen. »Wir hatten viel Spaß mit dir.«
»Besonders dich werde ich vermissen, Majalein. So eine tolle Freundin wie dich hatte ich noch nie.«
Maja wirkt ganz verlegen. Bea legt ihre Hand auf Majas.
Ich hingegen werde ganz traurig, denn Bea hat mich nicht in ihren Worten bedacht und vermeidet sowohl Blick- als auch Körperkontakt. So schwermütig hatte ich mir unseren Abschied nicht vorgestellt.
Als es an der Zeit ist, den
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