Sonne, Schnee und Tote
haben die
nicht ganz wasserdichte Aussage, dass sich beide im Gebäude aufgehalten haben
und wohlmöglich darin umgekommen sind … Ja, es ist tragisch … Nein, das konnte
man nicht verhindern … Solche Dinge geschehen nicht häufig. Die lassen sich
nicht vorhersehen … Nein, leider nicht …“
…
„Toni
Giacomo war ein guter Polizist, das weiß jeder hier. Selbstverständlich werden
wir … Er ist im Dienst und für die Sicherheit dieses Landes gestorben … Himmel!
Es musste eine Entscheidung getroffen werden … Wir hatten sichere
Informationen, andernfalls hätten wir nicht gehandelt … Nein … Commissaris
Maartens trifft keine Schuld. Er hat eine Entscheidung getroffen und alles
richtig gemacht … Niemand konnte ahnen ...“
…
„Natürlich
wird es … Ja, das habe ich schon gesagt … So etwas passiert!“
…
„Ich
weiß, dass die Kacke am Dampfen ist! … Ist gut … Ich kümmere mich darum,
verlassen Sie sich darauf ... Irgendwer muss die Konsequenzen tragen, keine
Frage.“
…
„Ja,
auf Wiederhören.“
…
…
…
„Bloemberg!
Reinkommen!“
Kees
stellte den Becher ab, erhob sich von seinem Platz und betrat das Büro.
Als
er das Polizeirevier zwei Stunden zuvor betreten hatte, war es draußen noch
diesig gewesen. Mittlerweile war die Sonne durch die dichte Wolkendecke
gebrochen und schien kräftig zum rückwärtigen Fenster des Raumes hinein. Sie
stand derzeit in einem dermaßen ungünstigen Winkel, dass Kees von ihr geblendet
wurde und er Van Houden hinter seinem Schreibtisch kaum ausmachen konnte. Erst
als er kurz vor dem Vorgesetzten stand, vermochte er dessen Gesicht zu
erkennen. Es hatte eine Farbe angenommen, die nur schwer in das Farbspektrum um
Rubinrot herum einzustufen war. Kees war ziemlich sicher, dass es für diesen
Rotton keine adäquate Bezeichnung gab, dennoch war er ein klarer Indikator
dafür, dass seine Tage als Polizist wohl gezählt waren.
„Hinsetzen“,
schnauzte der Dicke und funkelte ihn an. Kees schob den bereitstehenden Stuhl
zurück und ließ sich erschöpft darauf nieder. Sein Körper schmerzte. Er war
erschöpft und es war fraglich, ob er in der Lage wäre, sich später wieder zu
erheben.
„Toni
ist tot“, eröffnete Van Houden das Gespräch. „Sie haben ihn eben aus den
Trümmern geborgen, aber man konnte nichts mehr für ihn tun. Van Gesseling hat
Verbrennungen und einen Bruch des linken Beines erlitten. Die anderen fünf an
der Aktion beteiligten Polizisten sind mit dem Schrecken davongekommen ... Das
Ganze ist … unübersichtlich, aber eines steht fest: So, wie sich die Sache im
Augenblick darstellt, sieht es böse für Sie aus, Bloemberg. Das
Innenministerium wird möglicherweise eine Untersuchungskommission einsetzen. Möchten
Sie etwas dazu zu sagen?“
„Ich
habe gesagt, was zu sagen war.“
„Und
die Geschichte soll ich Ihnen auch noch abkaufen?“, zischte Van Houden. Sein
Speichel traf Kees mitten im Gesicht.
„Mehr
als die Wahrheit kann ich wohl kaum erzählen“, murmelte Kees und starrte
hinunter auf die Schreibtischplatte. Er ertrug Van Houdens Miene nicht. Sie war
eine Mischung aus Enttäuschung, Wut, tiefer Abneigung und Feinseligkeit.
„Ich
habe mir Ihre Aussagen durchgelesen, Bloemberg. Sie sind ein ganz beschissener
Lügner, wenn Sie mich fragen.“
„Ich
frage aber nicht.“
„Vorsicht,
Inspecteur! Vorsicht! Wegen Ihnen ist einer unserer Männer tot, vergessen Sie
das nicht. Vergessen Sie das niemals wieder !. “
Die
Anschuldigung versetzte Kees einen tiefen Stich in der Brust. Seine Zunge war
belegt und fühlte sich taub an. Er war nicht in der Stimmung, zu diskutieren,
dennoch konnte er nicht anders als zu sagen: „Es tut mir leid um Toni, aber es
war nicht meine Entscheidung, das Gebäude zu erstürmen. Ich habe niemanden
beauftragt, mich auf Schritt und Tritt zu beschatten, wie einen
hundsgewöhnlichen Kriminellen. Ich habe nicht …“
„Aber
Sie haben sich über meine Befehle hinweggesetzt. Wieder und wieder und wieder“,
donnerte Van Houden. „Sie haben sich und andere in Gefahr gebracht. Sie haben
Dienstvorschriften verletzt. Zum Kuckuck! Das ganze Gebäude ist in die Luft
geflogen. Reicht das nicht aus? Und die Tatsache, dass Sie Karim Abusif da
herausgeholt haben entschädigt für nichts davon! Er taugt vermutlich nicht
einmal als Zeuge, der ihre abenteuerlichen Geschichten bestätigen könnte. Der
Mann ist ein Krüppel. Im Krankenhaus mussten sie ihm in einer Notoperation die
meisten seiner
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