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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Augenlider schienen ihr schwer zu
werden. Sie war kaum noch in der Lage, die Pistole zwischen den Fingern zu
halten.
    Bloemberg
ahnte was Imar vorhatte. Er wollte durch eben jenen Ausgang hinaus, der den
Gesetzeshütern unbekannt war. Kees fragte sich jedoch, wie sie Karim durch die
Luke zwängen sollten. Aus der Entfernung zumindest machte das Schlupfloch nicht
den geräumigsten Eindruck. Aber das war wohl kaum sein Problem und vermutlich
würde sich Imar noch früh genug überlegen, wie sie das hinbekämen. Sofern er
nicht längst beschlossen hatte, sie spätestens dort loszuwerden.
     
    ***
     
    Der
Wasserspiegel war weiter gestiegen. Er reichte inzwischen bis über Bloembergs
halben Oberschenkel. Kein Wunder, dass der alte Hadosh nie etwas aus dieser
Ebene gemacht hatte. Er war mit seiner Idee, eine Kellerebene an diesem
Standort einzubauen, ein einfältiger Narr gewesen und vermutlich bald nachdem
er begonnen hatte, den Keller auszubauen, mit der Realität konfrontiert worden.
Während starker Gewitter oder Regenschauer waren die eingebauten
Drainagesysteme und Pumpen einfach nicht in der Lage, das eindringende Wasser
abzutransportieren. Mehr noch, es schien sogar darüber zurückzufließen und den
Pegel zusätzlich zu erhöhen.
Kees Finger streiften die Wand. Sie war klatschnass. Die ganze Konstruktion
beruhte auf einem einzigen Wust aus Planungsfehlern. Sie war der kümmerliche
Rest eines Traumes, der die Tauglichkeitsprüfung nicht bestanden hatte.
    „Schneller.
Schneller“, blaffte Imar. „Wir sind gleich da.“
    Er
behielt recht . Bis zur Luke mit dem Drehverschluss war
es nicht mehr weit. Die letzten Meter wateten sie querfeldein, schoben lose
Gegenstände wie eine Klappleiter oder leere Farbeimer beiseite und sogar Niandee
schien trotz fortgeschrittener Erschöpfung ein wenig Mut zu fassen.
    „Endlich
… wird ... Zeit“, ächzte sie. Kees bewegte sich zur nahen Wand und legte sowohl
den Rucksack als auch Karim gut fünf Meter neben der Luke auf einem halbhohen
Holzpalettenstapel ab. Dort kam Kees auch endlich wieder zu Atem, streckte den
belasteten Rücken durch und ruderte mit den Armen, sodass seine Schulterblätter
knackten. Niandee taumelte ein einen Steinwurf entfernt wie in Trance der Luke
entgegen. Der Waffenarm hing schlaff hinunter. Mit dem anderen hantierte sie
vor ihrem Gesicht herum, als versuchte sie, nicht vorhandene Nebelschleier
fortzuwischen.
    Imar
hantierte an der massiven Kurbel und war drauf und dran den Deckel zu
entriegeln. Er zeterte, weil er sich nicht erklären konnte, wieso die Luke
verschlossen war, obwohl er exakt diesen Weg hineingenommen hatte. Er war
sicher, die Kurbel danach nicht angerührt zu haben. Abgesehen von einer Minute
zusätzlicher Zeit kostete ihn das Öffnen der verrosteten Luke einige Kraft. Mit
einem Ruck riss er sie auf, schnaufte und wurde vom einschießenden Wasser
überrascht. Ein Schwall bräunlich grauer Brühe schwappte ihm entgegen und zwang
ihn in die Knie. Schnell fing er sich, sprang auf und fluchte.
    „Miese,
miese, miese Sache! Aber davon lassen wir uns jetzt auch nicht mehr aufhalten.
Also los.“
    Er
war halb in die Öffnung gekrabbelt, als Kees etwas auffiel. An die obere
Außenseite der Luke hatte jemand einen gelben Notizzettel geklebt.
    „Sinan.
Hey. Moment mal.“
    „Was
ist?“, fragte Imar, drehte sich um und erkannte, was Bloemberg meinte.
Unbeeindruckt winkte er ab und riss das Papier von der Wand.
    „Dafür
haben wir jetzt keine Zeit.“
    Er
zerknüllte das Blatt ungelesen und warf es Bloemberg an den Kopf.
    „Schau
lieber zu, dass du Karim durch die Luke bekommst, aber gib mir vorher den
Rucksack an. Ich warne dich, mach blos keine Mucken, sonst hast du sofort
ausgespielt.“
    Kees
wusste genau, was das bedeutete. Sobald Imar beide Rucksäcke hätte, würde er
sich aus dem Staub machen und sie hier zurücklassen. Es war nicht etwa
verwunderlich und auch keine große Überraschung oder gar ein Geheimnis.
Vermutlich hätte Kees, hätte er sich in Sinans Situation befunden, ähnlich
gehandelt. Denn ganz objektiv stellte sich die Sache folgendermaßen dar. Niandee
machte nicht den Eindruck, als habe sie noch genügend Kraft, ihm folgen zu
können. Karim war ohnehin nur eine Last am Bein und Bloemberg – na ja – es lag
nahe, dass Imar versuchen würde, den Inspecteur ins Jenseits zu befördern,
sobald der seine Aufgabe erledigt hatte. Es war der Weg des größtmöglichen
Profits mit den wenigstens Belastungen.
    Kees
war sich

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