Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
Vom Netzwerk:
Zeigefinger an ihren Hals.
    Kein
Puls.
    Er
versuchte, sie zu beatmen, führte eine unbeholfene, hektische Herzdruckmassage
durch.
    Kein
Lebenszeichen .
    Er
wiederholte das Ganze mehrmals, dann gab er auf. Für Niandee kam jede Hilfe zu
spät. Sie war verloren und würde nie wieder das Tageslicht sehen. Er legte ihre
Hände auf der Brust zusammen, umrundete den Stapel und kontrollierte Karims
Puls. Kurz fürchtete er auch hier das Schlimmste. Es kam anders.
    Sein
Herz schlug. Der Mann lebte.
    Die
Entscheidung fiel nicht leicht. Wäre er vernünftig gewesen oder zumindest
rational geblieben, hätte er auch Karim zurücklassen müssen, aber etwas hielt
ihn davon ab. Zu viele Menschen waren hier unten gestorben, es musste kein
weiterer dazukommen. Kees schulterte den Mann und bewegte sich mit ihm auf die
Treppe zu. Der Weg war klar. Wenn seine Kollegen dort oben waren, würde die ihm
helfen können.
    Ein
ohrenbetäubendes Krachen und Knacken ließ ihn nach wenigen Metern stocken. Eine
Explosion, laut wie ein Kanonenschlag, erschütterte das gesamte Gebäude. Danach
ging alles rasend schnell. Eine Detonation folgte der nächsten. Über seinem
Kopf vibrierte die Decke. Die Leuchtstoffröhren wackelten, lösten sich aus
ihren Verankerungen und fielen einzeln hinunter.
    Der
Treppenaufgang zerbarst in einer heftigen Explosion. Treppenstufen rissen aus
den Verankerungen und krachten hinunter. Kees’ Fluchtweg verschwand in einem
tiefrot-schwarzen Feuerball.
    Nein,
nein, nein. Bitte lass das nicht wahr sein.
    Doch
es war und wurde noch schlimmer. Nahe dem Treppenhaus sackte die Decke ab.
Trümmer klatschten ins Wasser. Über, unter, rechts und links neben ihm rumorte
das Gemäuer. Der Boden vibrierte. Kees stockte der Atem. Instinktiv machte er
kehrt. Es gab nur noch einen einzigen Weg. Er konnte nur hoffen, dass dieser
wirklich hinausführte und nicht durch die vorangegangenen Ereignisse
verschüttet worden war.
    Kees
hastete mit aller Karft dem Riss in der Wand entgegen. Karims Gewicht drückte
ihn schwer nach unten. Sein Blick schnellte nach links. Putz regnete von oben
herab. Er sah gerade noch, wie Niandees toter Körper unter herabfallenden
Brocken begraben wurde. Leuchtstoffröhren in der Nähe zersprangen in tausend
Scherben. Sekunden danach erloschen alle Lichter.
    Dunkelheit.
    Kees
strauchelte, verlor das Gleichgewicht, fing sich und drückte die Knie durch.
Tiefstes Schwarz breitete sich ihm aus. Er blinzelte, sah die eigene Hand vor
Augen nicht mehr. Irgendwo dort vorn war der Ausgang. Er glaubte es, hoffte es,
flehte, dass es so sein möge. Es war gar nicht mehr weit gewesen. Ein paar
Meter nur.
    Er
machte einen Schritt und noch ein Schritt.
    Etwas
versperrte ihm den Weg. Er schob sich tastend daran vorbei, bewegte sich weiter
und bekam es schließlich mit der Angst zu tun.
    Wo
war die verdammte Öffnung? Er hätte sie längst erreichen müssen, zumindest die
Wand … hatte er aber nicht.
    Kees
streckte den freien Arm aus und tastete ins Nichts.
    Verdomme!
    Eben
hatte alles noch genau vor ihm gelegen.
    Er
stolperte.
    Panik.
    Was,
wenn er nicht mehr hinauskam? Was, wenn er sich in der Dunkelheit versehentlich
von der Wand wegbewegt, zurück in die Mitte des Raumes? Irgendwo hinter seinem
Rücken krachten massive Deckenteile ins Wasser. Rauschen, Gurgeln, Knacken,
Krachen. Bloembergs Ohr wurde mit der ganzen Palette an möglichen Geräuschen
bombardiert, die ihm in seiner Situation nicht gerade viel Mut machten. Er
machte drei zusätzliche Schritte, atmete schnell und flach. Sein Puls hämmerte
an der Schläfe. Etwas traf ihn hart auf dem Kopf. Er wankte, seine Knie gaben
nach. Kees schluckte Wasser, würgte und spie es aus. Benommen drückte er die
Beine durch und hetzte weiter. Dickliche Flüssigkeit rann über sein Gesicht. Ob
es das Wasser seines unfreiwilligen Tauchganges war oder Blut, war in dieser Sekunde
unmöglich zu beantworten. Seine Hoffnung schwand. Mit der Hand tastete er
weiter blind umher.
    Nichts!
     …
    Doch,
da.
    Seine
Finger stießen auf groben, vertikalen Widerstand.
    Die
Wand .
    Innerlich
atmete Kees auf, aber es war noch nicht überstanden. Er schob sich heran und
musste sich für rechts oder links entscheiden.
    Eine
Chance von fünfzig Prozent. Er versuchte sich zu erinnern, wo er gestanden
hatte, bevor das Licht ausgegangen war. Es half nichts. Die Bilder überschlugen
sich. Bloemberg bekam keines von ihnen zu fassen.
    Links
oder rechts? Links!
    Die
richtige Entscheidung. Er fand den

Weitere Kostenlose Bücher