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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Genuscheltes heraus. Seine Zunge gehorchte ihm
nicht.
    „Sehr
gut, Karim. Hör zu. Die Betäubung hindert dich daran, richtig zu sprechen, aber
das musst du auch gar nicht. Du musst jetzt nur zuhören, verstanden?“
    Karim
verstand gar nichts.
    Betäubung?
    Die
Stimme kam ihm bekannt vor, aber er konnte sie nicht zuordnen.
    Gehört
der wirklich zu ihnen? Was soll das hier alles?
    Ihm
wurde die ganze Situation immer unangenehmer. Er konnte nicht verhindern, dass
die Angst langsam in sein Bewusstsein krabbelte.
    „Also.
Hörst du zu?“, fragte der Mann hinter dem Metall.
    Karim
nickte.
    „Lasst
mich raus“, brüllte er dann so unkontrolliert wie unverständlich. Ein panischer
Schub durchlief seinen Körper. Er riss heftig am Griff und rammte die Schulter
gegen das Metall, als man ihm die Tür weiterhin nicht öffnete.
    Geh
auf! Geh auf, verdammt noch mal! Ich bin gefangen! Geh auf!
    „Hör
auf damit. Das hat keinen Sinn“, versuchte die Stimme zu beruhigen. „Es hat
einen guten Grund, wieso du da drin bist. Du hast dich nicht an unsere
Abmachung gehalten. Ich kann dich nicht rauslassen. Wir müssen uns überlegen,
wie es weiter geht, Karim. Hörst du? Du hast es vermasselt. Wir müssen zusammen
eine Lösung finden. Die Polizei wird hier alles auf den Kopf stellen. Man sucht
nach dir. Die dürfen dich nicht bekommen. Du bist jetzt ein dringend
Tatverdächtiger. Die würden dich ausquetschen.“
    Karim
schüttelte irritiert den Kopf.
    Tatverdächtiger?
    „Pass
auf! Beruhig dich erst einmal. Die Betäubung lässt langsam nach. Wir reden
später“, sagte die Stimme vor der Tür.
    „Die
Kühlung“, brüllte Karim mit lahmer Zunge. „Macht die Kühlung aus.“
    Sekunden
vergingen. Nichts .
    Karim
horchte angestrengt.
    Nichts,
nur das Surren des Temperaturregulators .
    Der
Mann (oder war es eine Frau gewesen?) war verschwunden und hatte ihn sich
selbst überlassen. Allein in Wut und Angst. Klare Gedanken konnte er im
Augenblick nicht fassen.
    Es
gab nur zwei klare Einsichten, die sich in diesen Minuten in sein Bewusstsein
brannten:
    Ich
bin gefangen! Ich
werde hier sterben!
    Das
trug nicht zu seiner Beruhigung bei.
    Überwältigt
von einem Anflug aus purer Verzweiflung über die ganze Situation, die ihn
völlig überforderte, ballte Karim seine riesigen Fäuste und schlug wild gegen
die verschlossene Tür. In seinem Kopf wirbelten die wildesten Gedankenfetzen
und Befürchtungen.
    Das
können die nicht mit mir machen. Die wollen mich umbringen. Wieso lassen die
sonst die Kühlung an?! Lasst mich raus! Lasst mich hier raus! Lasst mich raus!
    „Lasst
mich raus“, schrie er immer wieder und trommelte erfolglos gegen die Wände
seines kalten Gefängnisses.
    Er
schlug sich die Handflächen blutig. Mehr erreichte er nicht.
    Erst
als er erschöpft zu Boden sank, die Klamotten getränkt von gefrierendem
Schweiß, kehrte die Stille fast vollständig in die Dunkelheit zurück. Nur das
leise Surren blieb.
     
    ***
     
    „Die
Situation ist nicht ganz durchschaubar.“
    „Was
soll das heißen?“
    „Irgendwas
ist schiefgelaufen. Namir ist tot. Er wurde …“
    „Davon
hörte ich bereits. Es tut mir leid, aber wir müssen jetzt einen klaren Kopf
bewahren. Jedem war klar, dass etwas Derartiges passieren würde. Was ist mit
der Ware?“
    „Unser
zweiter Kontaktmann hat sie auf die Seite geschafft, dann gab es wohl einen
Feueralarm. Seitdem nichts mehr.“
    „Und
jetzt?“
    „Wir
müssen abwarten und gucken, was passiert.“
    „Du
wirst mich doch nicht enttäuschen, Imar?“
    „Habe
ich das jemals?“
    „Nein.“
    „Dann
verstehe ich die Frage nicht. Es wird alles in Ordnung kommen. Ich kümmere mich
darum.“
    „Sehr
gut. Ich erwarte bald Ergebnisse. Du weißt, was auf dem Spiel steht.“
    „Es
ist eine Chance für uns alle. Die werde ich nicht einfach aus der Hand geben.
Ich melde mich.“

Kapitel 4
     
     
    Montag 21. Juni
    8:30, Polizeirevier
Rotterdam-Noord
    Von
der Hitze des Wochenendes war nichts mehr zu spüren. Schwarze Wolken hingen
tief am Himmel. Es regnete und stürmte. Ab und zu zuckte ein Blitz, auf den ein
lang grollender Donner folgte. Kees saß in seinem Büro, einem spärlich
eingerichteten, kleinen Zimmer mit orangefarben tapezierten Wänden. Es war ihm
aufgrund seiner zurückliegenden Ermittlungserfolge zugesprochen worden. Ein
schwarzer Aktenschrank, ein Schreibtisch in der Raummitte, auf dem ein
TFT-Monitor stand, außerdem ein Bürostuhl mit breiten Armlehnen, eine große
Pinnwand, an der

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