Sonne, Schnee und Tote
Bloemberg für ein kleines Wunder. Die Sekunden verstrichen.
„Sie
setzen jetzt sofort Ihre müden Knochen in Bewegung!“ fauchte der Dicke
abschließend.
Maartens
sagte nichts mehr, stand auf und ging. Mit einem letzten Anflug von Aggression
warf er die Tür hinter sich zu.
Kees
hörte, wie Van Houden einen Seufzer ausstieß, ehe er auf dem frei gewordenen
Stuhl Platz nahm.
„Es
ist nicht ganz unkompliziert, Bloemberg“, setzte er an, nachdem er eine Weile
stumm umhergeschaut hatte. „Dir dürfte am Samstag aufgefallen sein, dass dies
alles andere als eine gewöhnliche Ermittlung ist.“
Kees
nickte. Die wenigen Polizeikräfte, die mangelhafte Absperrung des Tatortes, das
Feuer im Lagerraum, die ungeklärten Fragen der Zuständigkeit, all das war
vollkommen unprofessionell gewesen.
„Ich
habe in dieser Hinsicht einem alten Freund einen Gefallen getan. Die Sache
sollte so unauffällig wie möglich bleiben. Keine Presse, kein großes Tamtam …“
Der
Dicke beugte sich nach vorn und griff nach der Zeitung.
„Hat
nicht ganz funktioniert“, schnaubte er.
Bloemberg
beobachtete, wie Nicolas van Houden innehielt und sich den Artikel ansah.
Unvermittelt schüttelte er den Kopf und warf das Käseblättchen in Bloembergs
Mülleimer.
„Und
dann macht dieser Hornochse auch noch so eine Story daraus. Ich könnte diese
Journalisten manchmal wirklich … Ach, lassen wir das. Was passiert ist, ist
passiert. Ich will nicht lange drum herumreden, Bloemberg. Nasridim Hadosh hat
Bert van Helig und mir vor einigen Jahren in einer Sache geholfen, deshalb
hatte ich ihm sofort meine Unterstützung zugesagt. Jetzt ist die Sache doch
öffentlich und ich hoffe sehr, dass das nicht noch mehr hochkocht.“
„Was
für eine Sache?“, wollte Kees wissen. Er war irritiert, aber Van Houden war
nicht bereit, näher ins Detail zu gehen.
„Eins
nach dem anderen. Wir sollten uns zunächst auf den Fall konzentrieren. Wir
haben noch ein paar Minuten bis Maartens zurück ist und es gibt noch ein paar
Dinge, die ich dir mitteilen muss.“
„Gibt
es einen Grund, wieso Fred das nicht mitbekommen darf?“
„Nicht
unbedingt. Allerdings bist du der leitende Ermittler, nicht Fred. Es geht
darum, dass Karim Abusif verschwunden ist. Nach dem Vorfall mit dem Feuer am
Samstag hat ihn niemand mehr gesehen. Dazu kommt noch die Analyse der Substanz,
die sich in Namirs Hand befand. Es handelte sich dabei um eine seltene
Zusammensetzung aus … Moment ...“
Er
kramte in den Weiten seines Jacketts und fischte ein gefaltetes DIN-A4-Blatt
aus der Innentasche.
„Bei
der Substanz handelt es sich um eine Mischung aus Calium, Natriumhydroxid,
Magnesium und Koks und einem Stoff, den unsere Chemiker bislang nicht eindeutig
zuordnen konnten, da die Probe vor der endgültigen Analyse Feuer gefangen hat
…“
„Und
das heißt?“
„Hier
steht: Die Reaktion der unterschiedlichen Stoffe miteinander oder der
Spaltprodukte einer vorherigen Reaktion kann eine heftige exotherme Reaktion
hervorrufen, die, ähnlich einer Kettenreaktion, einen selbstverstärkenden
Charakter in sich birgt. Die Folgen sind: heftige Flammen- und
Hitzeentwicklung.“
Bloemberg
nickte. Das ergab einen Sinn.
„Also
haben wir den Grund für das Feuer im Lagerraum gefunden?“
„In
der Tat sieht es so aus. Die Akten der Brandermittlung müssten noch heute auf
meinem Schreibtisch liegen. Ich werde dich dann umgehend informieren oder
Maartens mit der Entgegennahme beauftragen.“
„Können
wir davon ausgehen, dass Karim Abusif in die Sache verwickelt ist?“, hakte Bloemberg
nach, denn das war der unausgesprochene Gedanke, der im Raum hing.
Van
Houden zuckte mit den Schultern.
„Es
gibt bislang nur Indizien und die Tatsache, dass er nicht mehr aufzufinden ist.
Obwohl Letzteres eine gewagte Vermutung ist, schließlich hat noch niemand
wirklich nach ihm gesucht. Hadosh hat eventuell etwas unternommen, aber genau
weiß ich das auch nicht. Wie diese einzelnen Puzzleteile zusammenpassen? Nun,
das herauszufinden, ist deine Aufgabe.“
Der
Hauptkommissar erhob sich und ging zur Tür, dort drehte er sich noch einmal zu
Bloemberg um.
„Wenn
du Nasridim Hadosh heute vernimmst, sei nicht zu grob mit ihm. Er wird langsam
alt. Obwohl er ein Kämpfer ist, der mit seinem Unternehmen gegen alle Widrigkeiten
und städtischen Verordnungen seit den 80er Jahren am Wilhelmina-Pier ausharrt,
hat ihn die Sache mit Namir schwer mitgenommen. Ich habe ihn am Samstag
befragt, und wenn du meine
Weitere Kostenlose Bücher