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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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monotones Surren, das von überallher zu kommen schien. Und
selbst das hörte sich seltsam dumpf an, als seien seine Ohren in Ohrschützer
gepackt. Alles, was ihm blieb, war sein Tastsinn und der sagte ihm, dass er auf
harten Fliesen lag. Es war eisig und die Kälte war ihm in alle Glieder
gekrochen bevor er richtig erwacht war.
    Karim
zitterte und war kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Was
ist passiert? Was für eine Scheiße ist mir passiert?
     
    Nachdem
die Spurensicherung eine Probe vom Schneeball in Namirs Hand genommen hatte und
danach verschwunden war, hatte Karim begonnen, die an ihn gerichteten,
inoffiziellen Aufgaben zu erfüllen.
    Zuletzt
hatte er mit einer Pipette einen Tropfen Wasser auf den Schnee in Namirs Hand
geträufelt. Genauso, wie man es ihm aufgetragen hatte. Er war einen Schritt
zurückgetreten und hatte im nächsten Moment einen heftigen, tief eindringenden
Stich am Hals gespürt, dann waren um ihn herum die Lichter ausgegangen.
     
    Jetzt
befand er sich hier und das warf nach und nach tausend neue Fragen in seinem
Kopf auf. Jede davon machte ihm Angst. Hinter seiner Stirn pochte es.
    Wo
bin ich? Wer hat mich hierher gebracht? Was hatte das zu bedeuten? Wie komme
ich hier raus? Wieso ist es so kalt? Muss ich sterben?
    Das
Leben kehrte langsam in Karims Glieder zurück. Aus Händen und Füßen war
allerdings jegliches Gefühl gewichen und es weigerte sich hartnäckig, dahin
zurückzukehren. Er vermochte die Finger kaum zu bewegen, verspürte in ihnen
aber auch keine Schmerzen.
    Mühsam
schaffte er es, nach Minuten des Kampfes mit seinem Körper, sich aufzurichten
und schließlich mit wackeligen Beinen aufzustehen. Er stieß sich den Kopf an
der niedrigen Decke.
    „Verflucht“,
fauchte er und tastete blind rings umher. Seine ausgekühlten Hände berührten
die Wand. Sie war rau, soweit das seine tauben Fingerspitzen noch erfühlen
konnten. Der Sinneseindruck war vage, reichte aber aus. Hinter seiner Stirn
hatte es sofort Klick gemacht. Er wusste, wo er war. Er erkannte diese
Wände, die Fliesen, die niedrige Decke. Es gab sie nur in einem einzigen Raum
im ganzen Lagerhaus. In einem kleinen Kühlraum in der unteren Ebene. Ein seit
Ewigkeiten brachliegendes Projekt Hadoshs, das längst fertiggestellt worden
sein sollte. War es aber nicht. Die Fliesen an den Wänden waren nie vollständig
gesetzt worden. Der alte Nasridim musste es wohl vor lauter Ärger mit der
Rotterdamer Baubehörde vergessen haben.
    Dieser
törichte, alte Mann hat keine Ahnung, was im Inneren seiner eigenen Firma alles
vorgeht.
    Karim
strich über den Rauputz. Sie hatten diesen Raum für ihre Geschäfte
benutzt. Er wusste davon und es gab nicht viele andere in der Firma, die sein
Wissen teilten. Eigentlich niemanden. Er hatte darüber geschwiegen wie ein
Grab. Er war ein guter Komplize gewesen. Ein kleiner treuer Fisch, der die eine
oder andere Aufgabe übernahm. Und doch beunruhigte ihn etwas zutiefst.
    Für
alles, was Sie hier unten getrieben hatten, war nie die funktionierende
Kühlung des Raumes gebraucht worden. Jetzt jedoch lief sie auf Hochtouren.
Durch das dicht geflochtene Gitternetz an der Decke strömte kalte Luft herein.
Er saß in dieser unfertigen, dunklen Eiskammer und war sicher nicht von allein
hierhergekommen.
    Diese
Schweine! Aber wie
kann das sein?
    Niemand
von ihnen war hier gewesen an diesem Samstag. Die Anweisungen auf dem Zettel,
die er in seinem Spind gefunden hatte, waren eindeutig gewesen. Er hatte es
genauso gemacht, wie man es ihm aufgetragen hatte. Alles, abgesehen von der
Sache mit Namir Hadosh. Das hatte nicht zum Plan gehört und er hatte deshalb
improvisieren müssen. Karim schüttelte heftig den Kopf. Er würde sich für immer
an den Moment erinnern, an dem der alte Nasridim ausdruckslos auf Namir hinab
sah, mit einem müden Seufzer den Blick durch das verwüstete Büro schweifen ließ
und dann …
    „Karim?“
Bist du endlich wieder wach?“ Eine dumpfe Stimme drang durch die Dunkelheit.
Der Angesprochene merkte auf.
    Da
sind sie. Endlich .
    Er
erfror hier langsam. Schnell tastete er sich an der Wand entlang. Karim machte
nur ein paar Schritte, dann berührten die Finger blankes Metall, suchten nach
dem Griff und fanden ihn.
    Die
Tür war verschlossen.
    „Karim?“,
fragte die gedämpfte Stimme erneut durch die Tür und Karim versuchte zu
antworteten.
    „Ich
bin hier. Lasst mich raus. Ich habe getan, was ihr verlangt habt“, wollte er
sagen, bekam aber nur träg

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