Sonne über Köln (German Edition)
zerrte grob am Arm seines Onkels.
Das
Entsetzen in Dr. Khalidis Blick war weniger dem körperlichen Angriff seines
Neffen geschuldet, als vielmehr dem Gedanken, der ihm durch den Kopf schoss:
das Auftauchen der Polizei, das seltsame Verhalten von Rahman eben auf dem Hof,
das Blut im Flur, dieser stechende Geruch und schließlich Usamas Aggressivität.
"Sag mir, dass das nicht wahr ist, Usama!", sagte er betroffen.
"Was?",
sagte Usama, der begriff, dass sein Onkel ihm auf die Schliche gekommen war.
"Sag
mir, dass du nicht vorhast, unschuldige Menschen zu töten."
"Ich
werde keine unschuldigen Menschen töten. Das kann ich dir versprechen. Nur ein
paar Zionisten."
"Usama,
du weißt nicht, was du da anrichtest. Woher kommt bloß dieser ganze Hass?"
Dr. Khalidi schaute seinen Neffen mitleidig an: "Was ist los mit dir? Hast
du den Verstand verloren?"
Usama
lachte, als ob er wirklich den Verstand verloren hätte: "Du bist ein
Verräter, ein Ungläubiger! Du hast dich abgewandt vom einzig wahren Glauben!
Meinst du wirklich, dass ich dir zuhöre ‽ "
Dr.
Khalidi, der seinen Neffen nicht wiedererkannte, verlegte sich aufs Bitten. Er
packte ihn bei den Oberarmen: "Bitte, Usama! Bis jetzt ist noch nichts
passiert. Wir sind eine Familie und müssen zusammenhalten. Ich werde niemandem
etwas davon sagen. Wir kriegen das wieder hin." Er zeigte auf die Säcke:
"Aber du musst das alles hier sofort vernichten." Seine sanften,
braunen Augen füllten sich mit Tränen.
Usama
stieß ihn weg: "Du wirst niemandem etwas sagen und ich werde auch nichts
vernichten. Unterhaltung beendet."
"Oh,
nein!", sagte Dr. Khalidi, der jetzt die Geduld verlor, mit drohendem
Blick. "Das werde ich nicht zulassen. Du bist zwar mein Neffe, aber wenn
du von deinem Plan nicht abrückst, werde ich dich anzeigen." Er schüttelte
verächtlich den Kopf: "Leute, die so denken wie du, sind eine Schande für
den Islam. Ihr seid dafür verantwortlich, dass die, die uns nicht mögen, so
leichtes Spiel haben ... Tut mir Leid, Usama!" Er drehte sich um und
verließ den Raum.
Usama
blieb stehen und überlegte. Sein Blick fiel auf ein Brecheisen, das auf der
Werkbank lag. Er nahm es und ging seinem Onkel entschlossen hinterher.
Als
Rahman den Flur betrat, traute er seinen Augen nicht. Was er sah war unfassbar:
Neben der halb geöffneten Kellertür lag Dr. Khalidi, der Mann, mit dem er
gerade eben noch gesprochen hatte.–Sein Kopf in einer Blutlache. Usama
stand mit einem Brecheisen in der Hand und Blutspritzern auf seinem weißen
Gewand daneben.
"Was
hast du getan?", sagte Rahman.
"Er
wollte … er wollte runter in den Keller", sagte Usama mit starrem Blick.
Rahman
schaute seinen Freund verständnislos an. In ihm rumorte es. "Ich bin
draußen, Usama!", sagte er und schüttelte seinen mächtigen, haarigen Kopf:
"Ich mach nicht mehr mit. Das ... das hier ist zu viel. Weißt du
eigentlich, was du gemacht hast?"
Usamas
Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Er ging einen Schritt auf den Riesen zu:
"Ich habe schon immer gewusst, dass du ein elender Feigling bist! Du kotzt
mich an!"
"Ich
bin kein Feigling", verteidigte sich Rahman und zeigte auf den reglosen
Körper von Dr. Khalidi: "Aber bei so was kann ich nicht mitmachen. Er ist
dein Onkel, dein eigen Fleisch und Blut."
Usama
trat zurück, beugte sich über den Leichnam und spuckte voller Verachtung
darauf. "Siehst du das ‽ ",
schrie er Rahman an. "Das ist nicht mein Onkel. Das ist ein verdammter Verräter.
Der wollte uns bei der Polizei anzeigen. Der ist nicht besser als all diese
Ungläubigen. Er war schon lange keiner mehr von uns."
In
Rahman brodelte es. Er versuchte mit sich selbst auszumachen, ob an Usamas
Argumenten etwas dran war. Usama bemerkte das. Er ging auf seinen Freund zu und
legte eine Hand auf dessen gewaltige Schulter: "Rahman, ich liebe dich wie
einen Bruder. Wir müssen zusammenhalten. Das ist Teil unserer Mission."
Rahman
schaute unentschlossen auf den toten Dr. Khalidi.
"Lass
es uns so machen, wie ich es gesagt habe", redete Usama weiter auf ihn
ein. "Ich ziehe die Sache im Stadion durch und du lässt die Leichen
verschwinden."
Rahmans
Blick wanderte langsam von dem Leichnam zu seinem Freund: "Aber wir haben
doch nur eine Leiche."
Usama
ging ganz dicht an Rahman heran und flüsterte: "Du musst den Taxifahrer
und seine Frau umlegen. Wir können sie nicht laufen lassen. Dafür ist es zu
spät. Für mich spielt das keine Rolle. Aber für dich. Die Polizei war schon
hier und die
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