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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Ihrer Schwiegermutter stehe. Guten Tag!« Damit entfernte er sich rasch.
    Helena fehlten die Worte. Was für ein ungehobelter Klotz! Wütend stapfte sie zum Haus zurück. Dabei lief sie beinahe das Dienstmädchen über den Haufen. Im letzten Moment wich sie ihm aus.
    »Entschuldigung«, murmelte Helena auf Deutsch und wollte schon weiterstürmen, als das Mädchen fragte: »Mistress de Villiers?«
    »Was gibt es?«, fragte Helena unwirsch.
    »Ich habe Sie schon überall gesucht! Ich habe Ihnen das Frühstück gebracht, aber Sie waren nicht mehr auf dem Zimmer.« Das Mädchen zupfte unsicher an seiner tadellos gestärkten Schürze. Das Häubchen auf den dunklen Locken saß ein wenig schief.
    Helena rang sich ein Lächeln ab. Immerhin konnte die Kleine nichts für Newmans Verhalten. »Ich habe nur einen kleinen Spaziergang gemacht. Wie heißt du denn?«
    »Sarah, Madam.« Das Mädchen senkte den Blick. Erst jetzt fiel Helena auf, dass es eine etwa sechzehn oder siebzehn Jahre alte Eingeborene war.
    »Sarah, könntest du mir bitte ein Bad bereiten?«
    »Sehr wohl, Madam.« Das Mädchen knickste und lief ins Haus zurück.
    Der Duft von Kaffee, Gebäck und Croissants strömte Helena entgegen, als sie ihr Zimmer betrat. Als Erstes kostete sie von der leuchtend gelben Konfitüre. Das köstliche Aroma war ihr fremd.
    »Woraus wird diese Konfitüre hergestellt?«, fragte sie Sarah, als diese mit einem Wasserkrug erschien. »Sie schmeckt einfach himmlisch.«
    »Wir machen sie aus Mangos und Papayas.«
    Helenas Neugier war geweckt. »Wo findet man diese Früchte denn?«
    »Die wachsen überall. Besonders viele gibt es in der Nähe des Dorfes.«
    »Welches Dorf meinst du?« Wahrscheinlich liegt es weiter im Landesinneren, dachte Helena, denn auf der Fahrt hierher hatte sie keines gesehen.
    Aber das Dienstmädchen schlug nur betreten die Hand vor den Mund, als hätte es etwas Falsches gesagt, eilte hinaus und rief auf dem Flur: »Ich hole Ihnen noch mehr Wasser, Madam.«
    Nach dem Bad beschloss Helena, ihrer Schwiegermutter trotz der eisigen Begrüßung am Vortag einen guten Morgen zu wünschen. Dazu legte sie ihr dunkelblaues, im Empirestil geschnittenes Baumwollkleid an, eines ihrer besten.
    Als sie ihre Witwenkleidung in Auftrag gab, hatte sie bei der Schneiderin auch zwei dunkelblaue Kleider bestellt. »Ich ehre das Andenken meines Mannes sicher nicht weniger, wenn ich statt Schwarz mal Dunkelblau trage«, hatte sie der verwundert dreinblickenden Frau erklärt, denn noch immer waren die Ehefrauen gezwungen, nach dem Tod ihres Mannes ein Jahr lang Schwarz zu tragen. Helena fand das nicht wichtig. Was für sie zählte, war, die Liebe für den Verstorbenen auf ewig im Herzen zu bewahren, statt sie unter schwarzem Stoff zu begraben und womöglich mit dem Witwenschleier abzulegen.
    Auf dem Weg zu Louises Arbeitszimmer begegneten ihr einige Dienstmädchen mit Wäschekörben, die sie diskret grüßten. Wie viel Personal mag meine Schwiegermutter haben?, überlegte Helena.
    Vor der Tür des Arbeitszimmers strich sie sanft über ihren Bauch, bemüht, mit dem Gedanken an ihr Kind die Nervosität zu unterdrücken. Zeige keine Furcht!, ermahnte sie sich. Du bist hier zu Gast und hast nichts Unrechtes getan.
    Auf ihr Klopfen rührte sich nichts. Helena lauschte. Ahnt sie vielleicht, dass ich es bin? Lässt sie mich mit voller Absicht warten?, mutmaßte sie.
    Auch nach einem weiteren Klopfen blieb alles still. Als Helena den Türknopf drehte, bemerkte sie, dass das Zimmer abgeschlossen war. Was für Geheimnisse ihre Schwiegermutter dort wohl hütete?
    Helena drehte sich um. Hinter ihr stand ein Mann in einem sandfarbenen Anzug. Mit seinem ordentlich gekämmten braunen Haar und der Nickelbrille ähnelte er dem Notar, der den Verkauf ihres Weinguts beurkundet hatte. Ob er ein Butler war?
    »Mein Name ist Helena de Villiers«, stellte sie sich vor, um nicht wieder für eine Unbefugte gehalten zu werden. »Ist meine Schwiegermutter nicht da?«
    »Bedaure, aber Madame ist heute schon in aller Frühe nach Napier aufgebrochen.«
    Da muss sie aber früh auf den Beinen gewesen sein, durchfuhr es Helena. Oder lässt sie sich vielleicht von ihrem Angestellten verleugnen?
    »Ich bin Jacques Pelegrin, der Sekretär von Madame.« Der Fremde verneigte sich leicht. »Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?«
    »Nein, danke, Monsieur. Ich wollte mich nur kurz mit meiner Schwiegermutter unterhalten. Wann wird sie aller Voraussicht nach zurück sein?«
    »Das

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