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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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denn man sieht der Presse ihr Alter kaum an.«
    Walker antwortete nicht, sondern senkte bescheiden den Kopf.
    »Was haltet ihr hier Maulaffen feil?«, hallte plötzlich eine Stimme durch den Schuppen.
    Helena seufzte. Newman! Dem entging aber auch nichts.
    »Wir haben der Schwiegertochter von Madame erklärt, wie die Presse funktioniert«, antwortete Walker verlegen.
    Der Kellermeister blickte Helena an, als erwarte er eine Bestätigung.
    »Das haben sie«, stimmte sie zu. »Und ich wäre untröstlich, wenn diese fleißigen Männer sich meinetwegen Ärger eingehandelt hätten.«
    Newman schnaubte. Dann wandte er sich an Walker. »Wird die Presse zum vorgesehenen Termin laufen?«
    »Es spricht nichts dagegen.«
    »Gut, dann machen Sie weiter!« An Helena gerichtet, fuhr Newman fort: »Und Ihnen würde ich raten, den Schuppen zu verlassen, Madam. Es wäre möglich, dass Ihnen irgendwas auf den Kopf fällt.«
    Helena sprach nicht aus, was ihr auf der Zunge lag: Bin ich ein Kleinkind? Oder sehe ich aus, als könnte ich nicht bis drei zählen? »Machen Sie sich um mich keine Sorgen, Mister Newman!«, sagte sie nur. »Ich habe mich in meinem eigenen Kelterhaus nie verletzt. Und sofern sich keines der Zahnräder löst, werde ich hier auch keinen Schaden nehmen, denn ich hab nicht vor, mich in den Bottich zu stürzen, wenn die Maschine läuft.«
    Verhaltenes Kichern folgte ihren Worten.
    Der Kellermeister presste die Lippen zusammen, während er sie stechend musterte. »Machen Sie doch, was Sie wollen!«, murmelte er und stürmte hinaus.
    »Mister Newman, warten Sie!«, rief Helena und folgte dem Kellermeister, der mit energischen Schritten über den Hof eilte.
    Schnaufend blieb er stehen. »Was wollen Sie denn?«
    »Mister Newman, ich habe auf meinem Gut genauso gearbeitet wie meine Leute, und es interessiert mich sehr wohl, wie der Wohlstand dieses Gutes entsteht.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Da Sie offenbar glauben, ich würde nicht hierhergehören, will ich Ihnen das Gegenteil beweisen. Geben Sie mir eine Aufgabe, und ich erledige sie.«
    Newman starrte fast schamlos auf ihren geschwollenen Leib. »Sie wollen arbeiten? In Ihrem Zustand?«
    »Ich bin schwanger und nicht krank, Mister Newman. Ich weiß, dass ich weder schwer heben, noch andere Tätigkeiten ausführen kann, die Ihre Leute erledigen. Aber ich könnte die Reben ausdünnen. Die Weinbeeren stehen zu dicht, sie werden nicht zu voller Größe heranwachsen, wenn man nicht eingreift.«
    »Für diese Arbeit habe ich meine Männer.«
    »Aber offenbar sind die noch nicht dazu gekommen, diese Arbeit zu verrichten. Wie viele Monate sind es noch bis zur Lese? Zwei? Zweieinhalb? Ich habe einen Blick dafür, wie dicht die Reben stehen müssen, und wenn ich einen Hocker mitnehme und das Ausdünnen im Sitzen verrichte, könnte ich Ihnen eine wertvolle Hilfe sein, ohne meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen.«
    Newman betrachtete sie finster. »Nein.«
    »Und weshalb nicht?«
    »Weil ich die Verantwortung für die Weinstöcke trage. Ich kann nicht riskieren, dass Sie zu viel wegschneiden oder andere Schäden anrichten.«
    Helena verschränkte die Arme vor der Brust. »Offenbar haben Sie mir nicht zugehört! Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, dass ich mich mit Reben auskenne. Auf meinem Gut habe ich diese Arbeit immer gemeinsam mit meinen Leuten verrichtet.«
    »Und warum sind Sie dann hier, wenn auf Ihrem Gut alles so ordentlich abgelaufen ist?«
    Eine Ohrfeige hätte Helena nicht schlimmer treffen können. Am liebsten hätte sie ihm an den Kopf geschleudert, dass nicht ihre mangelnden Kenntnisse, sondern die Reblaus ihr Unglück bedeutet hatte. Aber ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    »Entschuldigen Sie mich, ich habe zu tun.«
    Helena kämpfte mit den Tränen, als sie Newman nachsah. Bloß nicht weinen!, ermahnte sie sich.
    Das war aber leichter gesagt als getan. Zornig ballte sie die Fäuste, versagte sich aber, etwas hinter ihm herzuschreien. Stattdessen lief sie zurück ins Haus und schwor sich, ihm die Leviten zu lesen, wenn sie sich wieder abgeregt hatte.

3

    Quietschend durchpflügten die Räder des Landauers den Sandweg. Louise spürte jedes Schlagloch im Rücken. Sie konnte sich Angenehmeres vorstellen, als an diesem Morgen in der Kutsche durch die Gegend zu schaukeln. Aber besser geschundene Knochen als ein verdorbener Morgen mit diesem Frauenzimmer, dachte sie grimmig.
    Um Helena aus dem Weg zu gehen, war Louise schon in aller Frühe aufgebrochen. Sie wollte

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