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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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starb am Fieber. Der Arzt konnte ihm nicht helfen.«
    »War es etwa Doktor Fraser?«
    »Nein, nein, sein Vorgänger.«
    »Wie schrecklich!«
    »Glücklicherweise wurde Louise kurze Zeit nach Renards Tod wieder schwanger. Laurent wurde geboren, und alles schien in bester Ordnung zu sein, bis ihr Mann bei einem Reitunfall tödlich verunglückte. Der arme Junge hatte nie die Gelegenheit, seinen Vater kennenzulernen. Beinahe war es, als läge ein böser Fluch auf der Familie.«
    Helena fiel wieder ein, was Newman über den manaia gesagt hatte. Ob Louise oder ihr Mann dieses Amulett unrechtmäßig an sich genommen haben?, überlegte sie. Ist all das Unglück, das uns getroffen hat, darauf zurückzuführen?
    Auf einmal hielt es Helena in der Gegenwart der Frau nicht mehr aus. »Würden Sie mich bitte entschuldigen? Ich muss nach meinem Kind sehen.«
    Ohne auf die Reaktion der Frau zu warten, stürmte Helena davon.
    Die Hoffnung, einen ruhigen Moment mit Laura zu verbringen, zerschlug sich jedoch, als sie ins Schlafzimmer kam. Fünf Frauen scharten sich um die Wiege. Louise hatte sie hereingeführt und genoss die Aufmerksamkeit für ihre Enkeltochter sichtlich.
    Wie kann sie es wagen, Gäste in mein Schlafzimmer zu führen? Helena knirschte mit den Zähnen, behielt ihre Empörung aber für sich. Ich werde mit Louise sprechen, wenn die Gäste fort sind.
    Als Helena zwischen die Frauen trat, verstummten sie schlagartig.
    »Lassen Sie sich bitte nicht stören. Aber ich muss nach meinem Kind sehen.« Unter den stechenden Blicken der Frauen nahm Helena das Kind aus der Wiege. Sie beugte sich über ihr Töchterchen und nahm Lauras Duft in sich auf, worüber sie den Trubel für einen Moment vergaß.
    »Sie haben also den guten Laurent bezaubert.«
    Die Dame, die sie ansprach, musste Mrs Simmons sein, jedenfalls passte Louises Beschreibung haargenau auf sie. Helena entging nicht das giftige Funkeln in deren Augen.
    »Er hat auch mich bezaubert«, gab sie zurück.
    »Kein Wunder, so gut aussehend und reich, wie er war.«
    »Glauben Sie mir, sein Reichtum war für mich nicht entscheidend. Ebenso wenig sein Aussehen. Sein Wesen, seine Phantasie und seine Herzlichkeit waren das, was mich am meisten angezogen hat.« Helena blickte zu Louise, deren Gesicht eine reglose Maske war. »Oder anders gesagt, wir waren beide Menschen mit Träumen.«
    Mrs Simmons' Augen funkelten noch immer angriffslustig. »Zu schade, dass Ihre Ehe ein so frühes Ende gefunden hat.«
    Helena verbarg ihr Gesicht hinter dem Kind. Sind diese Giftschlangen nur hier, um mich zu quälen? Mich und Louise, denn sie hört es sicher auch nicht gern, wenn ständig über Laurents Tod gesprochen wird.
    Ihre Schwiegermutter war ein Musterbeispiel an Beherrschung. Aber Helena hatte Mühe, die Tränen zu unterdrücken.
    »Bitte entschuldigen Sie mich, ich muss Laura jetzt stillen.«
    »Sie stillen Ihr Kind selbst?«, zeigte sich eine andere Frau erstaunt.
    »Natürlich«, antwortete Helena. »Ich habe mir sagen lassen, dass es das Gesündeste für das Kind ist.« Lächelnd verabschiedete sie sich von den Damen.
    Erst, als sie in ihrem Salon allein war, verfinsterte sich ihre Miene.

10

    Erschöpft sank Helena auf einen Stuhl im Salon. Ihr Gesicht glühte, obwohl es in ihren Räumen beträchtlich kühler war als draußen. Was für ein Tag! Sie wünschte inständig, dass er schon vorbei wäre.
    Laura schlummerte neben ihr im Weidenkörbchen. Nachdem sie getrunken hatte, waren ihr gleich die Augen zugefallen. Wenigstens ein Mensch, dem der Trubel nichts auszumachen schien. Zärtlich zog Helena das Mützchen ihrer Tochter zurecht, dann blickte sie aus dem Fenster, wo sich die Festgesellschaft auf dem Rasen tummelte.
    Die feine Gesellschaft von Napier, dachte sie enttäuscht. Ein Haufen blasierter Leute, mit denen ich hoffentlich nicht so schnell wieder zu tun haben werde.
    Als sie schließlich wieder in den Park zurückkehrte, wurde Louise noch immer von den Frauen umlagert. Helena beschloss, sich von ihnen fernzuhalten, und lauschte dafür dem Gespräch einiger Männer, die sich in den Schatten zurückgezogen hatten.
    »In Europa verdichten sich die Kriegsgerüchte«, erklärte ein Herr in feinem Zwirn. »Deutschland rüstet auf, besonders, was die Luftflotte angeht. Sie bauen neue Kriegsflugzeuge.«
    »Hoffen wir, dass es wirklich nur Gerüchte bleiben. Meine Jungs studieren in Oxford. Wenn es Krieg gibt, wird England nicht unbeteiligt bleiben.«
    Erschaudernd lehnte sich Helena

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