Sonne, Wind und Mord (German Edition)
ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke für alles,
Kees.“
***
Epilog
Ronald Rudjard öffnete blinzelnd die Augen. Er
lag in einem von grellem Licht durchfluteten Raum. Das Kissen und die Matratze,
auf denen er lag, waren weich und warm. Wo war er? Er hatte keinen blassen
Schimmer. Wie er hier hergekommen war? Wusste er nicht. Was passiert war? Auch
das entzog sich seiner Kenntnis. Seine Erinnerungen waren ein einziges großes
schwarzes Loch.
„Willkommen zurück im Leben, mein Junge.“
Mühsam drehte der junge Mann den Kopf. Zuerst
nahm er die Personen, die am Kopf seines Bettes saßen, nur verschwommen wahr.
Erst nach und nach schärften sich die Konturen, bis er schließlich die
Gewissheit hatte, dass kein Geringerer als Kees Bloemberg und sein Onkel
Nicolas Van Houden dort saßen und erleichtert auf ihn herab blickten. „Wir
dachten schon, du kommst nie wieder zu dir.“
Das Sprechen bereitete dem Surveillant
sichtlich Mühe, nachdem Bloemberg ihm allerdings eröffnet hatte, dass er eine
Woche im künstlichen Koma gelegen hatte und man drei Kugeln aus seinem Körper
hatte herausoperieren müssen, verschlug es ihm ohnehin die Sprache. Im Laufe
der nächsten Stunden erfuhr Ronald wie die Geschichte letztlich zum Ende
gekommen war. Wie Hauptkommissar Van Houden im letzten Augenblick, mehr durch
Zufall zu Hilfe gekommen war. Wie Jon Ahnheem sich gemeinsam mit Dennis
Abnegator das Leben genommen hatte, wobei Ronald mit zweitem nichts anzufangen
wusste, nur so viel war ihm nach Bloembergs Ausführungen klar, Dennis war der
eigentliche Grund für Nicolas Van Houdens plötzliche Anwesenheit gewesen. Gemeinsam
mit dem Politiker Michael Greenly hatte Ronalds Onkel nach dem vermeintlich
Entführten gefahndet und war durch das GPS-Signal des Krankenwagens, den Dennis
bei seiner Flucht verwendet hatte, nach Petten gekommen. So war es zu einem
großen Teil Van Houden und der Blödheit dieses Mannes zu verdanken, dass Kees
und Linda mit dem Leben davongekommen waren. Die Ausführungen zogen sich noch
ein Weilchen hin und Ronald war hin und her gerissen von den Informationen, die
ihm in den folgenden Minuten nacheinander an den Kopf geworfen wurden.
Betrübt nahm er auf, dass Linda kurz nach den
Ereignissen im ECN einen Fehler in den Berechnungen fand, die vor allem durch
Jon Ahnheem aufgestellt worden waren. Es handelte sich dabei nur um einen
kleinen Zahlendreher, der aber im Bereich der Konstruktion möglicherweise
schwere Fehler verursachen konnte. Diese kleine Ungenauigkeit machte das
Projekt in seiner ursprünglichen Phase somit unbrauchbar. Mit mindestens
genauso viel Freude nahm Ronald direkt danach jedoch auch auf, dass nach
einigen Verhandlungen zwischen dem Institutsleiter des IBPeE Dr. Werner Peters
und dem Investor von Van Kessners Projekt, dem Politiker Michael Greenly, die
Technologie als Projekt transatlantischer Forschungszusammenarbeit in
abgeänderter Form in den nächsten Jahren weiterentwickelt werden sollte. Ziel
war es, so der gemeinsame Konsens von beiden, die Nutzung von Höhenluftströmen
in nicht allzu ferner Zukunft einmal in die Praxis umsetzen zu können. Wann das
sein würde, stand zwar in den Sternen, der Anfang war jedoch gemacht.
Geduldig hörte sich Ronald auch Onkel Nicolas
Bericht über den Ausgang des Klimagipfels in Rotterdam an und nickte
nachdenklich, als er erfuhr, dass abgesehen von Greenlys und Peters Kompromiss
wieder einmal keine nennenswerten Einigungen erzielt worden waren.
Bloemberg sagte dazu nur: „Du weißt ja wie
Politiker sind, die reden und reden, aber bewegen tun sie nichts.“
„Das ist traurig“, flüsterte der Surveillant
schwach und schloss die Augen. „Dann war im Endeffekt doch alles für die Katz.“
„Das ist nicht wahr, Ronald“, widersprach der
Inspektor und zog die Stirn dabei in Falten. „Immerhin haben wir kriminelle
Machenschaften aufgedeckt und den Schuldigen das Handwerk gelegt. Wir haben
dafür gesorgt, dass ein neues Forschungsfeld in den Blick der Öffentlichkeit
gerückt ist und damit die Hoffnung auf die Bekämpfung des Klimawandels genährt
wurde… Außerdem ist Linda damit beauftragt worden, ihre Forschung voran zu
treiben. Wenn die Verhandlungen gut laufen, wird wohl auch die Gründung eines
eigenen Institutes dabei rausspringen. Das Van Kessner Institut für
Nutzbarmachung von Höhenluftströmen, oder so in der Art, das ist zumindest im
Gespräch. Außerdem muss ich zugeben, dass ich mich vor den vergangenen
Erlebnissen
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