Sonne, Wind und Mord (German Edition)
und nahm in diesem Augenblick ihre
Hand. Jon bedachte diese Geste mit einem spöttischen Lächeln.
„Zusammen stirbt sich es offensichtlich
schöner. Es tut mir leid, dass ich Ihren Versuchen des Anbandelns schon wieder
ein Ende bereiten muss, aber das Leben ist eben nicht gerecht… Was Michael
Greenly angeht, lassen Sie das meine Sorge sein. Er hat nichts. Alle seine
Daten sind verschwunden. Sein Sekretär sitzt unten im Controlling-Raum und wird
nie wieder zu ihm zurückkehren. Zwar hatte ich nicht vorgesehen, dass er
bereits so früh nach seinem inszenierten Überfall hierherkommt, aber das bietet
natürlich auch wieder ungeahnte Möglichkeiten. Die Inszenierung einer
Entführung könnte durchaus amüsant werden. Wir müssen den redegewandten Greenly
nur ordentlich unter Druck setzen. Wir drohen mit der Erschießung seines
Sekretärs und das alles im Namen des großen Unbekannten. Der Bewunderer… tz,
selten dämlich. Dennis hätte sich schon etwas Besseres einfallen lassen können,
aber nun ja, egal. Was ich sagen möchte ist: Wir haben Greenly in der Hand. Er
hat keine Beweise. Er hat keine Daten. Er könnte nicht einmal Peters vor
Gericht bringen, zumal der nicht im Geringsten Bescheid weiß. Er bekommt von
uns die Daten in dem Glauben, er würde alles ganz legal tun und diesen Schein
werden wir auch nach außen wahren. Wir haben eine Reihe von Dokumenten
erstellt, die belegen, dass Peters alleiniger Investor in die Projektgruppe Van
Kessner ist, wohingegen Greenly allerhöchstens Geld auf irgendwelche dubiosen
Konten auf den Cayman Islands überwiesen hat, die nicht mit dem ECN in
Verbindung gebracht werden können.“ Jon seufzte zufrieden und durch die
Dunkelheit konnte man ihn doch deutlich das selbstherrlich Grinsen ansehen.
„Die Sache ist ganz einfach wasserdicht. Es
gibt keine Eventualitäten und jetzt wird es Zeit, Abschied zu nehmen… Ihr habt
lange genug im Weg gestanden… Nehmt eure neu gewonnen Information eben mit ins
Grab… Es ist vorbei…“
***
4:13
„Da haben Sie sicher recht“, erklang eine
düstere Stimme von den Treppenstufen hinter ihm. Jemand schaltete das Licht
ein. Das Foyer erstrahlte in vollem Glanz. Jon blinzelte, das Licht blendete
ihn. Erst nachdem sich seine Augen an die neue Helligkeit gewöhnt hatten,
bemerkte der Informatiker, dass eine ganze Hand voll Polizisten überall im
Foyer positioniert waren und die Dienstwaffen auf ihn richteten. Verwirrt
drehte er sich herum. Hauptkommissar Nicolas Van Houden kam neben Michael
Greenly die Treppe, die in den ersten Stock führte, hinuntergeschritten.
„Lassen Sie die Waffe fallen!“, befahl der
Hauptkommissar.
Jon, der zu entrückt war, um die Situation
richtig einzuschätzen, riss die Pistole herum und zielte genau auf Van Houdens
Kopf.
Ein Schuss fiel.
Jon schrie, eine Kugel hatte seine Hand
durchschlagen. Blut spritzte, die Handfeuerwaffe glitt ihm unkontrolliert aus
den zitternden Fingern.
Van Houden nickte zufrieden und zückte die
Handschellen.
„Jon Ahnheem, Sie sind festgenommen wegen
Mordes, Anstiftung zum Mord in mehreren Fällen, versuchtem Mord in zwei
weiteren Fällen, schwerer Körperverletzung, Betrug in einem besonders schweren
Fall. Des Weiteren nehme ich Sie fest wegen Diebstahl geistigen Eigentums sowie
unerlaubtem Eindringen in Computer staatlicher Behörden sowohl der Niederlande
als auch Deutschlands, wegen Erpressung, unerlaubtem Waffenbesitz,
Urkundenfälschung und Entführung. Alles, was Sie jetzt sagen, kann und wird vor
Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht auf einen Anwalt, den
werden Sie ganz sicher brauchen, auch wenn der Ihnen wahrscheinlich nicht mehr
aus der Scheiße helfen kann. Bitte umdrehen und die Hände auf den Rücken!
Sofort!…“
Jon Ahnheem drehte sich widerwillig herum und
sah abwechselnd in Lindas und Kees Gesicht. Die zwei sahen erschöpft aus, ein
triumphierendes Grinsen konnten sie sich trotzdem nicht verkneifen. Von ihren
Augen hätte er den Satz ablesen können: „ Das ist gerade noch einmal gut
gegangen.“
Der Informatiker begriff nicht recht. Alles,
was er wusste war, dass sie ihn ganz einfach ausgetrickst hatten, aber wie war
das möglich? Wo kamen die Polizisten so plötzlich her? Wie konnten sie sich
abgesprochen haben? Darauf konnte Jon sich keinen Reim machen. Er war ein
Genie. Er war intelligent. Er war überlegen gewesen, in allen Belangen
überlegen und doch hatten sie ihn in einem Moment der
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