Sonne, Wind und Mord (German Edition)
nie für die Umwelt interessiert habe, das hat sich zumindest etwas
geändert.“ Bloemberg räusperte sich und lächelte schief „Vielleicht fahre ich
sogar ab jetzt häufiger Fahrrad, wer weiß…“
„Na immerhin etwas“, sagte Ronald leise und
schlief im nächsten Moment ein. Er war noch sehr schwach, aber in den kommenden
Wochen würde sich sein Zustand zusehends bessern.
Bloemberg und Van Houden blieben noch ein paar
Minuten, dann überließen sie den jungen Mann ganz seinen Träumen.
„Gute Arbeit, Bloemberg, wirklich gute
Arbeit“, lobte der Hauptkommissar seinen Inspektor, als sie Seite an Seite den
Krankenhausflur herab gingen.
„Danke, Nicolas“, erwiderte Kees ruhig.
„Ich glaube, du hast dir einen Sonderurlaub
verdient, natürlich nur, wenn du möchtest. Wir haben nach dem
Klimagipfeldebakel noch alle Hände voll zu tun und können jeden gebrauchen. Für
dich würde ich aber dieses eine Mal eine Ausnahme machen.“
Kees sagte nichts, er traute dem Gesagten
nicht recht. Eine solche Großzügigkeit, das passte ganz einfach nicht zu Van
Houden. Und er behielt Recht.
„Andererseits, es gibt da jemanden, der dich
wegen Beamtenbeleidigung und Autodiebstahl bei mir angezeigt hat. Dein Kollege
Beelham, ich nehme an, du weißt von wem ich spreche.“
Provinzpolizist Beelham,
das Landei! Verdomme!
Kees Bloemberg seufzte verärgert, so dass der
dicke Hauptkommissar stehen blieb und ihn ernst musterte. Kees erwiderte seinen
Blick ausdruckslos. Es war ja klar gewesen, dass Beelham ihm ans Bein pinkeln
musste. Dieser miese, engstirnige…
Bei dem Gesicht, das Kees Bloemberg jetzt zog,
begann Van Houden im nächsten Moment lauthals zu lachen. Der Inspektor schaute
verdattert drein und war verwirrt. Erst als Van Houden sich beruhigt hatte,
erfuhr Kees, was er so witzig fand.
„Ist schon in Ordnung, Bloemberg. Ich habe das
mit Beelham alles schon geregelt.“
Kees schüttelte ungläubig den Kopf, ließ sich
jedoch letzten Endes doch ein Lächeln entlocken.
Van Houden konnte also doch großzügig sein.
Verdomme!
***
Die Bezeichnung „ein schöner Tag“ wäre für die
Wetterverhältnisse, die an diesem Frühsommertag herrschten, eine deutliche
Untertreibung gewesen Die Sonne stand hoch am klaren blauen Himmel, nur ein
paar Wolkenfetzen trieben über den Horizont und eine milde Prise spannte die
Segel der nagelneuen weißen Segelyacht, die ganz gemächlich über das ruhige
Wasser der freien Nordsee glitt. Vereinzelt prallte eine Welle gegen die
spiegelblanken Bordwände und erzeugte ein angenehmes Platschen. In der Nähe
kreischte ein Schwarm Möwen. Kees Bloemberg stand am Steuer seines neuen
Schiffes und beobachtete durch die verspiegelten Gläser seiner Sonnenbrille
genau, wie der Wind in die Segel fuhr. Faszinierend, welche Kraft der Wind
selbst bei so leichter Geschwindigkeit hatte.
Die Berta war einige Meter größer
als sein altes Schiff, dennoch glitt sie mit ihrer schlanken Linie so elegant
durchs Wasser, dass man kaum einen Unterschied festzustellen vermochte. Es war
ein großartiges Schiff.
Kees Bloemberg steuerte leicht in Richtung
Steuerbord, um die Küste nicht aus den Augen zu verlieren. Gestern war er von
Veere aufgebrochen. Mit seiner neuen Segelyacht wollte er endlich einmal hinaus
aufs freie Meer. Die holländische Küste entlang segeln und wenn es das Wetter
zuließ, bis hinauf nach Dänemark oder an die Küste Skandinaviens.
Es war ein befreiendes Gefühl, endlich wieder
einmal ein paar Tage für sich selbst zu haben. Nach all dem Stress konnte er
endlich wieder zur Ruhe kommen. Die Seele baumeln lassen. Wieder zu sich selbst
zurückfinden.
Und…
„Schatz, das Essen ist fertig!“, rief eine
Männerstimme hinter ihm. Kees drehte sich geschockt um. Bis gerade hatte er
gedacht, er befände sich allein auf seinem Schiff. Ein klassischer Irrtum.
Hinter ihm kam Ronald Rudjard mit umgebundener
Kochschürze den Niedergang heraufgeklettert und lächelte ihn verliebt an.
Verdomme! Was zum…?
---
Kees Bloemberg öffnete hektisch die Augen. Um
ihn herum war alles dunkel. Erst nach und nach erkannte er, dass er nur
schlecht geträumt haben konnte. Erleichtert atmete er tief durch und wischte
sich einige Schweißperlen von der Stirn. Er lag in einem großen warmen
Doppelbett, das Federkissen unter seinem Kopf war weich und gemütlich. Heilfroh
über sein Erwachen drehte er sich herum und legte den Arm um Linda Farber, die
neben ihm lag und ruhig atmend schlummerte.
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