Sonne, Wind und Mord (German Edition)
Zeit.“
Grob riss er die Frau auf die Beine und zog
sie hinter sich her. Ronald folgte benommen, blieb dann jedoch wie angewurzelt
stehen. Bloemberg schaute hektisch über die Schulter zurück.
„Verdomme Rudjard, komm schon!“, schrie er.
Der Polizist folgte nicht, stattdessen drehte
er um und raffte fünf Meter entfernt die Aktentasche des Professors auf.
Bloemberg zog die Wissenschaftlerin um die Ecke des Kühlhauses und verlor
Ronald aus dem Blick. Er rannte weiter. Plötzlich Schüsse, die seinen Atem
stocken ließen. Ronald.
Nee!
…
„So ein Pech“, schnarrte der Auftraggeber.
„Schon wieder niemanden erwischt.“
Ungläubig spähte Joe über die Brüstung. Und
tatsächlich, die MP5-Feuersalve, die Hassan abgegeben hatte, war wirkungslos
auf dem Landungssteg aufgeschlagen. Die drei Personen waren fort und mit ihnen
die Tasche.
Was zum Teufel? Wie
konnte er das wissen?
Angespannt suchte Joes Blick die angrenzenden
Dächer ab, dann schoss sein Blick nach oben. Aber abgesehen von einem winzigen
schwarzen Fleck, den Joe für einen Vogel hielt, konnte er nichts Auffälliges
erkennen.
„Ah! Joe, wonach suchen Sie denn jetzt?
Sollten Sie sich nicht lieber um Ihren Auftrag kümmern?“
„Verdammt, was wird hier gespielt?“
„Bitte nicht in diesem Ton … Joe. Sie sind es
schließlich, der erneut versagt hat. Sie und Ihr Spaghettifresserfreund und Ihr
weniger freundlicher Kollege aus dem Nahen Osten. Sagen Sie mir: Wieso sollte
ich euch nicht gleich erschießen?“
Joe starrte immer noch in den Himmel.
Regentropfen fielen auf seine Augen und er musste mehrmals blinzeln. Der
Auftraggeber hatte ihn soeben mit dem Tod bedroht, aber womit? Wo war dieser
Freak? Nirgends war auch nur der Hauch einer Spur von ihm. Konnte er sie dann
einfach erschießen? Niemals! Der Mann bluffte doch nur.
„Wenn Sie über diese unglaublichen
Möglichkeiten verfügen, wieso machen Sie den Job dann nicht selbst und geben
stattdessen 150000 Euro aus, damit wir die Leute für Sie erledigen, obwohl Sie
das selbst scheinbar viel besser können?“, fragte er herausfordernd. Der
Auftraggeber begann zu lachen. Es war ein heiseres, raues Lachen, auf dessen
Ende ein Hustenanfall folgte.
„Joe, Joe, Joe. Sie machen mir Spaß. Liegt
diese Antwort denn nicht auf der Hand?“, fragte der Auftraggeber, nachdem er
sich beruhigt hatte.
„Mir ist es zumindest nicht klar“, erwiderte
Joe unsicher und wieder erntete er ein spöttisches Lachen vom anderen Ende der
Leitung.
„Nun, Sie werden es sicher verstehen.
Irgendwann Joe. Und jetzt sollten Sie lieber keine Zeit mehr verschwenden.
Verfolgen Sie die drei Flüchtigen. Bringen Sie die Aktentasche in Ihre Gewalt
und eliminieren Sie die Mikrobiologin, wenn nötig die beiden Polizisten. Ich
kümmere mich darum, dass Sie eine ungestörte Verfolgung organisieren können.
Die Polizei wird Ihnen nicht in die Quere kommen. Ach ja, Ihr Mobiltelefon hat
soeben ein Applet erhalten, mit dem das Handysignal Ihres Opfers - Linda Farber
- geortet werden kann. Es reicht also aus, wenn Sie unauffällig folgen und in
einem geeigneten Moment zuschlagen. Um den Rest kümmere ich mich.“
„Aber wie…“
„Joe, fragen Sie nicht nach dem wie! Tun Sie
einfach, was ich Ihnen sage! Das Applet arbeitet mit der neuen europäischen
Galileo Satellitenortung. Viel genauer kann man den Standort einer Person auf
der Erde nicht bestimmen. Das System geht erst 2013 an den Start, aber
inoffiziell arbeitet es bereits heute einwandfrei. Sie sehen also, Joe, es
liegt mir sehr viel daran, dass Ihre Mission Erfolg hat. Enttäuschen Sie mich
nicht noch einmal, andernfalls werde ich Sie töten. Eliminieren Sie die Frau,
nehmen Sie die Beweise und verschwinden Sie. Auf bald, Joe. Ich behalte Sie im
Auge.“
Es knackte in der Leitung und der Auftraggeber
ließ den irritierten Auftragsmörder auf dem Lagerhausdach zurück.
Rund einen Kilometer über ihnen schwenkte ein,
an einen modifizierten Wetterballon befestigtes, hochauflösendes Kameraauge weg
vom Lagerhausdach und fixierte durch den mittlerweile kräftigen Januarregen
einen türkisgrünen Kleinwagen, der mit quietschenden Reifen davon fuhr. Die
Jagd begann und der Auftraggeber konnte sie noch ein wenig miterleben bevor die
Personen außer Sichtweite sein würden. Vorher jedoch musste er dringend einige
Sachen erledigen. Die Zeit drängte.
***
„ Politistation Rotterdam-Noord , was
kann ich für Sie tun?“
„Stellen Sie mich unverzüglich
Weitere Kostenlose Bücher