Sonne, Wind und Mord (German Edition)
erledigen. Kommen Sie mit oder möchten Sie lieber hier
warten?“
Michael Greenly zögerte, aber mangels Alternativen
willigte er schließlich ein. Zufrieden nickte Jonathan P. Smith und gemeinsam
verließen sie den Flughafen.
Noch einmal stockte der Umweltpolitiker, als
er sah, dass Smiths Dienstwagen ein schwarzer Hummer H2 war, aber die Situation
ließ ihm kaum eine Wahl. Widerwillig kletterte er in den SUV und konnte es kaum
erwarten, vor dem Hotel wieder auszusteigen. Es gab noch viel zu tun.
***
11:32 Pier271
Mündungsfeuer blitze auf. Geistesgegenwärtig
und mit voller Wucht warf sich Kees gegen Ronald und Linda. Die drei fielen
unsanft zu Boden. Über ihre Köpfe pfiff eine weitere Kugel und verfehlte ihr
Ziel. Ein lautes Plong verriet, dass sie in der Metallverkleidung der
Lagerhauswand eingeschlagen war.
Verdomme! Das war knapp.
In Sicherheit befanden sie sich, trotz
Bloembergs beherzter Aktion, nicht. Sie lagen auf dem harten, betonierten
Boden, noch immer ohne Deckung. Der nächste Schuss würde einen von ihnen
treffen. Der Surveillant und die Wissenschaftlerin hatten die Situation immer
noch nicht erkannt. Sie wandten sich, irritiert wie zwei Käfer, unter
Bloembergs Körpergewicht. Der jedoch hatte andere Sorgen. Ein Blick zu beiden
Seiten ließ ihn erkennen, dass sie mindestens 30 Meter im Sprint zurücklegen
mussten, um irgendwie aus dem Schussfeld zu gelangen. Ein aussichtsloses
Unterfangen und der Jäger hatte genug Zeit, nachzuladen. Der Kerl auf dem Dach
konnte kein Anfänger sein. Die Präzision, mit der er den Hafenwächter
erschossen hatte, war Indiz genug dafür, dass er genau wusste, was er tat. Einmal
hatten sie Glück gehabt, aber die nächsten Schüsse würden so präzise sitzen wie
der Erste.
In einem Anflug von Verzweiflung zog Kees, auf
dem Boden liegend, seine Dienstwaffe. Mit einer Pistole auf diese Entfernung
ein Ziel treffen? Ganz ausgeschlossen. Die effektive Reichweite einer solchen
Waffe lag bei 60 Metern und…
Verdomde bangerd!
Mit einer raschen Bewegung rollte er sich
herum, zielte und schoss, so, wie er es vor etlichen Jahren in der
Polizeischule gelernt hatte. Die Kugel verfehlte jegliches Ziel.
Bloemberg stutzte. Er konnte seinen Augen kaum
trauen. Der Heckenschütze war weg. Von der einen auf die nächste Sekunde hatte
er sich in Luft aufgelöst.
Verdomme, was ist hier
los?
***
11:33 Lagerhausdach C270
„AHBAL! Verdammter! Lass mich los. Ich hätte
alle erwischt!“
Joe drückte Hassan mit aller Kraft und all
seinem Körpergewicht zu Boden. Joes SigSauer fiel bei der Aktion über
die Brüstung und schlug 15 Meter tiefer auf dem Beton auf.
„Du verdammter Idiot! Halt‘s Maul! Was glaubst
du, wer du bist? Wir sind hier nicht im Film! Wir erschießen nicht einfach
wahllos alle! Verdammter Hurensohn!“
Außer sich vor Wut rammte Joe den Oberkörper
seines, ebenfalls rasenden, Arbeitskollegen auf den geteerten, blutroten Boden.
Mit beiden Händen hatte er ihn bei den Schultern gepackt.
„Lass mich los! Keiner legt sich so mit mir
an!“
„Doch ich, Freundchen!“
„Ya chara! Wild el Kelb! Kauad nemesch!“,
beschimpfte Hassan den über ihm Knieenden.
„Halt‘s Maul! Und hör mir genau zu!“, konterte
Joe, aber Hassan gab keine Ruhe.
„Behim! Ich hätte sie erwischt!“
Die Nerven lagen blank. Joe schlug Hassan ohne
Vorwarnung die Faust mitten ins Gesicht. Das Nasenbein knackte deutlich hörbar
und Alfonso, der untätig neben den beiden hockte und die Welt nicht mehr
verstand, verzog unangenehm berührt das Gesicht.
„Wild el Kelb! Ich hätte…-“
„Halt‘s Maul, jetzt!“
Noch einmal schlug Joe hart zu. Das Blut
spritzte aus Hassans Nase und Mund.
„Ich sage wann und wo hier wer erwischt wird.
Ich bin dafür verantwortlich! Und der Zeitpunkt war scheiße! Was glaubst du,
was hier gleich los ist?!“
Der auf dem Rücken liegende Mann, dessen
aufgeplatzte Lippe und gebrochene Nase heftig bluteten, versuchte sich mit
allen Mitteln gegen den schraubzwingenhaften Griff seines Anführers zu wehren,
aber Joe wusste genau, wie er den Mann unschädlich machen konnte. Es war nicht
einfach, nur wenn man die richtigen Ansatzpunkte fand, konnte sich selbst ein
Muskelpaket wie Hassan nicht mehr wehren. Joes Gesicht hatte einen hochroten
Farbton angenommen. Er musste sich beherrschen, andernfalls hätte er Hassans
Gesicht zu einem Haufen Brei geschlagen. Stattdessen atmete er tief durch und
sprach so deutlich wie möglich weiter,
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