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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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männlich, nicht ganz weiblich, ein bisschen von beidem, was zusammen etwas völlig Anderes und Undefinierbares ergab. Jo betrachtete Loc mit etwas, das man heimliches Vergnügen nennen könnte oder Berechnung oder kunstvoll verschleierte Abneigung. Sie saßen auf dick gepolsterten Sitzen in einer Art Wintergarten mit Blick über ein grünes Meer aus üppigen Baumwipfeln, die von blühenden Weinranken überwuchert waren, und die Lüster an der Spitze des Kuppelzelts schimmerten wie ein zerschmetterter Stern mit dem schwarzen Himmel im Hintergrund. Die Luft stand vor Hitze und Feuchtigkeit. Loc schwitzte in seinem Anzugoverall, doch sein Kopf, der von einem frischen Pandorphpflaster freigemacht worden war, fühlte sich klar und kühl an. Er nahm alles um sich herum mit teilnahmsloser Genauigkeit wahr und speicherte es dann für eine spätere Analyse ab. Er war nicht einmal zusammengezuckt, als er auf dem Weg zum Büro etwas im
üppigen Unterholz hatte verschwinden sehen, das wie die abgetrennte Hand eines längst verwesten Leichnams ausgesehen hatte.
    »Berry ist volljährig«, sagte Raphael. »Er ist für seine Taten selbst verantwortlich. In Ausnahmefällen bin ich autorisiert, an Stelle seiner Eltern Entscheidungen zu treffen. Wenn Sie das Problem also mit mir besprechen wollen, kann ich dabei behilflich sein, es aus der Welt zu schaffen. «
    »Ich habe es bereits aus der Welt geschafft«, sagte Loc. »Aus diesem Grund muss ich weiter darauf bestehen, mit seiner Mutter zu sprechen. Wir wissen beide, dass Professor Doktor Hong-Owen viele Feinde hat. Dass sie einen Skandal überlebt hat, einen weiteren aber vielleicht nicht überleben wird. Es ist deshalb unerlässlich, dass ich so bald wie möglich mit ihr spreche.«
    »Wenn es um die Erstattung Ihrer Auslagen geht …«
    »Es geht nicht um Geld«, unterbrach ihn Loc. »Das möchte ich ein für alle Mal klarstellen. Es geht hier überhaupt nicht um Geld. Es geht darum, einem verwirrten und aus der Spur geratenen jungen Mann zu helfen. Ich habe ihn gerettet, nachdem er sich mit ein paar gefährlichen Leuten eingelassen hatte. Er hat zwar keinen körperlichen Schaden genommen, dafür aber geistigen … Er ist völlig verzweifelt. Verängstigt. Ich habe mein Bestes getan, um ihm zu helfen, aber er braucht jetzt seine Mutter«, sagte Loc. Doch er wusste mit einem schummrigen Gefühl im Magen, das nichts mit der geringen Schwerkraft zu tun hatte, dass er nichts erreichen würde. Das Neutrum schüttelte den Kopf, sein Ausdruck distanziert und unerschütterlich, während er ihm mitteilte, dass Sri Hong-Owen derzeit mit niemandem zu sprechen gedachte.
    »Sie hat viel Arbeit und will nicht gestört werden.«

    Loc gab sich empört. »Ich bin sicher, eine Menge Leute wären schockiert darüber, dass sie ihre Arbeit über das Wohlbefinden ihres Sohns stellt.«
    »Sagen Sie mal, Mr. Ifrahim, würden Sie genauso schockiert tun, wenn wir über Berrys Vater sprechen würden?«
    »Der Vater ist schon vor langem gestorben, auf der Erde.«
    »Trotzdem, ich glaube, es gibt hier so eine Art Doppelmoral«, sagte Raphael. »Ein Symptom einer bedauernswerten Unausgewogenheit in Ihrer Kultur. Was Berry betrifft, will ich nur das eine sagen. Professor Doktor Hong-Owen hat mehrmals versucht, ihm einen anständigen Job zu besorgen. Er hat ihre Hilfe stets abgelehnt. Ich bin gerne bereit, ihm unter die Arme zu greifen, aber ich bezweifle, dass Berry eher auf mich hören wird als auf seine Mutter.«
    »Wie ist das, zu wissen, dass man nie wieder Sex haben wird?«, fragte Loc.
    Der Gedanke war seinem fieberhaft arbeitenden Kopf entschlüpft und schwebte nun in der heißen, feuchten Luft. Zum Glück nahm Raphael ihn ernst.
    »Es ist beruhigend. Es gibt einem erhellende Einblicke in die menschliche Torheit. Sie würden es vielleicht zu schätzen wissen, Mr. Ifrahim. Nochmals vielen Dank für Ihre Fürsorge. Und viel Glück mit Berry. Ich hoffe, Sie können das Richtige für ihn tun.«

› 5
    Eine Mehrheit der Freien Außenweltler war damit einverstanden, dass Idriss Barr und Macy Minnot Sada Selenes Einladung annahmen – die Teilnahme an den Verhandlungen zwischen den Geistern und den Diplomaten der Pazifischen Gemeinschaft war für ihre Sicherheit und ihr Überleben entscheidend. Doch es gab eine lange und komplizierte Diskussion darüber, wie Idriss und Macy auftreten und was sie sagen sollten. Keiner war zufrieden mit den diversen Kompromissen, die Idriss sich zurechtgelegt hatte. Alle

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