Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
da irren Sie sich. Sie haben eine Menge Zeit und Energie investiert, dieses Habitat zu errichten, um mit der DMB sprechen zu können.«
»Wir wollen eine Möglichkeit finden, Frieden mit der DMB zu schließen. Das verlangt etwas mehr, als nur darüber zu reden.«
»Wenn Sie nicht reden, werden Sie nie eine Einigung erzielen«, erwiderte Loc, stieß sich von der Plattform ab und rutschte eine lange Stange hinunter in Richtung der Kapsel, die er mit Hauptmann Neves teilte.
Auf halbem Wege kam Sada Selene aus heiterem Himmel auf ihn herabgestürzt, bremste ihren Schwung, indem sie nach einer Nylonschlinge griff, die an der Stange befestigt war, einen Salto schlug und wie ein Pirat, der ein Schiff entert, vor Loc auf den Füßen landete. Sie war groß und schlank und gebieterisch in ihrem blütenweißen Overall. Sie schenkte ihm ein dünnes Lächeln.
»Ich würde mich wirklich nicht auf Macy Minnot verlassen, wenn ich Sie wäre«, sagte sie. »Ich glaube nicht, dass sie Ihnen verziehen hat, was in Rainbow Bridge passiert ist.«
»Hat sie denn Ihnen verziehen, dass Sie sie entführt haben?«
»Sie hat gelernt, damit zu leben. Alle Freien Außenweltler haben lernen müssen, mit uns zu leben. Wir sind alles, was es hier draußen gibt.«
»Trotzdem sind sie bei den Gesprächen gleichberechtigte Partner.«
»Sie sind durchaus nützlich. Zum Beispiel sprechen Sie lieber mit ihnen als mit uns. Und wahrscheinlich hätten Sie nicht die weite Reise hierher unternommen, nur um sich mit uns zu unterhalten.«
»Wenn Sie darüber bestimmen könnten, wen wir treffen dürfen und wen nicht, dann hätten Sie bestimmt Recht.«
»Sie haben zu Idriss Barr gesagt, dass die Zukunft nicht vorhersagbar sei«, sagte sie. »Ja, natürlich haben wir Ihre Gespräche belauscht. Wir belauschen alles.«
»Ich habe nichts anderes erwartet.«
»Sie liegen falsch, was die Zukunft betrifft. Sie ist so, wie sie ist. Und wir werden tun, was wir können, damit es ein gutes Ende nimmt. Denken Sie daran«, sagte Sada Selene und stieß sich ab, vorbei an Loc zu dem dunklen Gewirr des Baums in der Mitte der kleinen Welt, wo die Geister ihr Lager aufgeschlagen hatten.
Loc hielt ihre Worte nur für eine weitere sinnlose Drohung, wie Sada Selene sie ständig von sich gab. Er hätte es besser wissen sollen.
Loc wurde von Hauptmann Neves in den frühen Morgenstunden geweckt. Sie teilte ihm mit, dass die Geister verschwunden
seien. Sie hatten die Überwachungssoftware der Diplomaten deaktiviert, tragbare Luftschleusen an der Wand des Habitats angebracht und waren verschwunden. Die meisten waren auf ihre Schiffe gewechselt. Zwei hatten versucht, sich auf den brasilianischen Transporter zu schmuggeln und hatten sich selbst in die Luft gesprengt und den Schiffsrumpf beschädigt, als Soldaten sie abgefangen hatten. Ein Teil der lebenserhaltenden Systeme war dem Vakuum ausgesetzt. Notfallreparaturen wurden vorgenommen, und das Schiff wurde auf einen Start vorbereitet.
»Wir reisen sofort ab, bevor noch etwas passiert«, sagte Hauptmann Neves. Ihr Gesicht wirkte grimmig und aschfahl im grünen Licht, das im Innern der Kapsel herrschte. Der Dorn eines Funkgeräts steckte in ihrem rechten Ohr.
»Das Schiff ist bereits angegriffen worden. Sollten wir nicht lieber hierbleiben, bis es repariert ist?«
»Das ist ein Befehl und kein Vorschlag«, sagte Hauptmann Neves und bugsierte Loc durch den Schlitz in der Kapselwand.
Die wandernden Sternbilder der Lampen im Innern des Habitats waren ausgeschaltet worden. Die Dunkelheit wurde nur vom pastellfarbenen Schimmer der Kapseln erfüllt und von den hellen Lichtpunkten, die über die Außenhülle glitten, während Wartungsdrohnen nach Schäden suchten. Hauptmann Neves stieß sich von der Kapsel ab und zog Loc in Richtung des großen Netzes, das vor der Hauptluftschleuse gespannt war, wo eine Einheit Soldaten in Kampfanzügen die Freien Außenweltler dabei überwachte, wie sie ihre Druckanzüge anlegten.
Loc packte ein Seil am Rand des Netzes, zog sich daran zum Hauptmann der Einheit und fragte ihn, was los sei.
Der Hauptmann starrte Loc durch die goldfarbene Sichtscheibe seines Helms an und sagte durch einen externen
Lautsprecher seines Anzugs: »Wir nehmen sie zu unserem Schutz mit, Sir.«
»Als Geiseln? Das ist keine gute Idee, Hauptmann. Sie hatten mit diesem idiotischen Angriff der Geister nichts zu tun«, sagte Loc und sprach dabei so laut, dass die Freien Außenweltler ihn hören konnten. »Außerdem sind
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