Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
ein Treffen zu vereinbaren. Sie begruben die Toten neben der Straße, befestigten Hängematten zwischen den Pferden und brachten die Verwundeten durch das Grasland in die Wüste dahinter. Spät am Abend trafen sie sich mit einer Gruppe Wildsider, die in einer tiefen Schlucht ein Lager aufgeschlagen hatten, und ließen sich von ihnen nach Osten führen. Sie überquerten den Fluss über eine Reihe von Furten, die sich zwischen flachen Inseln erstreckten, und als die Sterne am Himmel verblassten, erreichten sie ein Lager in den Hügeln.
Alder Hong-Owens Schulter war von einer Kugel zerschmettert worden, und auf dem Weg zu dem Lager hatte er sich eine Lungenentzündung zugezogen. Ein Medizintechniker, der aus dem großen R & S-Depot außerhalb von Omaha herbeigerufen worden war, kümmerte sich um ihn, kam jedoch zu dem Schluss, dass Alder eine Operation und Behandlung brauchte, die er nur in einem Krankenhaus erhalten konnte. Alder weigerte sich, das Lager zu verlassen,
und Cash und die anderen verteidigten ihn, als der Techniker sich an sie wandte.
»Dann verliert er womöglich seinen Arm«, sagte der Techniker.
»Besser als sein Leben«, sagte Cash.
Der Medizintechniker fühlte sich in seiner Ehre gekränkt und brachte das auch zum Ausdruck. Cash sagte ihm, dass er es nicht persönlich nehmen solle. »Einer dieser Guerilleros ist entkommen, und wir müssen annehmen, dass er weitere Freunde besitzt oder der Armee von seiner Begegnung mit uns berichtet hat, in der Hoffnung, einen Teil der Belohnung zu erhalten. Und das bedeutet, dass wir uns im Moment nicht zeigen dürfen, weil wir vermutlich gesucht werden.«
Alder war jung und stark. Schon nach wenigen Tagen war er dazu in der Lage, das Kommunikationsnetzwerk der Wildsider zu benutzen, um sich über die wachsenden politischen Unruhen auf dem Laufenden zu halten und mit den Anführern von Freiheitsreiterzellen in den Städten in ganz Großbrasilien zu sprechen. Eine Woche später konnte er bereits das Bett verlassen und humpelte schweißüberströmt durch das Lager, wobei er sich des Öfteren hinsetzen musste. Zwei Wochen danach setzte er die Schmerzmittel ab und erklärte, dass er bereit sei, weiterzureisen.
Am nächsten Tag ritt er gemeinsam mit Cash durch die sandigen Hügel in der Umgebung des Lagers, begleitet von zwei Wildsidern. Alders Arm steckte in einer schwarzen Schlinge auf seiner Brust, aber das Reiten bereitete ihm keine größeren Schwierigkeiten, und wenn er Schmerzen hatte, dann zeigte er es jedenfalls nicht. Sie hielten an einem Hain Menschenbäume, die grün und kräftig in einem flachen Becken unterhalb eines Hügelkamms wuchsen, saßen im Schatten zwischen knotigen Wurzeln und den schwarzen
Fäden symbiotischer Nanomaschinen, die um Felsbrocken gewickelt waren, und teilten sich ein Mittagessen aus Käse, Brot und eingelegten Tomaten. Alder bat Cash darum, nach Osten zu reiten und sich mit einem seiner Kontaktmänner in Indianapolis zu treffen.
»Sie brauchen dort einen Piloten«, sagte er.
Cash hielt seine Hände hoch und zeigte ihm seine zitternden Finger. »Ich bräuchte spezielle Medikamente, um fliegen zu können. Ich wüsste nicht, wie ich in diesem Zustand irgendjemandem nützlich sein könnte.«
»Vielleicht kann dir mein Freund helfen. Wir haben zu wenige Leute, die Shuttles fliegen können. Und du bist so ziemlich der Einzige, dem ich vertraue.«
»Du meinst Spaceshuttles?«
»Zum Mond, wenn der richtige Augenblick gekommen ist«, sagte Alder.
› 4
Neuigkeiten über die wachsenden Unruhen in Großbrasilien gelangten über einen europäischen Wissenschaftler, der mit einem der Genzauberer zusammenarbeitete, nach Trusty Town. Die meisten Vertrauensleute waren der Ansicht, dass das nicht viel bewirken würde. Die großen Familien waren zu mächtig. Jede abweichende Meinung würde rücksichtslos unterdrückt werden, und am Ende würde alles beim Alten bleiben.
»Die Vertrauensleute müssen daran glauben, dass die Revolution scheitern wird, weil sie ein persönliches Interesse daran haben, den Status quo aufrechtzuerhalten«, sagte Amy Ma Coulibaly zu Felice Gottschalk. »Auch wenn es ihnen vielleicht nicht klar ist, aber sie sind genauso politisiert worden wie die Gefangenen.«
»Das ist keine Revolution«, sagte Felice. »Darum geht es ja gerade. Einige dieser Aufrührer wollen eine Revolution in Gang bringen, aber bisher haben sie das noch nicht geschafft. Und vermutlich wird es ihnen auch in Zukunft nicht gelingen.«
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