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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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wasserdichte, mit Schlamm bespritzte Überhosen und sah einem Paar Bauroboter dabei zu, wie sie einen Erdhügel über einer Steinkammer aufschütteten, die von einem Kreis neu gepflanzter Birken umgeben war. Dort würde der Oberst beerdigt werden, wenn er starb, sagte die Gärtnerin.
    »Das ganze Anwesen wird also ein Friedhof für einen einzigen Menschen?«, fragte Cash.
    »Haus und Garten vererbt er den Einwohnern von Indianapolis. Ein Geschenk der Vergangenheit an die Zukunft. Und ich schenke ihm das hier«, sagte die Gärtnerin.
    Sie war sehr klein und hatte breite Hüften und einen leicht gebeugten Rücken. Die Kapuze ihres Regenmantels war um ihr braunes, von tiefen Falten zerfurchtes Gesicht zusammengezogen. Ein paar Strähnen krausen weißen Haars lugten darunter hervor. Sie war so alt, dass man schwerlich hätte sagen können, wie viele Jahre sie genau zählte. Sie erinnerte Cash an eine Lehrerin, die er einmal gehabt hatte.
Ihr Blick war gelassen, klug und geduldig. Ihre Stimme tief und rauchig. Sie erklärte, dass der Hügel einer alten Begräbnisstätte in England nachempfunden war, von wo die Vorfahren des Oberst vor langer Zeit gekommen waren.
    »Wenn er fertig ist, werde ich ihn mit Präriegras und Wildblumen bepflanzen, Schillergras, Flaschenbürstengras, rotem Salbei. Knollige Seidenpflanze, schwarzäugige Susanne, Rudbeckie und einiges mehr.«
    »Blaue Wiesenlupinen würden sicher auch gut passen.«
    »Sie kommen anscheinend aus Texas?«
    »Ja, Ma’am. Osttexas. Aus der Stadt Bastrop.«
    »Dort haben die Leute ganz schön zu kämpfen.«
    »Ich glaube, sie würden sich ein wenig von dem Regen hier wünschen.«
    Sie standen unter einem Baum, auf einer Schicht feuchter Blätter vom vorigen Jahr. Regen tropfte durch den frischen grünen Baldachin und fiel auf das Gras, die weiße Rinde der jungen Birken und die gelbe Hülle der Roboter, die im Schlamm hin und her fuhren. Wasser rann in kleinen Bächen von Cashs Hut herab. Er hatte die Fäuste tief in die Taschen seines Staubmantels gesteckt, um ihr Zittern zu verbergen. An diesem Morgen war es besonders schlimm.
    Die Gärtnerin fragte ihn, ob es in Bastrop Gärten gab.
    »Die Reichen haben welche. Die meisten anderen Leute leben in Apartmentblocks. Mein Onkel züchtet Pflanzen auf dem Dach. Hauptsächlich Tomaten und Chilis.«
    »Ein kluger Mann.«
    »Ich würde sagen, er weiß, was er will.«
    »Haben Sie noch andere Familienangehörige in Bastrop? Eine Frau vielleicht?«
    »Ich war mal verheiratet, aber es hat nicht gehalten. Und das war weit von Bastrop entfernt. Ein Großteil meiner Familie lebt dort. Eigentlich alle. Wir haben uns dort vor langer
Zeit niedergelassen und waren einfach zu dumm oder zu halsstarrig, um wegzuziehen. Stammen Sie hier aus der Gegend, Ma’am?«
    »Ich bin in San Diego geboren.«
    »Das kenne ich nicht.«
    »Es liegt an der Westküste, in der Gegend, die ehemals Kalifornien hieß. Oder jedenfalls hat es früher dort gelegen. Die Stadt gibt es nicht mehr. Ein Teil davon ist dem Anstieg des Meeresspiegels zum Opfer gefallen, und der Rest wurde von ein paar größeren Erdbeben verwüstet.«
    »Das tut mir leid.«
    »Schon gut. Das ist alles lange vor Ihrer Geburt passiert.«
    »Von Kalifornien habe ich schon mal gehört.«
    »Heute heißt es Nord-Tijuana. Jedenfalls der südliche Teil, wo San Diego gelegen hat. Das Gebiet der Familie Guzman. Texas heißt aber immer noch Texas.«
    »Anscheinend ist uns kein anderer Name dafür eingefallen. «
    Die Gärtnerin fragte ihn ein wenig über Texas aus und die Orte, die er besucht hatte, und über seine Rolle im stillen Krieg. Er fragte sie, wie lange sie schon als Gärtnerin arbeitete. Sie dachte ernsthaft über die Frage nach und antwortete dann, dass sie wohl schon ihr ganzes Leben Gärtnerin sei.
    »Die Arbeit muss Ihnen Spaß machen.«
    »Was hätte es für einen Sinn, eine Arbeit zu verrichten, die einem keinen Spaß macht?«
    »Manche Leute haben keine andere Wahl.«
    »Dann stimmt etwas nicht mit ihnen. Oder mit der Gesellschaft, in der sie leben.«
    »Vielleicht beides.«
    »Meine Arbeit ist mein Leben und andersherum. Ich habe an vielen Orten Gärten angelegt, aber ich habe keine Heimat. Nicht mehr.« Die alte Frau hielt inne und sagte dann:
»Ich hatte eine Tochter. Wir haben uns unter schwierigen und gefährlichen Umständen getrennt, und später ist sie gestorben. Sie wurde getötet.«
    Cash sagte, dass es ihm leidtäte, das zu hören.
    »Sie waren bei der Luft – und

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