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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Rückenlehne und Sitzpolstern aus rissigem rotem Leder. Der kleine Roboter glitt auf seinen Rollen zwischen dem Raum und der Küche hin und her, die sich in einem anderen Teil des Hauses befand. Er servierte Zwiebelsuppe und frisches Brot und ein Reisgericht mit Gemüsestückchen und drei verschiedenen Saucen in Silberkännchen. Der Oberst trank Wein, dessen dunkelrote Farbe an Blut erinnerte. Cash, der einen klaren Kopf behalten wollte, blieb bei Wasser.
    Wie die Diele war auch das Esszimmer mit dunklem Holz getäfelt. An einer Wand hingen lebensgroße Ölgemälde von Männern und Frauen in Militäruniformen. Drei davon trugen Druckanzüge von antikem Design. Eine der Frauen, erzählte Oberst Stamford Cash, war die erste Frau in der Geschichte, die einen Fuß auf die Oberfläche des Mars gesetzt hatte. Irgendwo im Haus befand sich einer der Steine, die sie mitgebracht hatte.
    »Meine Familie hat lange Zeit den Vereinigten Staaten von Amerika gedient. Ebenso wie Ihre. Das ist natürlich alles längst Geschichte, aber wir bewahren immer noch ein paar der alten Traditionen.«

    Schließlich wagte es Cash, die Frage zu stellen, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge lag: »Sind Sie der Anführer dieser Bewegung, der ich mich angeschlossen habe?«
    »Ich glaube nicht, dass es da wirklich einen Anführer gibt.«
    »So heißt es immer. Aber mir fällt es schwer, das zu glauben. «
    »Wegen Ihres militärischen Hintergrunds. Ich verstehe schon. Aber wir sind hier nicht beim Militär. Wir sind Teil einer horizontalen und dezentralen Organisation, und es ist sehr wichtig, dass das auch so bleibt. Zum einen, weil sie nicht vernichtet werden kann, indem man sie ihres Anführers beraubt. Und zum anderen, weil es bedeutet, dass sie allen gehört. Ich für meinen Teil habe Verbindungen zu Leuten, die sich für das interessieren, was Sie und Ihre Freunde letztes Jahr getan haben. Vor dem stillen Krieg haben diese Leute die Friedens – und Versöhnungsinitiative unterstützt, und jetzt sind sie dagegen, einen Krieg mit der Pazifischen Gemeinschaft anzufangen.«
    »Sie meinen die Familie Fontaine. Wir befinden uns hier auf ihrem Gebiet, nicht wahr? Und ich weiß, dass sie sich schon immer gegen Militärausgaben ausgesprochen hat. Obwohl wir für sie gekämpft haben. Ich habe damals für sie gekämpft. Bei Chicago.«
    »Würden Sie gern mit den Fontaines sprechen?«
    »Wie stehen Sie mit ihnen in Verbindung?«
    »Ich habe Großbrasilien dreißig Jahre lang als Soldat gedient, Captain Baker, habe gegen Banditen und Wildsider gekämpft, um die Macht der Familie Fontaine über dieses Gebiet zu festigen. Um es sicher zu machen, damit das R & S-Korps anfangen konnte, die Region um die Großen Seen zu säubern. Inzwischen bin ich im Ruhestand. Dieses Haus gehört meiner Familie. Mein Ur-Ur-Urgroßvater hat es 1948 gekauft. Wir haben trotz des Umsturzes, des Bürgerkrieges
und der Angliederung an Großbrasilien daran festgehalten. So wie Ihre Familie an ihrem Haus in Bastrop festgehalten hat, wenn ich recht informiert bin.«
    »Es war weniger ein Festhalten. Wir sind nur einfach nie ausgezogen«, sagte Cash.
    »Meine Familie besitzt eine militärische Tradition«, sagte Oberst Stamford. »Wir haben in sämtlichen großen Kriegen gekämpft und auch in einigen der kleineren. Unter meinen Vorfahren gibt es zwei Kongressabgeordnete und einen Senator. Und auch die Frau, die Anführerin der Bürgerwehr von Indianapolis gewesen ist, als es dort während des Umsturzes zu Unruhen kam, ist eine Verwandte von mir. Aber ich bin der Letzte meines Geschlechts. Meine Frau ist gestorben, ein Jahr nachdem unser Sohn bei einer Schießerei in den Ruinen von Detroit ums Leben kam. Kurz darauf bin ich in Rente gegangen und fing an, mich für Geschichte zu interessieren. Ich habe eine Geschichte meiner Familie verfasst, die niemand jemals lesen wird, und dann habe ich mich den Freiheitsreitern angeschlossen, nachdem ein Freund mir geraten hatte, Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Damals bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass ich immer noch einen Beitrag leisten kann. Dass ich mithelfen kann, das Unrecht, das im Namen Gaias verübt wurde, wiedergutzumachen. Natürlich ist auch viel Gutes geleistet worden, aber das ist trotz der sogenannten großen Familien geschehen und nicht durch sie. Sie wissen wahrscheinlich Bescheid darüber, wie sich die großen Familien das heilige Vorhaben, Gaia wiederherzustellen und zu erneuern, für ihre Zwecke zunutze gemacht haben.

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