Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
Kameras, Roboter und autonome Drohnen. Bisher hat keine davon Alarm geschlagen. Sie befindet sich immer noch im Innern der Klinik, Sir. Haben Sie etwas Geduld.«
»Evakuieren Sie Patienten und Personal. Versiegeln Sie das Gebäude und füllen Sie es über die Klimaanlage mit Betäubungsgas. Dann schicken Sie Drohnen hinein, um nach ihr zu suchen.«
»Wir werden sie finden, Sir.«
»Das ist kein gewöhnliches kleines Mädchen, Hauptmann. Das ist ein Ungeheuer.«
Sie maßen einander mit Blicken. Dann sagte die Mannschaftsführerin: »Ich brauche eine Genehmigung von meinem befehlshabenden Offizier.«
»Ich habe hier den Oberbefehl«, sagte Loc. »Wenn etwas schiefgeht, werde ich dafür gradestehen.«
Er würde sich eine Menge Ärger einhandeln, wenn er die Sache vermasselte, aber das war ihm egal. Die Belohnung, die ihn erwartete, war einfach zu verlockend.
Die Mannschaftsführerin, Bethany Neves, war zwar jung, aber nicht leicht zu beeindrucken. Sie bestand darauf, ihren befehlshabenden Offizier anzurufen, bevor sie mit der Evakuierung begann. Die Soldaten riegelten das Gebäude ab und brachten Personal und Patienten einzeln durch den Haupteingang nach draußen, vorbei an einem Aufgebot an Drohnen und bewaffneten Soldaten. Das dauerte über eine Stunde. In der Zwischenzeit traf der Oberstleutnant ein, der für die Stadtsicherheit verantwortlich war, und wollte das Kommando übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt war es Loc jedoch bereits gelungen, kurz mit Arvam Peixoto zu
sprechen, der ihm den Oberbefehl über die ganze Operation übertragen hatte. »Finden Sie sie und bringen Sie sie zu mir. Aber bitte lebend!«, hatte der General gesagt.
Schließlich war die Evakuierung beendet. Die Türen wurden verschlossen, und ein Betäubungsgas wurde in die Klimaanlage eingeleitet. Einen Moment lang bekam Loc es mit der Angst zu tun, als er sich vorstellte, wie sich das Mädchen in aller Ruhe eine Atemmaske überzog und sie mit einem Sauerstoffzylinder verband. Er sprach mit Hauptmann Neves, die ihm jedoch versicherte, dass das Gas sehr schnell wirkte.
»Ein Atemzug und Sie verlieren das Bewusstsein. Ihr wird nicht mehr genug Zeit bleiben, um zu begreifen, was vor sich geht, geschweige denn, um etwas dagegen zu unternehmen. «
»Möglicherweise hat sie längst erraten, was wir vorhaben.«
»Wir werden sie finden und lebend rausbringen«, sagte Hauptmann Neves.
Es dauerte dreißig Minuten, bis das Gas in jeden Winkel des umgewandelten Lagerhauses vorgedrungen war. Drohnen flogen durch Räume und Korridore und orteten eine Wärmequelle in einem Wartungstunnel in der Nähe des Eingangs.
Loc bestand darauf, zusammen mit Hauptmann Neves, einem Trupp Soldaten und einem Medizintechniker in das Gebäude hineinzugehen. Er konnte sich zwar Schöneres vorstellen, aber er wusste, dass er es tun musste, wenn er das Kommando behalten wollte. Sein Mund war trocken von Alkohol, Koffein und Adrenalin, und er zitterte am ganzen Leib, als er den anderen folgte. Sie trugen Atemmasken und weiße Nylonanzüge. Drei der Soldaten hatten Pulsgewehre auf den Wartungstunnel gerichtet, während ein vierter mit einer Elektrosäge eine Öffnung in die Wand schnitt. Als er
ein großes Stück Plastik löste, kam dahinter das Mädchen zum Vorschein, das bewusstlos zwischen Wasserflaschen und Nahrungsmittelpackungen lag. Zweifellos hatte es abwarten wollen, bis das Gebäude durchsucht worden war, um sich danach davonzuschleichen. Der Medizintechniker klebte dem Mädchen ein Betäubungspflaster auf die Stirn und zog ihm eine Maske über das Gesicht. Dann holte einer der Soldaten es heraus.
Die schlanke Gestalt des Mädchens hing schlaff und hilflos in den Armen des Mannes. Das war Locs Belohnung. Seine Eintrittskarte in eine bessere Welt, die ihn aus der Sackgasse herausführen würde.
› 7
Sri Hong-Owen hörte erst davon, als sich die Nachricht in den Netzen verbreitete: Eine kurze Meldung, dass Avernus’ Tochter Yuli nach einer Gemeinschaftsaktion der Zivilverwaltung Diones und des Militärs verhaftet worden war. Dazu gab es ein Video von einem groß gewachsenen jungen Mädchen in einem orangefarbenen Overall, das in einem kahlen Raum an einem Tisch saß, hinter ihm zwei stämmige Soldaten. Sicherlich handelte es sich um Propaganda, die den Widerstand entmutigen sollte. Es wurde nichts darüber gesagt, wie oder wo das Mädchen festgenommen worden war oder ob es irgendetwas Nützliches über seine Mutter preisgegeben hatte. Sri versuchte, Arvam
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