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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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als jeder andere in den Systemen von Jupiter und Saturn. Über Yuli konnte er aber angeblich nicht allzu viel sagen, weil das Mädchen den Titan nie besucht hatte.
    »Sie ist nicht so jung, wie sie aussieht, das kann ich Ihnen versichern. Sind Sie ihr schon mal begegnet?«
    »Einmal«, sagte Sri. »Aus der Ferne.«
    Das war zwei Jahre vor dem Krieg gewesen, bei der Eröffnungszeremonie des Bioms in Rainbow Bridge, Kallisto. Sri hatte die Ökosysteme des Bioms entworfen und sich darauf gefreut, sie Avernus zu zeigen, die dabei geholfen hatte, die Finanzierung des Projekts abzusichern. Aber die Zeremonie war unterbrochen worden, als die Leiche eines Ermordeten aufgetaucht war, die von Drohnen über die Oberfläche des Sees in der Mitte des Bioms getragen wurde. Und in dem danach herrschenden Chaos waren Avernus und ihre Tochter verschwunden. Sri hatte sie nach Europa verfolgt, war jedoch zurückgerufen worden, bevor sie Kontakt hatte aufnehmen können. Die Erinnerung daran bereitete ihr immer noch Verdruss und machte einen Großteil ihrer Frustration aus. Manchmal kam es ihr so vor, als würde sie bereits ihr halbes Leben lang nach Avernus suchen.
    Gunter Lasky sagte: » Wie alt kam Ihnen Yuli vor? Acht? Oder neun? Ich möchte wetten, dass sie inzwischen nicht viel älter aussieht, obwohl Avernus sie vor mehr als zwanzig Jahren aus einem ektogenetischen Tank hervorgeholt hat. Sie hat sie in einem ihrer Gärten aufgezogen, wie Schiffbrüchige auf einer verlassenen Insel. Damals ist Avernus oft für längere Zeit verschwunden. Bevor sie sich der Friedensbewegung angeschlossen hat, ins Licht der Öffentlichkeit zurückgekehrt und nach Paris gezogen ist, war sie eine Einsiedlerin. Eine Eremitin. Kaum jemand hat sie je zu Gesicht
bekommen. Meist benutzte sie ihre sogenannten Anhänger als Sprachrohr, obwohl diese sie ebenso selten leibhaftig sahen. Es ist nicht so, dass sie es nicht ertragen kann, mit anderen Menschen zusammen zu sein, oder dass sie eine Abneigung gegen sie hat. Sie braucht sie einfach nicht. Anscheinend hat sie sich aber doch einsam gefühlt. Also hat sie sich eine Tochter geschaffen …«
    Der alte Mann verstummte. In irgendeine Erinnerung versunken, starrte er auf die chthonische Landschaft jenseits des großen Diamantfensters hinaus, wo drei bis vier Stockwerke hohe Habitatfässer mit steilen, kegelförmigen Dächern auf Stelzen über lebendig grünen Farmröhren aufragten. Hinter der kleinen Siedlung erstreckten sich unter dem orangefarbenen Dunst Felder voller schwarzer Krusten, Dornen und riesiger Lamellen bis zur trockenen Küste des Luninischen Meeres hin. Gunter Lasky und Sri hatten es sich nebeneinander auf einem Haufen kleiner Kissen gemütlich gemacht, inmitten von großblättrigen tropischen Gewächsen und Kletterpflanzen, die aus Schotterbeeten wuchsen. Sri nippte an einem Glas Minztee, während Gunter einen Wein trank, der aus Reben gewonnen wurde, die er selbst anbaute – die einzigen Weinreben auf dem Titan. Er war ein magerer, blasshäutiger alter Satyr mit einer weißen Haarmähne und einem Bart, in den farbige Schnüre eingeflochten waren. Er trug lediglich Shorts, die aus einem abgeschnittenen Anzugoverall gefertigt waren. Auf seine Brust war in schwarzer Tinte ein verschlungenes Mandala tätowiert, am Außenrand seiner Ohrmuschel trug er zahlreiche Ohrringe, und eine Kette zog sich von einem Ring in seiner Oberlippe zu einem weiteren in seiner Augenbraue.
    »Mit ›eine Tochter schaffen‹ meinen Sie vermutlich, dass Yuli ein Klon ist«, sagte Sri, um ihn zum Weiterreden zu bringen.

    »Hmmm. Das denken die meisten. Aber ich glaube das nicht. Die jungen Leute, die Avernus verehren, können sich nicht vorstellen, dass jemand in ihrem Alter einmal Sex gehabt hat. Aber wir beide sind früher ein Liebespaar gewesen. Habe ich Ihnen das schon erzählt?«
    »Sie haben gesagt, dass Sie sie schon sehr lange kennen«, sagte Sri. Die unerwartete Enthüllung erfüllte sie mit Spannung und Neugierde, aber auch mit Misstrauen. Womöglich war es nur eine weitere Lügengeschichte des alten Kerls, eine gekonnte Mischung aus Tatsachen und Falschinformationen, die sie von einer wichtigen Wahrheit ablenken sollte.
    »Unsere kleine Affäre ist mehr als achtzig Jahre her«, sagte Gunter Lasky. »Lange bevor ich mich niedergelassen und meine erste Frau geheiratet habe. Aber ich kann mich noch daran erinnern, als sei es gestern gewesen. Ja, etwa ein halbes Jahr lang haben wir zusammen gearbeitet und sind

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