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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Peixoto zu erreichen, kam jedoch nicht an einem Mitarbeiter seines Stabes vorbei, der sich aus »offensichtlichen Sicherheitsgründen« weigerte, ihr weitere Informationen zu geben, obwohl die Verbindung stark verschlüsselt war.
    Sri befand sich gerade auf Titan und erforschte einen von Avernus’ Gärten. Er war erst sechs Wochen zuvor von einer der autonomen Drohnen entdeckt worden: ein kleines Zelt, das einen Schacht bedeckte, der in eine Vulkankuppe westlich von Hotei Arcus gebohrt worden war. Der Schacht bildete einen Zugang zu einem Reservoir ammoniakhaltigen Wassers, in dem sich ein komplexes Ökosystem aus halblebendigen Prokaryoten gebildet hatte. Sri schlug Vander Reeces Bedenken in den Wind, übertrug ihm bis zu ihrer Rückkehr das Kommando über die Mannschaft und flog in einem der Luftschiffe nach Tank Town im Norden.

    Das Luftschiff legte mehr als siebentausend Kilometer zurück und brauchte dafür etwa zwei Tage. Unter dem dunstigen orangefarbenen Himmel flog es über eine gewaltige Wüste aus quer verlaufenden Dünen, die in parallelen Reihen angeordnet und Hunderte Kilometer lang waren. Sie bestanden aus winzigen Körnchen gefrorenen Gasolins, das von den ständig vorherrschenden Winden geformt wurde, die von Westen nach Osten wehten. Auf der windzugewandten Seite besaßen die Dünen lange, flache Flanken, die von Rillen und Furchen durchzogen waren, während sie auf der windabgewandten Seite steile Abhänge bildeten. Die Sonne, eine trübe, blasse Lichtscheibe, die von der dichten Atmosphäre vergrößert wurde und von Ringen aus Streulicht umgeben war, wanderte durch den orangefarbenen Dunst, der den Himmel bedeckte, und stieg während des langen Nachmittags auf dem Titan langsam zum westlichen Horizont hinab. Schließlich tauchte eine niedrige Hügelkette aus dem Dunst auf – Ausläufer des nördlichen Hochlands. Ein Gebirge aus Ammoniakwassereis, das von den Verzweigungen trockener Flussbette durchschnitten und mit Tausenden von Seen gesprenkelt war. Manche davon waren kaum mehr als flache Tümpel, andere bildeten kleine Meere, die den Großen Seen Nordamerikas ähnelten. Auf Titan herrschte gerade Winter. Methan, das sich während des Sommerregens in den Seen angesammelt hatte, verdunstete und ließ Ethan zurück, das mit Benzen und komplexen Kohlenwasserstoffverbindungen verunreinigt war. Die größeren Seen waren in ihren scharf umrissenen Betten zusammengeschrumpft, und einige der kleineren waren völlig ausgetrocknet. Die miteinander verflochtenen Flussläufe waren ebenfalls trocken. Eine dunkle, zerklüftete Landschaft breitete sich unter dem allgegenwärtigen orangefarbenen Dunst aus. Die Gipfel der
Anhöhen und niedrigen Hügelkuppen funkelten schwach an den Stellen, wo das Ammoniakwassereis durch Winderosion und Auswaschung durch den Methan – und Ethanregen von darüberliegendem organischem Material befreit worden war.
    Tank Town befand sich an der Küste eines der größten Seen, des Luninischen Meeres. Die brasilianische Basis lag ein paar Kilometer weiter im Norden und bestand aus alten Frachtcontainern, die auf dicken Pfeilern ruhten und in silbriges, abgestepptes Isolationsmaterial gewickelt waren. Aus dem Kernspaltungsreaktor der Basis stieg eine bleiche Dampfwolke auf, die von dem ständig herrschenden Wind fortgeweht wurde. Der Verkehrskoordinator weigerte sich, ein zusätzliches Shuttle loszuschicken, weshalb Sri auf der Basis festsaß, frustriert wie eine Biene in einer Flasche, bis das nächste Lieferschiff eintraf. Sie versuchte weiterhin vergeblich, Genaueres über die Festnahme von Avernus’ Tochter in Erfahrung zu bringen. Schließlich beschäftigte sie sich damit, ihre Forschungsnotizen durchzusehen, und stattete dem Bürgermeister von Tank Town, Gunter Lasky, einen Besuch ab.
    Der alte Mann gehörte zu der Pioniergeneration, die einst vom Mond ins Außensystem geflohen war, und war der Erste, der auf dem Titan Fuß gefasst hatte. Er war einhundertachtunddreißig Jahre alt und hatte drei Ehefrauen überlebt. Seine Kinder, Enkel und Ur-Enkel bildeten einen Großteil der Bevölkerung von Tank Town. Er war überheblich und eitel, ein alter Piratenkönig, der den Mythos von seinem Listenreichtum, seinem Idealismus und seiner Widerstandskraft zelebrierte. Aber er besaß immer noch großen Einfluss innerhalb der Mikropolitik des Titan. Er und zwei seiner Söhne hatten einen Nichtangriffspakt mit der DMB geschlossen. Außerdem behauptete er, mehr über
Avernus zu wissen

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