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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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ein Paar gewesen, als diese Welt noch größtenteils unerforscht war und Tank Town aus kaum mehr bestand als einer Landeplattform und einer Wohnkuppel. Ich habe sie in die Geheimnisse der Liebe eingeführt, und sie hat mir beigebracht, wie man Vakuumorganismen entwirft. Es ist also nicht auszuschließen, dass Avernus auf gewöhnlichem Wege schwanger geworden ist. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass sie den armen Mann, der daran beteiligt war, lediglich als Samenspender benutzt hat. Sie kann ziemlich gefühlskalt sein. Während des Aktes selbst war sie sehr leidenschaftlich«, sagte der alte Mann mit einem übertrieben lüsternen Zwinkern. »Aber danach hat sie sich wieder in ihren Kopf zurückgezogen, und es hatte keinen Zweck, sie zu fragen, worüber sie gerade nachdachte. Natürlich war sie ein Genie. Und sie war auch sehr lebenslustig. Man konnte mit ihr eine Menge Spaß haben, wenn ihr danach
war. Aber die meiste Zeit war sie mürrisch und distanziert. Mit jemandem wie ihr kann man unmöglich zusammenleben. Auch wenn wir es eine Zeit lang getan haben, während wir zusammengearbeitet und ein neues Zuhause auf einer neuen Welt errichtet haben. Eine Welt, die wir sozusagen Hand in Hand gemeinsam erforscht und uns zu eigen gemacht haben. Aber ihre Interessen lagen woanders. Eine einzelne Welt kann sie nicht lange halten, genauso wenig wie ein einzelner Mann. Nicht einmal mir ist das gelungen. Ich weiß, dass Sie das nachvollziehen können. Sie sind ihr ein wenig ähnlich.«
    »Hat sie mit Ihnen jemals über ihre Tochter gesprochen?«
    »Nach Yulis Geburt habe ich Avernus kaum noch gesehen. Und – auch wenn es Sie überraschen wird – ich habe ihre Privatsphäre stets respektiert. Ich habe ihr nicht nachspioniert. Natürlich habe ich Geschichten gehört. Dass Yuli ein Klon sei, ja, das wurde oft behauptet. Dass Avernus in ihr einen unsterblichen Übermenschen geschaffen hätte. Allen möglichen Unfug. Nichts davon entsprach auch nur annähernd der Wahrheit. Ich kann Ihnen lediglich sagen, dass Avernus im Alter ein wenig wunderlich geworden ist. Natürlich war sie schon immer von Geheimnissen umgeben. Sie warf ständig mit Hinweisen und halbfertigen Ideen um sich, für die ein gewöhnlicher Sterblicher Jahre brauchen würde, um sie richtig zu verstehen. Was sie von sich gab, bereitete uns stets das größte Kopfzerbrechen. Damals ging mir das manchmal auf die Nerven, aber inzwischen weiß ich, dass es eine gute Übung war. Schließlich ist es das Denken, was den Menschen ausmacht, nicht wahr? Indem sie uns also zum Nachdenken brachte, machte sie bessere Menschen aus uns. Und währenddessen wurde sie, nun, ich will nicht sagen weniger menschlich, aber anders. Das ist auch der Grund, warum die jungen Leute mit ihren
merkwürdigen Ideen über die menschliche Evolution, die sie in alle möglichen neuen Richtungen lenken wollen, sie verehren. Yuli hat also wahrscheinlich eine sehr seltsame Kindheit gehabt. Sie ist lediglich mit ihrer Mutter aufgewachsen. Und ich kann mir Avernus nur schwer als Mutter vorstellen … Allein der Name, den sie für sich gewählt hat, birgt eine gewisse Ironie. Avernus war ein Vulkan in Italien, dessen giftige Rauchwolken Vögel, die über ihn hinwegflogen, tot vom Himmel fallen ließen. Avernus bedeutet also: ohne Vögel. Ohne Leben. Und sie, die Leben erschafft, das an Orten mit giftiger Luft gedeiht oder gänzlich ohne jede Atmosphäre auskommt, hat sich einen solchen Namen ausgesucht. Verstehen Sie? Weil sie tote Luft zum Leben erweckt. Eine kluge Frau, ein Genie. Ja! Zweifelsohne. Aber seltsam. Sie führt ein verqueres Leben. In ihrer eigenen Welt mit ihren eigenen Gesetzen und Prinzipien.«
    Sri hatte den Verdacht, dass Gunter mehr über Yuli wusste, als er zugab. Aber es gelang ihr nicht, weitere Informationen aus ihm herauszuholen. Er erzählte ihr einige Geschichten über das Mädchen, die sie bereits aus anderen Quellen kannte, und stellte selbst Fragen. Wie war Yuli festgenommen worden? Wo wurde sie gefangengehalten und unter welchen Bedingungen?
    »Ich bin sicher, dass man sie gut behandelt. Was immer die Außenweltler über uns Brasilianer denken mögen, wir sind keine Barbaren.«
    »Hoffen Sie nicht darauf, dass sie Ihnen verraten wird, wo sich ihre Mutter versteckt hält«, sagte Gunter. » Wahrscheinlich weiß sie es nicht. Und selbst wenn sie es weiß, wird sie es Ihnen nicht verraten. Egal, was Sie mit ihr machen. «
    »Früher oder später werde ich Avernus finden«,

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