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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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hatte schon Probleme, sich die Entfernung zwischen dem Raketensilo und Wohnwagenpark in Nebraska, wo sie unter der Obhut der Kirche der göttlichen Regression aufgewachsen war, und Pittsburgh zu vergegenwärtigen, wo sie nach ihrer Flucht aus der Kirche gelebt hatte. Und dabei waren das nur lausige zweitausend Kilometer. Die Entfernung zwischen Erde und Uranus war mehr als zwei Millionen mal so groß. Sie hatte drei Wochen gebraucht, um zu Fuß und per Anhalter Pittsburgh zu erreichen. Wenn sie sich mit derselben Geschwindigkeit fortbewegte, würde es 115 000 Jahre dauern, bis sie die Entfernung zwischen Uranus und der Erde überwunden hätte. Selbst wenn sie eines der Schiffe stahl – vorausgesetzt, sie könnte lernen, es zu fliegen, und hätte genügend Treibstoff – , würde sie für die Reise etwa vierundzwanzig Wochen brauchen. Ja, die Erde war sehr weit entfernt. Aber die meisten der kleinen Welten jenseits der Bahn des Uranus lagen noch weiter auseinander. In einer gewaltigen kalten Dunkelheit, die die Außenweltler auf ewig durchkreuzen würden, bis von ihnen nichts als Staub übrig war. Es schien unwahrscheinlich, dass sie sich so weit von der
Sonne entfernt ein Leben aufbauen konnten, doch das war genau das, was Newt und seine kleine Schar von Verrückten vorhatte.
    Während die restlichen Freien Außenweltler die Tagebautunnel in ein behagliches Zuhause verwandelt hatten, hatte Newts Antriebsentwicklungsteam einen ersten funktionierenden Prototyp des brasilianischen Schnellfusionsantriebs gebaut. Viele der Freien Außenweltler hatten vor dem stillen Krieg im Transportwesen gearbeitet. Sie hatten ihre eigenen Schiffe besessen oder im Auftrag von Kollektiven Schiffe gesteuert. Sie waren Experten des Schiffsbaus und der Wartung. Aber das Antriebsentwicklungsteam bestand aus wahren Technikzauberern. Sie waren jung, eifrig und erschreckend ernsthaft und benutzten eine Batterie Psychopharmaka, um ihre beachtliche Intelligenz zu verstärken und ihre Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen, so dass sie rund um die Uhr arbeiten konnten. Sie gingen die gestohlenen technischen Daten durch und liehen sich einen Großteil der Memo flächen der Freien Außenweltler, um ein virtuelles Modell zu konstruieren, das bis zur atomaren Ebene mit der Wirklichkeit übereinstimmte. Sie schlachteten zwei Schiffe aus, um die notwendigen Bauelemente und Seltenen Erden zu gewinnen und benutzten Drucker, um einzelne Bauteile herzustellen und die keramische Reaktionskammer Molekül für Molekül aufzubauen. Der brasilianische Antrieb benötigte Antiprotonen, um schnelle Fusionsreaktionen zu katalysieren. Anfangs wollte das Entwicklungsteam Antiprotonen nutzen, die bei der Reaktion von hochenergetischer kosmischer Strahlung mit der äußeren Atmosphäre des Uranus entstanden, aber es waren einfach zu wenige, und sie waren zu weit verteilt. Stattdessen ließen sie deshalb die Bauroboter eine ein Kilometer lange Röhre graben, in der sie einen linearen Teilchenbeschleuniger
bauten, der auf einer Quanteninterferenzversion des Cochcroft-Walton-Generators beruhte. Einzelne Quarks wurden auf Wasserstoffatome geschossen, die in einer Laserfalle hingen. Dafür war die Leistung dreier Fusionsgeneratoren nötig, die aus Schiffen ausgebaut wurden. Es kostete die Ingenieure dreihundert Tage harte Arbeit, aber am Ende hatten sie genügend Treibstoff, um einen ersten Test zu starten.
    Auf der vereisten Ebene ein paar Hundert Kilometer nördlich der Siedlung der Freien Außenweltler hoben sie eine Grube aus, errichteten darin ein Fullerengerüst, stellten den Prototyp des Antriebs mit dem Heck nach oben hinein und verbanden ihn mit den Treibstoffleitungen und einer Vielzahl von Überwachungsgeräten. Dann zogen sie sich in den Kontrollbunker zurück – sie waren sich ziemlich sicher, dass höchstens ein Loch in das diamantharte Eis geschmolzen werden würde, wenn es zu einer Explosion kommen sollte, aber sie wollten kein Risiko eingehen – und bereiteten sich auf den kritischen Moment vor.
    Der heiße, überfüllte Bunker stank nach Spannung und Furcht. Der Bau des Prototyps hatte eine Menge Zeit und wertvolle, nicht ersetzbare Ressourcen gekostet. Alle wussten, dass sich die anderen Freien Außenweltler ganz sicher gegen eine Fortführung der Arbeit entscheiden würden, wenn der Test fehlschlug. Die jungen Männer und Frauen saßen auf dem Boden, die Gesichter hinter Spex verborgen. Ihre Fingerspitzen huschten über Lesetafeln, und einige fuhren mit

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