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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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rotbraunem Material, das vor allem aus kohlenstoffhaltigen, durch Abspaltung von Wasserstoffatomen entstandenen Tholinen bestand. Eine dünne Schicht dieses dunklen, organischen Materials ließ sich auch auf anderen Monden finden, zum Beispiel auf Dione, Hyperion und Epimetheus, und ebenso im F-Ring des Ringsystems, aber auf Iapetus bildete es mehrere Meter dicke Schichten. Die beste gegenwärtige Theorie dazu lautete, dass es sich um Überreste eines anderen, gewaltsam zerstörten Himmelskörpers handelte, die in eine Umlaufbahn um den Saturn geschleudert worden waren. Aus dem Himmelskörper war der unregelmäßig geformte, einer Honigwabe ähnelnde Mond Hyperion hervorgegangen, der von späteren Einschlägen stark verformt worden war. Ein Großteil der Überreste, das meiste davon in Form feinen, elektrostatisch geladenen Staubes, war von Iapetus angezogen worden, dem nächsten Mond nach Hyperion in Richtung Saturn, und hatte sich dort auf den Kraterböden abgesetzt.
Aufgrund von chemischen Reaktionen, die durch die ultraviolette Komponente des Sonnenlichts, kosmische Strahlung und geladene Partikel aus Saturns Magnetosphäre ausgelöst wurden, hatte sich daraus eine teerartige Kruste gebildet. Iapetus’ Farmer kultivierten auf diesem Substrat über hundert verschiedene Arten von Vakuumorganismen und gewannen daraus alle möglichen organischen Verbindungen, von synthetischen Nahrungsmitteln bis hin zu den komplexen Strängen künstlicher DNA, die in KI-Chips Verwendung fanden.
    Selbst wenn Iapetus nicht in eine dunklere und eine hellere Hälfte aufgeteilt gewesen wäre, wäre der Mond für den gewaltigen Höhenzug entlang seines Äquators bemerkenswert gewesen, dessen Gipfel und lange Bergkämme sich an manchen Stellen mehr als zwanzig Kilometer über die umliegende Ebene erhoben. Der Höhenzug erstreckte sich über 1300 Kilometer mitten durch die dunkle Halbkugel des Iapetus und verlief beinahe exakt entlang der Äquatorlinie. Das gewaltige Gebirge war ein Überrest der einstigen abgeflachten Gestalt des Mondes. Als sich Iapetus durch Akkretion aus dem Geröll gebildet hatte, das den Proto-Saturn umgab, hatte er sich so schnell gedreht, dass sich seine Lithosphäre, die damals noch modellierbar gewesen war, weil sie durch den radioaktiven Zerfall der Nukleotide, insbesondere des Aluminium-26, erwärmt wurde, verformt hatte. Am Äquator hatte sich eine Verdickung gebildet. Doch Aluminium-26 hat eine kurze Halbwertzeit, und Iapetus war zu weit vom Saturn entfernt, um von den Gezeitenkräften in die Länge gezogen und durchgeknetet zu werden. Deshalb hatte sich der Mond relativ bald nach seiner Entstehung stabilisiert und war abgekühlt. Die Verdickung an seinem Äquator war erhalten geblieben und erinnerte an die erhobene Naht auf der Schale einer Walnuss.

    Das große Gewicht des Höhenzugs hatte die Oberfläche zu beiden Seiten gedehnt und gestaucht. Durch Spannungen und Verwerfungen waren steile Abhänge und Berggrate entstanden. Und im Zuge der thermischen Ausdehnung der eisigen Lithosphäre in der Frühzeit des Iapetus war Ammoniakwasser, das tief in seinem Innern geschmolzen war, durch Bruchlinien hochgestiegen und hatte Teile der Oberfläche überflutet. Dadurch waren glatte Ebenen entstanden, die vorher, während der Zeit des schweren Bombardements, als große Himmelskörper wie Iapetus durch das übrig gebliebene Geröll geflogen waren, stark mit Kratern überzogen gewesen waren. Auf der führenden Halbkugel gab es noch eine ganze Reihe großer Einschlagkrater, darunter einen, der mehr als fünfhundert Kilometer Durchmesser besaß. Dann war der Vorgänger des Mondes Hyperion von einer gewaltigen Kollision zerschmettert worden, und dunkles Material war aufgewirbelt worden, das sich vor allem auf der führenden Halbkugel des Iapetus abgelagert und wie blutiger Schnee über die Landschaft gelegt hatte. Unter dieser dicken Schicht verbargen sich entlang des gesamten Äquatorialgebirges vulkanische Ablagerungen, die reich an Mineralien waren und sich mit Hilfe von Satelliten nicht aufspüren ließen. Ein Jahrhundert der Erkundung hatte sie längst nicht erschöpft, und fahrende Schürfer wie Karyl Mezhidov hatten immer noch ein gutes Auskommen.
    Das angebliche Alter des Spions war vierundzwanzig, und Karyl war nur wenige Jahre älter – ein schlaksiger, sanftmütiger Mann, dessen langes blondes Haar aus dem kantigen Gesicht zurückgekämmt und zu einem Zopf gebunden war, in den dünne, farbige Drähte

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