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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Einschränkung möglich war und eine Vielzahl kooperativer politischer und wirtschaftlicher Systeme in einem friedvollen Miteinander florieren konnten, hatte sich als Illusion erwiesen. Wie ein Biom, das sich isoliert auf einer abgelegenen Insel entwickelt hatte, war das Außensystem von dem Eindringen starker, aggressiver Kräfte aus der restlichen
Welt besiegt worden. Wenn die Außenweltler jemals ihre Freiheit zurückgewinnen sollten, wäre ihre Welt nicht mehr so, wie sie früher gewesen war. Von nun an würden sie sich stets vor einem Angriff in Acht nehmen und bereit sein müssen, sich zu verteidigen. Und das hätte Konsequenzen.
    Überall, wohin Karyl und der Spion kamen, wurde über Widerstand und Revolution geredet. Gerüchte über Gräueltaten auf anderen Monden machten die Runde, und die Menschen liebäugelten damit, in die große Dunkelheit jenseits des Sonnensystems zu fliehen. Aber niemand wusste etwas über Zi Lei. Nur einmal sprach der Spion mit jemandem, der ihr während ihres kurzen Aufenthalts in Xamba auf Rhea begegnet war. Offenbar hatten ihre Eltern darüber die Wahrheit gesagt. Vielleicht stimmte es also auch, dass sie vor oder nach dem Krieg nichts mehr von ihrer Tochter gehört hatten.
    Die Suche des Spions blieb erfolglos, aber er war deswegen nicht unglücklich. Er war überzeugt, dass er Zi Lei früher oder später finden würde. Und in der Zwischenzeit gewöhnte er sich an seine Identität als Ken Shintaro. Er wurde immer menschlicher und vergaß manchmal sogar tagelang die Gefühlskälte und nervöse Vorsicht, die ihn während seiner Arbeit in Paris von anderen Menschen unterschieden hatten. Die ständige unterschwellige Paranoia, dass irgendjemand ihn verfolgen oder beobachten könnte, dass er in einem großen Spiel gefangen war, ohne die anderen Spieler oder die Regeln zu kennen. Damals war er ständig auf der Hut gewesen, hatte aufgepasst, dass seine Handlungen nicht von der Norm abwichen, und nicht nur die Menschen um ihn herum überwacht, sondern auch sich selbst. Jetzt war er mit Karyl und den anderen Außenweltlern und ganz besonders mit seinem eigenen Ich im Reinen.
Allerdings hätte es schon großer Anstrengung bedurft, um den gutmütigen Schürfer nicht zu mögen.
    Der Spion war auf dem Erdmond geboren und dazu ausgebildet worden, für Gott, Gaia und Großbrasilien zu kämpfen. Die Erde hatte er nie besucht. Aber er hatte immer schon von den grünen Landschaften und glatten Ozeanen der Erde geträumt, die sich unter einem blauen, schützenden Himmel erstreckten. Ein Ideal, das dem Paradies nahekam. Während der langen zweifachen Umrundung des Iapetus hatte er nun die Schönheit der kahlen Mondoberflächen schätzen und lieben gelernt. Wie man in ihrer Gestalt die Prozesse erahnen konnte, die zu ihrer Entstehung geführt hatten. Wie die Spuren ihrer bewegten Geschichte von Schichten herabgefallenen Materials und Milliarden Jahren der langsamen Veredelung durch mikroskopisch kleine Meteoriteneinschläge geglättet worden waren. Die Zeit verrichtete ihr Werk in Maßstäben, die für den menschlichen Geist unbegreiflich waren.
    Trotz der Unwirtlichkeit des Landes hatten die Außenweltler gelernt, davon zu leben. Uraltes Eis, so hart wie Granit, wurde abgebaut und geschmolzen, um Wasser zu gewinnen. Das Wasser wurde mit Hilfe von Elektrolyse gespalten, um Sauerstoff zu erzeugen. Generationen von Schürfern wie Karyl hatten Teile der dunklen Ebenen der Cassini Regio mit Vakuumorganismen bepflanzt, die das Sonnenlicht als Energiequelle nutzten und das dunkle Material als Substrat, um alle Arten von Fullerenen und organischen Polymeren herzustellen und einfache organische Moleküle zu speichern, die vom Nahrungssynthetisierer des Raupenkettenfahrzeugs in einfache Nahrungsmittel umgewandelt werden konnten. Andere Arten nahmen das schwache Sonnenlicht auf und erzeugten daraus elektrische Energie. Diese wurde dann ähnlich wie bei den Muskeln des Zitteraals
gespeichert und konnte angezapft werden, um die Batterien des Raupenkettenfahrzeugs aufzuladen.
    Die Vakuumorganismen waren Wunder der Nanotechnologie, organisierte Schwärme verschiedener Arten sich selbst replizierender mikroskopisch kleiner Maschinen, die ihr Verhalten einfachen Regeln anpassten. Sie wuchsen und vermehrten sich bei Sonnenlicht, das nur ein Hundertstel der Stärke der Sonneneinstrahlung der Erde besaß, und bildeten bei Temperaturen bis zu – 200°C Strukturen, die an Blumen oder blattlose Bäume, Schorf oder große

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