Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
werden. Es gibt konkurrierende Gruppen, wir kennen auch nicht alle.”
„Soll ich dir jetzt glauben, dass deine Leute besser sind?” Das waren die Chinesen bestimmt nicht.
„Glaub mir. Wenn Simin heute nicht bei den letzten Sicherheitstests für die chinesische Betriebsfreigabe auftaucht, bin ich geliefert! Bei den Amis sind die Tests schon gelaufen!”
Lea glaubte ihr. Wenn Kim falsch spielen würde, wären sie nicht so weit gekommen. Und außerdem wollte sie in dieser Situation nicht auf ein Backup verzichten.
Ein sportlicher, kurzhaariger Mann ließ Lea nicht aus den Augen. Er telefonierte. Dieser Blick gefiel ihr überhaupt nicht.
„Los. Die haben uns gefunden!” Kim lief vor, Lea folgte ihr , dicht an der Seite von Simin. „Auf den Bahnsteig, die S-Bahn fährt in einer Minute!”
Sie liefen los, doch am Bahnsteig fuhr ihnen der Zug direkt vor der Nase weg. Zurück, sie mussten sofort wieder in der Menge untertauchen. Der Bahnsteig war beinahe leer, nur ein Bahnarbeiter leerte gelangweilt Mülleimer. Am Zugang zum Bahnhof kamen ihnen bereits zwei Männer entgegen. Der kurzhaarige Mann hatte noch einen Freund mitgebracht, auf dem Bahnsteig gegenüber standen zwei weitere, mit einem verdächtig ähnlich hässlichen Haarschnitt. Lea drehte sich herum, vom Gleis kamen noch zwei Männer auf sie zu.
„Soll ich schießen? Ich erwische mindestens drei... ”, fragte Kim und griff bereits in ihre Jacke. Sollte Lea das Feuer eröffnen? Sie hatten keinerlei Deckung, auch wenn sie mehrere treffen würden, die anderen würden sie erwischen. Und Simin? Ihr Leben lag jetzt in Leas Händen, sie musste umsichtig handeln.
„Nein.” Lea ließ die Waffe stecken. Sie würden einen anderen Weg finden.
Der kurzhaarige Mann stand nun vor ihnen: „You’re save. Simin’s going with us!” Der Ami hielt ihr ein Telefon hin. „Lea Alexander, this call is for you.”
„Fuck you! ” Lea schlug ihm das Telefon aus der Hand. Eine christliche Jungendgruppe kam auf sie zu, ihr Feuereifer, für Umweltschutz und Weltfrieden Lieder zu singen, eilte ihnen hörbar voraus. Dem US Agenten dürfte das kaum gefallen, Lea konnte sich nicht vorstellen, dass der Ami bereit war, Kinder zu gefährden. Auf den letzten Schritten realisierten die Teenager offenbar, dass die sechs Männer Lea, Simin und Kim nicht ohne Grund eingekreist hatten und blieben wie angewurzelt stehen.
Eine bessere Gelegenheit war nicht zu erwarten. Lea sah die Chinesin an, nahm Simins Hand und rannte los. „Kim, Los!”
Bevor der Amerikaner vor ihr reagieren konnte, hatte Lea ihm gegen die Schläfe getreten. Er sackte zu Boden, den anderen hatte sie mit der Handfläche vor die Brust geschlagen, woraufhin der nur ungelenk nach hinten wegtaumelte. Kim war ähnlich schnell und schlug ebenfalls zwei Agenten nieder. Schräg vor ihnen befand sich eine Treppe, sie rannten hinab. Die Jugendlichen schrien.
„STOP! ARE YOU CRAZY?” Die anderen Männer liefen ihnen hinterher. „WE WANT TO PROTECT YOU!” Lea wartete nur darauf, einen Schlag im Rücken zu spüren. Die drei Frauen liefen durch den vollen Bahnhof. Noch fielen keine Schüsse. Mit automatischen Waffen bewaffnete Bahnpolizisten liefen dem Geschrei entgegen. Sie mussten hier heraus. Sofort.
„ Bitte, die Männer tragen Waffen... die haben uns bedroht”, rief Lea einem Beamten zu, der sofort seine Waffe entsicherte und über Funk eine Meldung absetzte.
„Ich kann nicht mehr!” Simin zitterte, völlig außer Atem hatte Lea sie in eine Nische gedrückt. Die Agenten waren sie los, die würden die nächsten Stunden im Polizeigewahrsam verbringen.
„Ganz ruhig. Wir haben es geschafft. ” Lea sah ihr in die Augen. „Simin, sehen Sie mich an! Sie schaffen das!”
Kim kehrte zurück, sie hatte drei neue Jacken besorgt. Auch Hagens gelb-grüne Wollmütze musste dran glauben und landete mit den anderen Sachen im Müll.
Lea musste sich etwas einfallen lassen, sie hob ein Plakat auf und drückte es Simin in die Hände.
ATOMKRAFT! NEIN DANKE!
Die Situation hatte etwas. Auch Kim stieg mit in die Sprechchöre ein und alle drei mischten sich in eine fleißig demonstrierende Gruppe junger Niederländer. Die Polizei geleitete die Menschenmenge zu einem Sonderwagen der Deutschen Bahn, die alle direkt auf das Kundgebungsgelände vor der Rekonfigurationsanlage brachten.
Keine der drei Frauen hatte auf der Fahrt ein Wort gesprochen. Lea konnte deutlich die Anspannung in Simins Gesicht erkennen, die Welt
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