Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
keine weiteren Worte. Ohne, dass sie sich ihrer Hand bewusst war, berührte sie die Finger von Simin.
„Bitte.” Simin nahm Lea in den Arm und legte ihren Kopf auf die Schulter, der Duft der Haare raubte ihr den Atem. Das war wie eine Achterbahnfahrt. Der kleine Mann in Leas Ohr tobte, er sah Verrat, Intrigen und Lügen. Gleichzeitig sehnte sie sich, wieder zu leben, Haut zu spüren, Lea war erregt, jede Pore ihrer Haut öffnete sich, sie konnte sich dieser Umarmung nicht erwehren. „Sag nichts. Ich werde dich nicht in Schwierigkeiten bringen.”
Leas Körperspannung sackte in sich zusammen, sie war verloren, Simin legte die Hand in Leas Nacken und zog ihren Kopf etwas hinab. Ihre Lippen waren warm, der Geschmack ihrer Zunge raubte ihr das letzte bisschen Hirn, was sie vielleicht noch aus dieser Situation herauszubringen vermocht hätte.
„Es gibt Dinge, die dürfen nicht sein.” Simin holte Luft, Lea hörte ihr willenlos zu. „Man darf seinem Vater nicht widersprechen. Man darf niemals seine Wurzeln vergessen und man darf zu keiner Zeit vergessen , warum man auf dieser Welt ist!” Mit dem Finger fuhr sie Leas Lippen nach. „Lea, ich brauche dich. Ich würde dir gerne so viel geben. Aber das dürfen wir nicht tun.”
„ Ich… ich werde… ”
„Ist gut. Ich vertraue dir. Mein Leben, mein Glaube und meine Zukunft, ich lege alles in deine schützenden Hände. Bei Allah, er hat dich geschickt , um über meinen Weg zu wachen.”
Simin ließ von ihr ab. Lea fühlte sich wie eine Gazelle, der ein Löwe bereits die Zähne in die Kehle geschlagen hatte, aber es unterließ, zuzubeißen.
„Ich muss gehen… ” Erschöpft wandte sich Lea ab und atmete tief durch. Das durfte niemals wieder passieren. Sie musste zu jedem Zeitpunkt die Kontrolle behalten. Man durfte sich niemals mit einer Schutzperson einlassen. Und erst recht nicht mit Simin Navid, das würde keine von ihnen überleben.
Lea schloss die Zwischentür, das war zuviel. Wie sollte sie das aushalten? Sie sollte zu Jäger gehen, er suchte sowieso einen Grund, um sie loszuwerden. Sie könnte einfach nach Hause fliegen und alles vergessen. Und dann? Jemand könnte versuchen Simin zu töten, das würde sie nicht zulassen können. Nein, sie musste bei ihr bleiben. Ihr durfte nichts zustoßen. Es brannte lichterloh in ihrer Brust.
Auf der Suche nach Feinden hatte sie Spuren gefunden, die sie besser übersehen hätte. Simin wusste scheinbar genau, was Lea für sie empfand. Spielte sie mit ihrer Sehnsucht? War Simin eine Verräterin?
„Nein! Lea Alexander, du blöde Kuh! Reiß dich zusammen und denk nach! Entweder du verstehst, was hier gespielt wird oder du siehst Düsseldorf in einem Zinksarg wieder!”
Lea war heiß, sie riss sich die Kleider vom Leib und stellte sich erneut unter die Dusche. Das Wasser beruhigte. Mit dem kalten Wasser bekam sie ihre Gefühlswelt wieder in Griff, es war alles nur eine Frage des Willens. Das war sicherlich nicht die Prüfung, an der sie scheitern würde. Sie würde das hinbekommen. Bisher hatte sie alles hinbekommen. Afghanistan hatte sie schließlich auch überlebt.
Tropfnass legte sie sich auf das Bett. Etwas in ihr forderte sie auf, wieder zu Simin zu gehen, sie zu berühren. Nein. Das war nicht richtig. Diese Nacht würde sie allein verbringen.
***
Nachforschungen
„Das ist doch nicht Ihr Ernst!” Jäger setzte seine Kaffeetasse ab und lachte Lea aus. „Sie wollen mich verarschen, oder?”
„Wir haben den zweiten Weihnachtsfeiertag. Wir sind in Kuala Lumpur und ich mache keine Scherze!”
„Ich soll dem alliierten Kommando empfehlen, Ermittlungen gegen Simin Navids Familienangehörige zu initiieren? Das soll ich Ihnen abkaufen?”
„Ja. Ich sehe Anhaltspunkte , die eine Untersuchung rechtfertigen.”
„Dann hören Sie mir gut zu. Unser Team hat eine ganz einfache Aufgabe. Wir haben dafür zu sorgen, dass niemand Simin Navid aus dem Weg räumt!”
„Das habe ich verstanden, aber die Geschichte gestern… ”
„Nein, hören Sie auf damit. Wir sind keine Polizisten. Wir sind Leibwächter. Bodyguards. Haben Sie das verstanden?” Jägers kurzer Anflug morgen dlichen Humors war eindeutig verflogen.
„Aber das Verhalten ihres Bruders… ”
„Hören Sie auf! Oder sollen wir auch bei diesem Disput die Meinung von Simin Navid einholen?”
„Nein.” Lea gab klein bei, d amit konnte sie nicht zu Simin gehen.
„Wir können auch i hren Vater fragen, Herr Prof. Dr. Abdollah Navid, wollen
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