Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
anwesend waren. Egal in wessen Gesicht sie schaute, jeder lächelte geschäftig, es war Weihnachten, heute würde anscheinend keiner mit leeren Taschen gehen müssen.
Simin stand bei ihrem Vater. Bei de unterhielten sich angeregt, Lea stellte sich daneben und nickte Kim zu.
„Ich bin wieder online! Ich möcht e einen kompletten Status haben”, sagte sie ruhig in ihr Mikrofon. Alle Stationen meldeten Bereitschaft. Es gab keine Zwischenfälle, draußen schien die Sonne, vielleicht würde es heute doch noch einen schönen Tag geben.
Hassan Navid musterte Lea, mit einer Geste seiner Finger deutete er einen Pistolenschuss auf sie an, beinahe als ob er mit ihr flirten würde. Hatte er ihr dieses Intermezzo am Vorabend nicht übel genommen? Ihn würde sie im Auge behalten müssen. Er stand zwei Meter neben ihr und lauschte schweigend den Worten seines Vaters. Als Oberst der republikanischen Garde war er kein Mitläufer, zudem wurden ihm auch Kontakte zum Vesak nachgesagt. In den letzten Jahren war er allerdings noch nicht auf der internationalen Bühne der Geheimdienste aufgefallen. Lea befand, dass er so oder so aus der Rolle fiel, seine Kleidung wirkte schlicht, den Anzug von der Stange trug er schon länger und die dunklen Lederschuhe hatten Wetzstellen. Egal auf was er es abgesehen hatte, Geld war es nicht.
Die persische Unterhaltung Zwischen Simin und ihrem Vater war seltsam, Lea verstand zwar jedes Wort, nur passten die Gesten nicht zu den geblümten Worten. Simins Vater sprach über die Schönheit Teherans im Frühling. Er lobte die Klugheit, die Weitsicht und die unglaublichen Dinge, die Simin bereits geleistet hatte. Sie stritt regelrecht mit ihm und plädierte für die Verantwortung, die jeder Mensch zu tragen hatte. Sie würde sich nur vor Allah rechtfertigen und niemals von ihrem Wege abbringen lassen. Ihr Vater ließ den Kopf hängen. Was wollte er bloß von ihr? Nach einer Verhandlung um Geld hörte sich das Gespräch auch nicht an. Und den Akten nach, war das, das erste Treffen seit zwölf Jahren.
„Vater bitte, es war Euer Wunsch, dass ich in die Welt ziehe.”
„Aber jetzt möchte ich, dass du heimkehrst. In Frieden. Dein Weg bringt dich an den Abgrund. Kehre um, solange du noch kannst. Ich liebe dich, mein Kind!”
„Vater, Sie kennen die Welt, in der wir leben. Wenn ich jetzt umkehre, wird es niemals Frieden geben.”
„Du zwingst mich Dinge zu tun, die ich niema ls tun wollte… bitte.” Simins Vater hatte Tränen in den Augen. Seine Tochter schüttelte den Kopf.
„Vater, ich bitte Sie. Vertrauen Sie mir.” Auch Simins Bruder stellte sich auf die Seite seiner Schwester. „Simin hat den richtigen Weg eingeschlagen. Bitte denkt an das Versprechen, dass Ihr unserer Mutter gegeben habt. Es ist noch nicht einmal ein Jahr her.” Die Frau von Abdollah Navid war bereits vor fünfzehn Jahren gestorben, zumindest nach den Unterlagen des BND. War das ein Datenfehler oder eine Spur? Simins Vater wandte sich Lea zu. „Frau Alexander, über dieser Konferenz stehen dunkle Wolken. Können Sie meine Tochter bitte von ihrem Weg abbringen? Sie wird sich… ”
„ VATER BITTE!” Simin fiel ihrem Vater lautstark ins Wort. Zahlreiche Konferenzteilnehmer sahen sich um, diese Geste dürfte für Abdollah Navid unendlich schmerzvoll gewesen sein. Er blickte zum Boden, sein Sohn nahm seinen Arm und verließ mit ihm den Raum. Leas Instinkt schrie wie ein Tier. Sie hörte Hagens beruhigende Worte und zwang sich, daran zu glauben, dass seine Einschätzungen richtig waren.
„Bitte, meine Damen und Herren, so kommen wir doch nicht weiter”, rief der Konferenzleiter, ein vielseitiger Amerikaner, den Lea bereits als C12 in Frankfurt und als John im Flugzeug am Telefon kennengelernt hatte. In welche Rolle würde dieser Puppenspieler heute schlüpfen?
Lea wollte der in E nglisch geführten Konferenz kaum noch zuhören, aber den Raum konnte sie auch nicht verlassen. Simin Navid hatte sich bisher kaum zu Wort gemeldet. Die Gespräche liefen bereits seit zwölf Stunden, in denen die Parteien immer und immer wieder ihre Standpunkte erläuterten. Und sich dabei nicht um einen Zentimeter bewegten. John, der Konferenzleiter, trug an diesem sich entwickelnden Desaster keine Schuld, aber wegen seiner Täuschungen in der Vergangenheit traute sie ihm nicht über den Weg.
„Das ist doch ein Witz, wir können doch nicht die hal be Welt finanzieren!”, rief John, der in den letzten Stunden nicht müde wurde, die
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