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Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Titel: Sonnenfeuer - Der Frieden war nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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Katze auf.”
    „ Und du, lass dich nicht erschießen!”
    Lea legte auf. Der kleine Mann in ihrem Ohr konnte nicht verhindern, dass ein tropischer Regen seinen Schützengraben geflutet hatte und trieb etwas ungehalten gemeinsam mit dem Schaf in einer nicht übermäßig großen Eisenwanne umher.
     
    ***

Red carpet
    Am Abend des ersten Weihnachtsfeiertages würde Lea sofort damit anfangen können, Hagens Ratschläge zu befolgen. Draußen war es immer noch kein Grad kälter geworden. Im Sultan Ballsaal des Le Méridien befanden sich neben einer für diese Veranstaltung aufgebauten Bar weitere Sitzgruppen, deren Farbgebung noch an den imperialen Stil aus der englischen Kolonialzeit erinnerten. Wenn Lea daran dachte, um was es morgen ging, wirkte dieser Cocktailempfang beinahe zu elitär. Die Veranstaltung hatte eher etwas einer Feier des internationalen Jetsets, als ein Treffen von zahlreichen Wirtschafts- und Regierungsvertretern der führenden Industrienationen. Es waren zweiundfünfzig Konferenzteilnehmer und hundertsieben Securities anwesend, Lea hatte ihre Bilder alle auf dem Smartphone. Wobei sie einige der Gesichter bereits durch die Arbeit für Paul McGregor kannte. Es war niemand anwesend, der nicht in der Öl- und Energieerzeugerindustrie eine wichtige Rolle spielte.
    Das Hotelpersonal für diese Veranstaltung stellte der malaysische Secret Service, der gemeinsam mit der FRU, der Sondereinheit der malaysischen Polizei, auch das Hotel sicherte. Die hatten sogar eine kleinere Demonstration initiiert, um ohne besondere Aufmerksamkeit zu erwecken, weitere FRU Polizisten in Hotelnähe bereithalten zu können.
    Simin Navid stand zwei Meter vor ihr und unterhielt sich angeregt mit einem Asiaten. Lea verstand nur Bruchstücke, ihr Mandarin war etwas eingerostet. Es ging anscheinend um technischen Kram, den sie auch in keiner anderen Sprache verstanden hätte. Kim sicherte die andere Flanke. Die Chinesin hatte ebenfalls ein Abendkleid an, in dem auch sie eine hervorragende Figur abgab. Die Blicke vieler Männer hatte die junge Agentin damit sicher, Lea Augen blieben aber meist bei Simin.
    „Die Party läuft. Das Familientreffen ist in zwei Minuten”, meldete Noam über den Knopf in Leas Ohr. Es fiel ihr nicht leicht, sich zu konzentrieren, Simin trug ein hochgeschlossenes elfenbeinfarbiges Abendkleid, bei dem ein Seidenschleier die Haare bedeckte. Sie sah aus wie eine Königin aus einem orientalischen Märchen. Alle Frauen bedeckten aus Respekt vor den Gastgebern ihre Haare und verzichteten darauf, zuviel Haut zu zeigen. Das Bild einer Wüstenblume inmitten einer Blutlache lief Lea bereits den ganzen Abend hinterher, ihr kleiner Mann im Ohr wurde nicht müde, von seiner selbstgezimmerten Arche aus, vor einer Katastrophe zu warnen.
    „This is KL-Control. The urban area is save.” Immerhin leisteten die alliierten Augen am Himmel ihren Teil für einen friedlichen Abend.
    Mit dem Geschmack einer toten Katze im Mund trank Lea einen Schluck Wasser. Ihre Hand zitterte. Sie schloss die Augen und atmete ruhig aus, jetzt war nicht die richtige Zeit für Mätzchen.
    „First L ady save”, sprach sie mit ruhiger Stimme und sah dabei Simin Navid an.
    „Wir kommen jetzt in den Ballsaal.”
    Lea ging zu Simin, „Ihr Vater und Bruder sind da”, die sich abgeklärt bei den Gesprächspartnern bedankte und sich der Tür zuwendete. Ihr Vater betrat den Ballsaal, Abdollah Navid hatte eine beeindruckende Präsenz, eins neunzig groß, ein gepflegter dunkler Vollbart und angegraute Schläfen. Er lächelte seine Tochter an. Den Akten nach lehrte er an der Universität Teheran Mathematik und Physik, selbst hatte er ebenfalls in Deutschland studiert. Der Apfel fiel nicht weit vom Stamm.
    Simin reagierte freundlich, sie empfing ihren Vater wie einen Fürsten, verbeugte sich und küsste seinen Handrücken. „Shaikh, as-salâmu alaykum.”
    Die Gestik faszinierte Lea, er nahm diese besondere Respektsbekundung jovial auf, legte seine Hände an ihre Wangen und küsste ihre Stirn.
    „Wa-alaykum as-salâm”, antwortete er mit einer tiefen Stimme. Warum hatte bisher keiner der Dienste ihren Vater auf der Liste? Man musste blind sein, um nicht zu erkennen, welche Bedeutung er in ihrem Leben hatte.
    Ihr Bruder, Hassan Navid, lächelte sie ebenfalls an, Simin wandte sich ihm zu, umschloss seine Hände und deutete eine Verbeugung an. Er hatte lange Haare und war durchaus ein attraktiver Mann, auch wenn Lea nicht für diesen Typ schwärmte.

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